Hamminkeln. . Bürger kritisieren die Wuchtigkeit der Gebäude beim geplanten Fachmarktzentrum, fürchten den Verkehrskollaps. „Hellefisch-Anwohner“ sind entsetzt
Es gibt Redebedarf in Hamminkeln. Das merkte man am Donnerstag Abend bei der Bürgerinfo der Grünen zur geplanten Bebauung am Rathaus. Die Bürgerhalle war gut gefüllt und beileibe nicht nur die ältere Generation wollte mitreden bei der künftigen Gestaltung des Areals zwischen Blumenkamper und Brüner Straße. Von daher begrüßten viele den Ansatz der Grünen, die Bevölkerung bei der Planung mitreden zu lassen, um für das Projekt, so es denn kommt, auf möglichst breite Zustimmung zu hoffen.
Zunächst stellte Helmut Berends vom Investor ITG die neuen Planungsentwürfe vor, die sich erheblich von denen unterscheiden, die er im Dezember im Ausschuss für Stadtentwicklung vorgestellt hatte. Hier hatte die ITG schon einiges an Kritik einstecken müssen, und viele Kritikpunkte haben die Düsseldorfer Entwickler bisher in ihre neuen Entwürfe eingebaut. Vier Variationen eines Grundkonzepts hatte Berends im Gepäck.
Streuobstwiese bildet weiter den Dorfeingang
Wichtigste Nachricht bei den neuen Planungsentwürfen für die Bebauung am Rathaus für die Hamminkelner: Die Streuobstwiese als Dorfeingang bleibt in allen vier Variantionen unangetastet. Von einem Seniorenheim oder einer ähnlichen Einrichtung ist, im Gegensatz zum ersten Entwurf, nicht mehr die Rede. Diesen Punkt hatten viele kritisiert, weil Hamminkeln mit drei Senioreneinrichtungen laut Bedarfsplan des Kreises hinreichend versorgt ist. Fußgänger und Radfahrer können von der Blumenkamper Straße auf das Gelände, die Erschließung für Autos erfolgt über die Brüner Straße.
In allen Entwürfen wird auf das eigentliche Fachmarktzentrum im ersten Stock Wohnbebauung aufsetzt, die in Richtung Hellefisch 35 bis 40 Prozent Grünfläche an den Wohnungen hat – sozusagen, der Garten im ersten Stock. Der Fachmarkt erscheint im Plan als L-förmiger Block mit Klinkerfassade. Im unteren Teil des L ist der gewünschte Lebensmitteldiscounter angesiedelt. In der Flanke entlang der Straße Hellefisch sind im Moment ein größerer Fachmarkt, ein Getränkemarkt und drei kleinere Fachmärkte angesiedelt.
Vier Varianten eines Grundkonzepts
In Variante 1, die nach ITG-Angaben wirtschaftlich am schwersten umsetzbar ist, bleiben alle Bäume auf der Fläche – auch rund um das Pastorat – erhalten. Selbiges soll in dieser Variante allerdings abgerissen werden und als Parkplatzfläche dienen. In Variante 2 bleibt das Pastorat erhalten, allerdings gibt es auf der Fläche auch Parkplätze.
Bei der dritten Variante bleibt das eigentliche Pastorat ebenfalls erhalten, aber der Anbau würde abgerissen. Im Pastoratsgebäude sieht die Planung einen Imbiss und Bäcker vor. Hinter dem abgerissenen Anbau würden in dieser Variante weitere Wohnungen entstehen. Bei Variante 4 wiederum wird das komplette Pastorat abgerissen. Auch hier würden stattdessen ein Imbiss und eine Bäckerei, allerdings als Neubau, entstehen und im hinteren Bereich ist ebenfalls Wohnbebauung geplant.
Es gibt noch keine unterzeichneten Verträge
Die ITG will das komplette Grundstück samt Streuobstwiese kaufen und ist mit den Eigentümern im Gespräch. Gespräche gibt es auch mit potenziellen Mietern, die in das Fachmarktzentrum einziehen könnten. Aber, betonte Berends, natürlich gebe es noch keine Verträge. Schließlich wisse man ja nicht, ob das Projekt tatsächlich realisiert werde.
Geplant ist aber unter anderem ein Lebensmitteldiscounter (dabei wird es sich wohl um Lidl handeln), ein Getränkemarkt (da dürfte der Getränkemarkt von Rewe Schmied gemeint sein) und einen Textiler aus dem unteren Preissegment. „Einen ersten Aufschlag“, nannte Bürgermeister und Tennisspieler Bernd Romanski die Entwürfe.
Hellefisch-Anwohner sind „entsetzt“
Vor allem die Anwohner der Straße Hellefisch zeigten sich Donnerstag Abend „entsetzt“ von den Plänen, weil die Anwohner des westlichen Teils bei der Realisierung demnächst nicht in den verwilderten Garten, sondern auf eine hohe Rückfront des Fachmarktzentrums schauen. Auch befürchten sie Lärmbelästigung bei der Anlieferung.
Ein weiterer Kritikpunkt vieler Teilnehmer ist die Wuchtigkeit des Gebäudekomplexes, die nach Meinung einiger nicht zum dörflichen Charakter Hamminkelns passt. Es wurden auch Stimmen laut, die den Bau „auf der grünen Wiese“ bevorzugen, was aus rechtlichen Gründen allerdings nicht möglich ist. Die van Nahmens als Streuobstwiesenpflanzer sorgen sich um zu geringen Abstand zu den Bäumen. Und große Sorgen machen sich einige Hamminkelner um die Verkehrssituation im Bereich Blumenkamper Straße. Vor allem die Kreuzung Marktstraße sehen viele kritisch.
<<<<<<<<<<<<<NRZ-KLARTEXT von Svenja Aufderheide>>>>>>>>>>
Zu einer Bürgerinformation, wie sie die Grünen löblicherweise organisiert haben, kommen vor allem Kritiker von Projekten. Das liegt in der Natur der Sache. Deshalb sollte keiner glauben, dass die Mehrheit der Hamminkelner das Bauprojekt am Rathaus ablehnt, nur weil die Anwesenden in der Bürgerhalle teilweise massive Kritik an den Planungen übte. Das wäre vermessen. Das wissen auch die Investoren. Umso löblicher, dass sie die Kritik der Politik in ihren frischen Entwürfen aufgegriffen haben und das Gespräch mit der Bürgerschaft suchen, um möglichst viel Konsens herzustellen. Es gibt auch andere Investoren, die sagen: „Friss oder stirb“.