Wesel. . In den nächsten Tagen werden Räume untersucht und Wände versiegelt. Für Schüler, die vor Prüfungen stehen, soll Unterricht organisiert werden.

Der Schritt war drastisch, aber richtig, wie Kreisdirektor Ralf Berensmeier gestern vor der Presse betonte: „Die Gesundheit ist für uns das Wichtigste“. Weil in zwei Räumen leicht erhöhte Asbestwerte gemessen wurden, hat die Kreisverwaltung am Mittwochabend die Schließung des Berufskollegs Wesel mit 3313 Schülern und gut 200 Mitarbeitern angeordnet. Ursache für die Belastung sind Systemtrennwände im naturwissenschaftlichen Trakt – und diese Wände gibt es in gut 60 Prozent der Räume. In den kommenden Tagen werden weitere Messungen durchgeführt, die Wände versiegelt und die Räume professionell gereinigt. Nach derzeitigem Stand bleibt die Schule für den Großteil der Schüler bis zum 11. März dicht.

Vor der Presse erläuterten Ralf Berensmeier, Verwaltungsvorstandsmitglied Helmut Czichy und Schulleiter Christian Drummer-Lempert die Fakten. Festgestellt wurden die Werte bei Messungen am 18. und 19. Februar, die als Vorbereitung für Bauarbeiten im Sommer gedacht waren. Einem Gutachter waren die Wände als potenziell schadstoffbelastet aufgefallen, er hatte die Prüfung empfohlen. Das Ergebnis: Die Raumluftwerte liegen bei 1023 und 1025 Fasern pro Kubikmeter Luft und damit knapp über dem Grenzwert für Schul- und Wohngebäude (1000 Fasern). Der Gutachter habe dringend empfohlen, zu handeln, so Berensmeier.

Asbesthaltige Wände werden sukzessive entfernt

Eine Fachfirma wird nun in gesamten Gebäude Messungen durchführen und die Wände versiegeln. Das sei ein übliches Vorgehen. „Solange der Stoff gebunden ist, besteht keine Gefahr“, versichert Berensmeier. Sollten erneute Messungen einen Wert um die 500 Fasern pro Kubikmeter Luft ergeben, können die Räume freigegeben werden. Die asbesthaltigen Wände sollen sukzessive entfernt werden, so Helmut Czichy – die ersten im Sommer.

Dr. Jens Winkler, beim Berufskolleg für Arbeitsschutz zuständig, ist überzeugt, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht zu befürchten sind. Er verweist darauf, dass der Grenzwert bei Arbeitsplätzen bei 10 000 Fasern pro Kubikmeter Luft liege – also weit über den Werten in der Schule. „Es gibt keinen Anlass zur Sorge“.

Wände galten bisher als nicht auffällig

In dem mehr als 40 Jahre alten Gebäude hatte es bereits 2010 eine Überprüfung auf mögliche Schadstoffbelastung gegeben, damals seien die Systemwände vom Gutachter nicht als auffällig identifiziert und daher nicht beprobt worden. Die Belastung müsse in den anderen Räumen auch nicht unbedingt gleich sein, so Czichy.

Für Schulleiter Christian Drummer-Lempert ist die Situation zwar schwierig, denn gut 250 der Schüler stehen unmittelbar vor dem Abitur oder vor Kammerprüfungen, aber: „Es war richtig, so zu reagieren“. Nur wenige Schüler standen am Donnerstag vor verschlossenen Türen, die Nachricht hatte sich schnell verbreitet.

Informationstelefon am Berufskolleg

Das Kollegium wurde am Donnerstagmorgen umfassend informiert und habe die Fakten professionell aufgenommen, sagt Drummer-Lempert. Nun geht es darum, Räume zu finden, damit diejenigen, die vor Prüfungen stehen, unterrichtet werden können und auch wichtige Klausuren nicht ausfallen müssen. Das Ziel: Anfang nächste Woche soll Unterricht für diese Schüler angeboten werden. Wieviele Klassen das sind und welchen Räume genutzt werden, ist offen: „Wir sind auf der Suche“.

An Schüler, Eltern und Betriebe werden Schreiben verschickt, Schüler erhalten auch über den Vertretungsplan und die Homepage Infos. Das Berufskolleg ist für Eltern und Schüler auch am Wochenende von 10 bis 12 Uhr unter 0281/966610 erreichbar. Aktuelles auch unter www.bkwesel.de.