Wesel. . Die Chefärzte Dr. Christoph Schmitz-Rode und Dr. Levent Özokyay beantworteten bei der NRZ-Telefonaktion Fragen rund um das Thema Rückenschmerzen.

Zahlreiche Menschen in Deutschland leiden unter Rückenschmerzen, bei älteren Menschen ist dies in einigen, aber längst nicht allen Fällen auf Osteoporose (Knochenschwund) zurückzuführen. Zu diesen Themen beantworteten die Chefärzte Dr. Levent Özokyay (Orthopädie und Unfallchirurgie) und Dr. Christoph Schmitz-Rode (Altersmedizin) vom Marien-Hospital Fragen am NRZ-Telefon.

„Bei Rückenschmerzen ist die Frage, welche Untersuchung man macht. Die Leute gehen vorher ja im Normalfall zum Hausarzt, aber bei schwerwiegenderen Problemen gehört das schon in fachorthopädische Hände, um die richtige Therapie auf den Weg zu bringen“, erklärt Dr. Özokyay. Die Untersuchung laufe dann über eine Stufendiagnostik ab, zunächst würde geröntgt und danach eine Kernspintomographie durchgeführt. „Die Therapie ist individuell auf die Patienten zugeschnitten, es kommt auf die Symptome an“, sagt der Fachorthopäde, der Anrufer im Alter von 50 bis 89 Jahren mit Ratschlägen versorgte.

Besonders häufig würden Bandscheibenvorfälle auftreten. „Wenn sie bei allen 50-jährigen eine MRT-Untersuchung machen würden, hätten viele einen Bandscheibenvorfall, aber nur 20 Prozent haben Probleme damit. Die Schmerzen liegen oft woanders“, verrät Dr. Özokyay. Auch die Behandlung von Bandscheibenvorfällen habe sich im Laufe seiner 25 Jahre Berufserfahrung stark verändert, berichtet der Chefarzt. „Früher hat man die Patienten nach einer OP drei Tage im Bett liegen lassen, heute sollen sie sich möglichst schnell wieder bewegen, um dem Muskelabbau vorzubeugen“.

Insgesamt müssten bei Rückenschmerzen aber unter zehn Prozent der Patienten überhaupt operiert werden. „Die Therapien dauern bis zu einem halben Jahr, wir versuchen, alle konservativen Möglichkeiten auszuschöpfen“, sagt Dr. Özokyay.

Bei den älteren Patienten sind Rückenschmerzen oft ein langfristiges Problem. „In der Altersklasse ab 70 Jahren haben ein Drittel der Patienten chronische Leiden, überwiegend handelt es sich dabei um Rückenschmerzen“, stellt Dr. Schmitz-Rode dar. „Viele Patienten versuchen sich selbst zu behandeln, zum Beispiel mit Voltaren oder Ibuprofen oder bekommen Spritzen vom Orthopäden, die für kurze Zeit Linderung verschaffen, aber chronische Leiden brauchen ein bestimmtes Behandlungskonzept“, betont der Chefarzt der Geriatrie. Außerdem hätten Voltaren und Ibuprofen bei älteren Menschen viele Nebenwirkungen und seien über einen längeren Zeitraum nicht geeignet.

„Ältere Menschen haben oft degenerative Erkrankungen in der Wirbelsäule wie Arthrose in den kleinen Gelenken oder Osteoporose“, sagt Dr. Schmitz-Rode. „Osteoporose ist ein großes Thema, weil es nicht nur ein reiner Knochenschmerz, sondern auch ein Nervenschmerz ist, da die Knochenstrukturen auf die Nerven drücken. Knochenschmerzen kann man mit Schmerzmitteln ganz gut behandeln, bei Nervenschmerzen muss man auf andere Medikamente zurückgreifen“, erläutert Dr. Schmitz-Rode. Doch eine passende Therapie lässt sich für jeden Patienten finden.

>>> VIELE PATIENTEN SCHEUEN SCHMERZMITTELEINNAHME:

Rückenschmerzen treten bei vielen Patienten chronisch auf und bedürfen einer langfristigen Behandlung, doch die Methoden der Ärzte stoßen nicht immer auf Gegenliebe.

„Die Einsicht, dass man zum Beispiel bei einer Herz-Rhythmus-Störung oder Bluthochdruck über einen längeren Zeitraum Medikamente einnehmen muss, ist bei den Patienten größer als bei Rückenschmerzen“, schildert Dr. Christoph Schmitz-Rode.