Kreis Wesel. . Eine Vereinbarung unterzeichneten Landrat Ansgar Müller und Friedhelm Decker, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft

Mindestens 28 Hektar mehrjährige Blühstreifen sollen in den kommenden fünf Jahren im Kreis Wesel entstehen: Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten am Montag Landrat Ansgar Müller und Friedhelm Decker, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft. Ziel ist es, dem Insektensterben entgegen zu wirken. Und in der Landwirtschaft regt sich offenbar Interesse: Im Rahmen einer einjährigen Testphase haben 14 Landwirte mehr als elf Hektar Blühstreifen angelegt. Für den Kreis setzt die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft das Projekt um: Bauern stellen, am besten im ruhigeren Innenbereich der Äcker, Flächen zur Verfügung. Der Kreis entschädigt sie dafür, das Geld kommt aus Ersatzmitteln. Sie müssen für Eingriffe in die Natur gezahlt werden und sind zweckgebunden für die Entwicklung der Landschaft.

Bürokratie schreckt viele Bauern ab

Offenbar ist es weniger eine mangelnde Bereitschaft der Bauern, Land bereitzustellen, die die Insekten bedroht. Eher ist es der Wust an Bürokratie, der mit jeder dieser Maßnahmen einher geht. Er verhindert schnelle Fortschritte und schreckt ab. Eine Situation, die Vorstandsmitglied Helmut Czichy als Spagat bezeichnet: Es sind öffentliche Mittel, die eingesetzt werden. Daher müsse man auch kontrollieren, wie die Landwirte damit umgehen. Er wünsche sich aber eine höhere Toleranzbreite, es könne nicht sein, dass ein fehlender Quadratmeter zu bürokratischem Aufwand und Sanktionen führe. „Wir wollen uns auf den höheren Ebenen dafür einsetzen.“ Auch die jetzt vereinbarten Kreismittel sollen mit weniger Bürokratie einher gehen.

Fehler sind schnell gemacht, „wenn Sie sich bei einem Streifen um nur wenige Zentimeter verrechnen, kommen auf die Länge gesehen schnell einige Quadratmeter zusammen“, erläutert Markus Reinders, Bereichsleiter bei der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft.

Auch Vögel profitieren von dem Projekt

Dass die Blühstreifen sich positiv auf den Insektenbestand auswirken, steht für die Beteiligten außer Frage. Etwaige Mittel, die in angrenzenden Feldern gespritzt werden, würden die Streifen nicht erreichen, versichern sie. Geplant sind mehrjährige Blühstreifen – die sind an Wegesrändern nicht gut aufgehoben, weil sie schnell unattraktiv aussehen. Neben Insekten sollen Vögel davon profitieren, Feldlerche und Kiebitz etwa. Blühstreifen, sagt Friedhelm Decker, sind ein Lernprozess. Die Stiftung stehe in engem Kontakt zu Wissenschaftlern und lasse sich beraten.