Kreis Wesel. . Firmen kritisieren, dass die ausgewiesenen Flächen untauglich sind, aber für Aufregung sorgen. „Kollisionsplanung“ nennen sie das.

Heimische Kiesunternehmen fühlen sich derzeit zu Unrecht in der Kritik: Gestern bezog daher „Zukunft Niederrhein“, eine Initiative aus 13 Kiesunternehmen, Stellung zum Entwurf der Kiesresolution, vorgelegt von CDU und Grünen im Kreistag und – mit noch zu diskutierenden Modifikationen – dort auch von der SPD unterstützt. Man könne nicht „einfach mal die Produktion runterfahren“, sagt Christian Strunk, Koordinator der Initiative, „so einfach ist die Welt leider nicht“.

Keine Gespräche möglich

Den neuen Regionalplan nennt er „fast schon Kollisionsplanung“: Es seien Flächen ausgewiesen worden – Obrighoven, Bönninghardt, Lackhausen, Wickrather Feld/Dachsbruch – die von der Wirtschaft nicht gewollt sind, dafür aber die Bevölkerung gegen die Auskieser aufbringen. Gespräche mit den Kiesunternehmen lehnen sowohl RVR als auch meist die Bürgerinitiativen ab. Die Kiesunternehmen würden lieber an anderen Stellen auskiesen, Vahnum beispielsweise und Pettenkaul, im Mündelheimer Bogen oder in Binsheim, beides Duisburg. Drüpt allerdings, so Strunk, sei unbedingt notwendig und schon lange in der Planung.

Michael Hüging-Holemans äußerte sich auch zur häufig gestellten Export-Frage: „Wir versorgen regional, dazu gehören auch die Niederlande und Belgien.“ Auch in den Niederlanden werde abgegraben, aber nur Sand, gröberes Material gebe es dort nicht genug, in Belgien gar keines. Welche Gesamtmengen aus NRW nach Holland gehen, „kann jedes Unternehmen nur für sich sagen“.

Sorge um die Existenz der Unternehmen

Das Argument, landwirtschaftliche Fläche für die Nahrungsproduktion werde vernichtet, lassen die Auskieser nicht gelten. Mehr als 30 Prozent der Fläche gehe in die Energiewirtschaft – Mais für die Biogasanlagen. Daneben verringerten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen landwirtschaftliche Flächen.

Die Unternehmen sind von Existenzsorgen geplagt, Genehmigungsverfahren dauerten 15 bis 20 Jahre, viele Werke haben nicht mehr für fünf Jahre Material. Engpässe und hohe Preise seien die Folge.

„Mit 180 in die Garage fahren“

Zwar seien die jetzt ausgewiesenen Flächen ungeeignet und ungewollt. Gehe es aber ums Überleben, werde sicher auch dort jemand zugreifen. Hüging-Holemans nennt die aktuelle Planung „mit 180 in die Garage fahren“. Und alle vermuten System dahinter, Kollisionsplanung eben, die Konflikte erst schaffe, um das Thema Kies zu diskreditieren. In den vergangenen Jahren habe man vernünftig und ohne Probleme für Nachbarn und Umwelt gearbeitet.

Die Kieser wehren sich gegen den planerischen Versorgungszeitraum von 20 Jahren, den die Resolution fordert – das werde die Pläne beim Wohnungs- und Straßenbau behindern. Strunk fordert eine Kiesförderung nach Nachfrage und die sei derzeit konstant hoch. Die Unternehmen rechnen damit, dass sie noch steigen wird.