Wesel. Wesel ist als Einkaufsstadt durchaus attraktiv. Doch auch hier machen sich laut Handelsverband Niederrhein Veränderungen bemerkbar.
Auch beim Handelsverband Niederrhein, der Interessenvertretung des hiesigen Einzelhandels, wurde die Nachricht von der Saturn-Schließung mit Bedauern aufgenommen, denn der Elektronik-Markt ist nach Einschätzung von Hauptgeschäftsführer Wilhelm Bommann ein „größerer Magnetbetrieb“. Dennoch schneide die Innenstadt auch im Vergleich zur Konkurrenz in der Umgebung gut ab. Wesel sei als Einkaufsstadt so gut aufgestellt, dass aus den Nachbarkommunen Kunden herkommen. Allerdings: Auch in der Hansestadt befinde sich der Einzelhandel in einem tiefgehenden Wandlungsprozess.
Ein Beispiel hierfür ist eben die Unterhaltungselektronik, erklärt Bommann. „Nach den letzten Erhebungen werden fast 30 Prozent der Unterhaltungselektronik im Internet gekauft. Das bedeutet, dass Verkaufsflächen nicht mehr in dem Maße benötigt werden.“
Zahl der Internet-Käufer ist gestiegen
In der Spielwarenbranche ist es ähnlich, meint Bommann mit Blick auf die Schließung von Intertoys und Spielwaren Franck. Auch hier würden etwas mehr als 24 Prozent der Waren heute im Internet gekauft.
Welche Rolle spielt ein Elektronik-Markt wie Saturn für die Attraktivität der Innenstadt? „Diese definiert sich nicht nur über einen Anbieter, sondern durch einen gesunden Branchenmix. Dazu gehört natürlich auch ein Unternehmen der Unterhaltungselektronik“, so Bommann. Es wäre aus Sicht des Handelsverbandes wichtig, wenn der Suchprozess auf die Innenstadtlage beschränkt würde, eben weil das Angebot wichtig für die City ist.
Wesel hat derzeit noch einen ausgewogenen Branchenmix. Bommann: „Gut ist, dass neben den filialisierten Unternehmen auch das inhabergeführte Fachgeschäft eine Rolle im Weseler Branchenmix spielt.“
Weniger inhabergeführte Geschäfte
Aber auch hier sei ein sichtbarer Wandlungsprozess im Gang. Das lässt sich durch Zahlen belegen: „1980 hatten die Fachgeschäfte noch einen 45-prozentigenigen Marktanteil, der 2018 auf rund 17 Prozent geschrumpft ist. Mir fallen auf Anhieb viele Weseler Fachgeschäfte ein, welche diese Veränderungen skizzieren.“ Namen wie Möllenhoff, Hemstege, Vandler, Stofftruhe, Franck, Scherz, Dambeck, van den Bruck, Meier Magis, Josten, Bannemer, Link, Zumkley, Gerlach oder Schmelzer sind vor allem älteren Weselern noch ein Begriff. Die Entwicklung ist aber kein typisches Weseler Phänomen, sondern auch in anderen Städten zu beobachten.
Für Kunden sei die Hansestadt durchaus interessant: „Wesel hat über einen längeren Zeitraum eine stabile Zentralitätsquote. Sie liegt aktuell bei 1,09.“ Das bedeutet: Im Weseler Einzelhandel wird mehr ausgegeben, als an Kaufkraft im Ort vorhanden. Wesel ist also als Einkaufsstadt so attraktiv, dass aus der Region Kunden hieher zum Einkaufen kommen. Und: Die Zentralitätsquote von Wesel liege sogar höher als die vergleichbarer Nachbarkommunen wie etwa Moers oder Dinslaken.