Hamminkeln. . Bocholter Unternehmer erläutert seine Gründe, das Werk in Dingden zu schließen. Die Streichung von 350 Stellen sei „wirtschaftlich notwendig“.

Die angekündigte Schließung des Dingdener Borgers-Werks und der Verlust von 350 Arbeitsplätzen bis Mitte 2020 sorgt weiterhin für viel Gesprächsstoff in Hamminkeln. Am Dienstagabend sprach der Bocholter Unternehmer Werner Borgers mit den Fraktionsspitzen im Rathaus und erläuterte noch einmal seine Gründe, das Werk zu schließen.

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In einer anschließend versendeten Pressemitteilung spricht Borgers von einer „insgesamt wirtschaftlich notwendigen“ Entscheidung. Dabei stellte er gegenüber den Ratsvertretern noch einmal grundsätzlich klar, dass die Entscheidung zur Schließung des Werkes in Dingden völlig unabhängig von der aktuellen Situation der Standorte in Polen und Tschechien zu sehen sei. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun“, so Werner Borgers.

Dingdener Werk schreibt seit 2014 rote Zahlen

Die operativen Anlaufprobleme in Polen und die schwierige Suche nach Fachpersonal in Tschechien seien zweifellos Herausforderungen; diese seien aber erkannt und lösbar. „Das Werk in Dingden schreibt schon seit dem Jahr 2014 rote Zahlen – trotz einer Reihe zwischenzeitlich eingeleiteter Gegenmaßnahmen“, sagt das Unternehmen.

Da in Dingden hier vor allem Bauteile für Lkw und Nutzfahrzeuge mit einem hohen manuellen Arbeitsaufwand gefertigt werden, stehe der Standort jedoch in harter Konkurrenz zu Wettbewerbern, die in Osteuropa zu deutlich geringeren Lohn- und Energiekosten produzieren. Aus diesem Grunde siedeln sich auch die Automobilhersteller schon seit Jahren verstärkt im Osten Europas an, führt Borgers aus. Gleichzeitig erwarten sie von den Zulieferern, ihre Produkte ebenfalls dort zu fertigen und entsprechend günstig anzubieten.

Mitarbeiter leisten bereits ihren Sanierungsbeitrag

Bereits Ende 2015 war deshalb bei Borgers eine Rahmenvereinbarung zur Sicherung der Standorte in Bocholt und Dingden geschlossen worden, mit der die Mitarbeiter einen Beitrag leisteten, um die laufenden Kosten zu reduzieren. Erst als diese Maßnahmen nicht den erhofften Erfolg zeigten, sei der Entschluss gefallen, die Fertigung der sehr lohn- und energieintensiven Bauteile für Nutzfahrzeug-Kabinenverkleidungen an einem neuen Standort in Polen zu konzentrieren. Nur so konnte Borgers überhaupt weiterhin Aufträge in diesem wichtigen Segment gewinnen.

Eine Analyse habe ergeben, dass das Werk aufgrund des zu geringen Umsatzes auch im Falle entsprechender Verbesserungsmaßnahmen nicht profitabel zu führen wäre, schreibt das Unternehmen und verweist auch auf die Notwendigkeit erheblicher Investitionen, um auch künftig Umweltauflagen zu erfüllen.

Unternehmen will gemeinsam Lösung finden

„Die Erkenntnis, das Werk in Dingden schließen zu müssen, war für uns alle sehr schmerzhaft“, betont Werner Borgers. „Kein Unternehmer schließt freiwillig ein Werk mit 350 Mitarbeitern, schon gar nicht am Stammsitz. Aber wir tragen auch Verantwortung für die rund 7.000 Beschäftigten an den anderen Standorten und müssen Verlustquellen beseitigen, die die gesamte Unternehmensgruppe beeinträchtigen. Wir werden jedoch die von dem Stellenabbau betroffenen Mitarbeiter bei der Arbeitsplatzsuche so gut es geht unterstützen.“

Borgers wird in Kürze die Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite aufnehmen, um mit Blick auf die Werksschließung in Dingden gemeinsam Lösungen zu finden, die so sozialverträglich wie möglich sind.

Die sozialen Folgen der Schließung abfedern

Silke Westerhoff (FDP) ist nach dem Treffen klar: „Ich möchte hier keine Hoffnungen wecken, aber die Hoffnung auf eine Lösung nicht aufgeben.“ Für SPD-Fraktionschef Jörg Adams ist es nach dem Gespräch nun vorrangig, die sozialen Folgen einer Schließung so weit wie möglich abzufedern und die betroffenen Mitarbeiter möglichst schnell wieder in Lohn und Brot zu bringen.

UDS-Fraktionschef Helmut Wisnieswski und CDU-Fraktionschef Dr. Dieter Wigger sehen das ebenso und betonen, dass die Stadt alles getan habe, um das Werk in Dingden zu halten. Stichwort: Westtangente. Grünen-Chef Johannes Flaswinkel kritisiert, dass aus seiner Sicht nicht alle Möglichkeiten genutzt wurden, um den Standort zu halten.

Beendet die Stadtratssitzung den Streit?

Es zeichnet sich ab, dass der Streit um die Schwarz-Grün-Wente-Resolution (NRZ berichtete) mit einem Kompromiss zur Ratssitzung politisch enden wird. Ob damit die formalrechtlichen Bedenken des Bürgermeisters zur Verabschiedung der Resolution vom Tisch sind, wird sich am Donnerstag ab 16 Uhr zeigen.