Hamminkeln. . Der Umbau der Sachsenstraße in Dingden ist bei den Anwohnern heftig umstritten. Sie wollen, dass die Planungen erst einmal auf Eis gelegt werden.

Landesweit kommt es seit Monaten zu Bürgerprotesten gegen die Straßenbaubeiträge, die die Kommunen erheben, wenn sie eine Straße gründlich sanieren. Nun hat dieser Protest auch Hamminkeln erreicht. Bei einer Bürgerinformation zur Umgestaltung der Sachsenstraße in Dingden in eine Verkehrsmischfläche – im Volksmund Spielstraße genannt – machten die Anwohner ihrem Unmut lautstark und ausgesprochen emotional Luft. Im Ratsaal brannte die Hütte.

Denn die Anwohner der Sachsenstraße sollen 80 Prozent der Kosten tragen. Nach einer vorläufigen Kostenschätzung liegt der Betrag bei 21 Euro pro anrechenbarem Quadratmeter. Bei den großen Gärten, die die Anwohner der Sachenstraße haben, kommen so schnell fünfstellige Summen zustande.

Anwohner haben bereits Unterschriften übergeben

Für die Verwaltung mit dem Beigeordneten Robert Graaf an der Spitze kam der Protest gestern Abend nicht unerwartet. Schließlich hatten die Anwohner der Sachsenstraße bereits nach dem Bekanntwerden der Pläne im Herbst vergangenen Jahres auf ihrer Straße 77 Unterschriften von Mietern und Besitzern gesammelt und sie gemeinsam mit einer Petition am 16. November vergangenen Jahres an Bürgermeister Bernd Romanski übergeben.

So verwunderte es am Dienstag Abend auch nicht, dass die Anwohner erst einmal überhaupt keinen Bedarf hatten, den Ausführungen von Diplom-Ingenieur Dieter van Soest zum geplanten Straßenumbau zu lauschen. Stattdessen legte ihr Sprecher Thomas Kasparek sofort los. Er zitierte aus der Anwohnerresolution, in der sie die Forderung erhoben hatte, zehn Tage vorher informiert zu werden. „Das hätte Sie am wenigsten gekostet“, warf er der Verwaltung Intransparenz vor.

Bürger sprechen von „Unverschämtheit“

Erst auf Fragen der Anwohner im Bauausschuss sei der Termin der Bürgerinformation überhaupt bekannt geben worden, klagte Kasparek. Auf der städtischen Homepage ist der Termin nicht zu finden, auch die Presse - wie sonst üblich - wurde nicht offiziell eingeladen.

Die Anwohner fordern nicht nur einen Stopp für die Planungen zur Sachsenstraße, sondern für alle so gelagerten Straßensanierungen in Hamminkeln, bis klar ist, ob und wie die Landesregierung die Straßensanierungsbeiträge künftig behandelt. „Es ist eine Unverschämtheit. Sie ziehen den Ausbau mit Maximalforderungen durch“, wetterte der Anwohnersprecher unter dem großen Applaus der zahlreich erschienen Anwohner: „Es ist eine Dreistigkeit, dass hier von oben Politik gemacht wird.“

Viele Ältere befürchten, ihr Haus zu verlieren

Viele ältere Anwohner meldeten sich zu Wort, weil sie fürchten, die Anliegerbeiträge nicht zahlen zu können und ihr Heim zu verlieren. Angesichts dieser Wut und Angst half es nur wenig, dass Kämmerer Robert Graaf betonte, dass man erst am Anfang der Planung sei und auf aktuelles Recht verwies: „Wir haben eine Betragserhebungspflicht.“ Die Bitte der Verwaltung um eine Versachlichung der Debatte lief in weiten Teilen ins Leere. „Wir sind so aufgebracht, weil wir uns verkackeiert fühlen“, fasste ein Anwohner zusammen.

Die Menschen von der Sachsenstraße kündigten an, sich nach Klagemöglichkeiten zu erkundigen. Sie erklärten auch direkt, am heutigen Donnerstag bei der Ratssitzung ihr Fragerecht wahrzunehmen und die Parteien „zu zwingen, Farbe zu bekennen.“