Wesel. . Seit 15 Jahren Prinzenführer, achtet Luc Eben auf die Etikette – schließlich sind die Tollitäten Botschafter der Stadt Wesel.
Anekdoten aus 15 Jahren Amtszeit? „Ich könnte ein Buch schreiben“, sagt Luc Eben, der Prinzenführer des Carnevals-Ausschuss Wesel (CAW) lacht. Seine Aufgabe ist vielschichtig: Er ist der Herr über den Terminplan, findet Prinzenpaare, wirbt Sponsoren und pflegt den Kontakt zu ihnen. Schon lange bevor der Hoppeditz sich den Schlaf aus den Augen reibt, umsorgt und berät Eben das Prinzenpaar, fährt mit nach Korschenbroich, um die Kostüme auszusuchen, stellt sich auf die Persönlichkeiten ein. Jeder Jeck ist eben anders und das will berücksichtigt sein, soll die Session Spaß machen. Eben lotst das Prinzenpaar um alle Klippen und Stolperfallen herum, „ich bin für jeden da“, so beschreibt er sein Selbstverständnis.
Der Bus wird zum Partybus
Und der Prinzenführer sorgt dafür, dass alle Spaß haben. Gestresst im
Bus, im Saal wird dann das Lächeln angeknipst – so ist das in Wesel nicht. „Wir machen den Bus zum Partybus“, sagt der gebürtige Belgier, der sich seinen flämischen Akzent immer bewahrt hat, „ich bin deutsch, ich komme nur aus Belgien“. Wenn Prinzenpaar und Gefolge zum nächsten Termin unterwegs sind, wird im Bus gefeiert, gesungen, geschunkelt und gelacht. Auch getrunken? Hier ist für den 69-Jährigen eindeutig Schluss mit Lustig. Prinzenpaar und Pagen vertreten die Stadt Wesel, und das haben sie würdig zu tun. Undenkbar, dass Luc Eben jemanden angetrunken auf die Bühne lassen würde – in all den Jahren hat ihn auch niemand in diese Verlegenheit gebracht. „Ich würde allein auf die Bühne gehen.“
Etikette ist dem Prinzenführer wichtig
Er selbst rührt seit seinem 27. Lebensjahr keinen Tropfen mehr an – als Gastronom schien ihm das die beste Entscheidung zu sein. Seine Schützlinge dürfen schonmal ein Bier oder einen Sekt trinken. Am liebsten ist ihm das aber nach dem letzten Auftritt des Tages, beim gemütlichen Ausklang. „Wir haben mitunter 14 Termine am Tag, ein Bier pro Termin geht da einfach nicht.“
Wesel würdig vertreten, dafür richtet der Prinzenführer auch hier mal einen Kragen, dort den Orden. Er sorgt dafür, dass Prinz und Prinzessin wie aus dem Ei gepellt aussehen. Und er achtet auf gutes Benehmen. „Wenn ein Page seine Cola aus der Flasche trinkt – das geht nicht.“ Er lächelt, denn er versteht es, sein Anliegen humorvoll anzubringen.
Pannen gehören zur Session
Trotz aller Vorbereitung und Umsicht: Pannen gibt es immer wieder. Wie damals, als sich sonntags ein großer Riss im Kleid der Prinzessin auftat. „Wir wollten zu einem Auftritt, hatten kaum Zeit.“ Eben bat einen befreundeten türkischen Schneider um Hilfe, der ruckzuck – anschaulich demonstriert er die Arbeit an der Nähmaschine – eine Borte um den Rock nähte. So muss eine Prinzessin aussehen, alles wieder gut: Wesel, helau! Eine ehemalige Pagin nennen alle nur noch „das Ei“: Der Bus war zu früh zum Termin, „wir sind dann in einem Nobelhotel frühstücken gegangen“ erinnert sich Eben. Dort war schon geöffnet. Die unglückliche Pagin griff sich in Eile ein Ei vom Buffet und köpfte es schwungvoll am Tisch. „Sie hatte versehentlich ein rohes Ei vom Arbeitsplatz des Kochs genommen.“ Noch heute muss der Prinzenführer lachen, so eine Schweinerei, „und das in diesem noblen Laden!“
Wie kommt ein belgischer Gastronom dazu, in Wesel Prinzenführer zu werden? Eben stammt aus Bocholt, belgische Partnerstadt des westmünsterländischen Bocholt. Und auch daheim war er schon jeck, der belgische Karneval sei lockerer als der hiesige. „Es gibt nicht so viele Auflagen.“
Ein Blick auf den Rhein machte den Unterschied
Als Gastronom sah er sich seinerzeit die Räumlichkeiten am Rhein an, in dem aktuell noch das mongolische Restaurant beheimatet ist. „Oben gab es einen Friseur“, erinnert er sich. Der Rheinblick hat ihn gepackt und nicht mehr losgelassen. Eben führte sein Restaurant dort, danach parallel das L’Etage und später das Berliner Tor. Gastronomie betreibt er nicht mehr, von Ruhestand kann aber auch keine Rede sein.
Zum Karneval hat ihn seine Spontaneität gebracht. „Das Prinzenpaar zog durch die Stadt. Ich habe sie eingeladen.“ Tollitäten samt Gefolge zogen ins L’Etage zu Heringsstipp und Bratkartoffeln. Man kam ins Plaudern und Robert Terhorst, seinerzeit Präsident, erklärte, dass er für das nächste Jahr noch keinen Prinzen habe. „Ich habe gesagt: Wo muss ich unterschreiben?“
Ans Aufhören denkt Luc Eben nicht
Eben ist ein Mann der schnellen Entscheidungen, war 1995/96 Prinz mit Prinzessin Jutta van Laak und wechselte dann in den CAW-Vorstand, vor 15 Jahren kam das Amt des Prinzenführers. Eine Optimalbesetzung, Luc Eben strahlt mit jeder Faser die Liebe zu dieser Aufgabe aus. Aufhören? „Erst wenn ich nicht mehr kann“, sagt er. Dann will er sich einen Wunsch erfüllen, „ich möchte all die Dinge, die ich im Laufe der Jahre bekommen habe, ausstellen“. Und ja, vielleicht auch ein Buch schreiben. Über Sachen wie die mit dem Kleid und dem Ei.