Schermbeck. . Die Gemeinde bietet jetzt in Zusammenarbeit mit der Caritas ein erweitertes Konzept, um Menschen in Notsituationen perspektivisch zu helfen.

Zurzeit gibt es in Schermbeck offiziell fünf Männer und eine Frau, die als Obdachlose registriert sind – vermutlich ist die Dunkelziffer aber höher. „Besonders in den Wintermonaten benötigen Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen unsere Hilfe: Übernachtung, Verpflegung, Kleider und persönliche Ansprache“, sagt Tobias Krause, der Leiter der Flüchtlingshilfe Schermbeck.

Doch oftmals seien diese Leistungen bei den Menschen auf der Straße nicht bekannt. „Wir wollen dies nunmehr mit einer Infokampagne ändern“, erklärt Krause, der gestern gemeinsam mit den beiden Caritas-Mitarbeitern Guido Busch und Günter Mertesacker sowie Schermbecks Bürgermeister Mike Rexforth einen neuen Weg der Wohnungslosenhilfe vorstellte.

Auch in Schermbeck sind wohl Bedarfe vorhanden

Mit Blick auf Schermbeck könne man zunächst meinen, dort sei die Welt ja noch in Ordnung, sagte Rexforth, der dazu ergänzte: „Hier ist aber nicht alles in Ordnung, deshalb können wir nicht so tun, als ob das Problem nicht da wäre.“ Und auch Guido Busch bestätigt: „Wir gehen davon aus, dass auch in Schermbeck Bedarfe vorhanden sind, dass es Menschen gibt, die von dieser Grundproblematik betroffen sind.“

Zwar gebe es in der Gemeinde vermutlich keine Menschen, die unter Brücken oder in Parks leben, doch beispielsweise auf den Campingplätzen seien einige Personen untergekommen, die sonst keinen Wohnsitz und keine positive Perspektive haben.

Gezwungenermaßen bei Bekannten hausen

Auch Menschen, die nur mehr oder weniger gezwungenermaßen noch bei Verwandten oder Bekannten hausen, zählen zu der Gruppe von Personen, die die jetzige Kampagne im Blick hat.

„Auch in Schermbeck wird es verdeckte Armut geben“, sagt Mertesacker, der früher als Streetworker gearbeitet hat und jetzt in Schermbeck jeden Donnerstag von 9 bis 12 Uhr eine Wohnungslosenberatung im ehemaligen Ecco-Hotel an der Maassen­straße 1 anbietet.

Caritas-Mitarbeiter Günter Mertesacker, Tobias Krause, Leiter der Schermbecker Flüchtlingshilfe, und Bürgermeister Mike Rexforth (von links) am ehemaligen Ecco-Hotel an der Maassenstraße 1.
Caritas-Mitarbeiter Günter Mertesacker, Tobias Krause, Leiter der Schermbecker Flüchtlingshilfe, und Bürgermeister Mike Rexforth (von links) am ehemaligen Ecco-Hotel an der Maassenstraße 1. © Lena Reichmann

Aber auch an den anderen Wochentagen kann man hier bei der Caritas Hilfe erbeten und sich informieren. „Wir sind relativ am Anfang, es wird eine Zeit dauern, bis man Vertrauen bekommt“, ergänzt der Caritas-Mitarbeiter.

Hunderte Info-Karten werden jetzt in Schermbecker Geschäften, aber auch im Hallenbad und den Campingplätzen ausgelegt, auf denen potenziell Betroffene direkt angesprochen werden: Neben Fragen zum Thema Geld, wird darauf Hilfe auf dem Weg zum Arzt, bei Fragen zum Beruf, im Umgang mit anderen Mitmenschen und natürlich beim Finden oder aber Erhalten einer geeigneten Wohnung angeboten.

Den Leuten jetzt konkrete Perspektiven bieten

„Etwas ganz Konkretes – und für Wohnungslose extrem Wichtiges – ist die Möglichkeit, einen Spind für deren persönliches Hab und Gut zu bekommen“, fügt Busch hinzu.

„Wir wollen die Menschen einladen, unsere Hilfe in Anspruch zu nehmen – das beruht natürlich auf Freiwilligkeit“, erklärt er. Er nennt dies das „Prinzip Hoffnung“. Man könne den Leuten jetzt konkrete Perspektiven bieten.

>>> NRZ-KLARTEXT: EIN VORBILDLICHES ANGEBOT!

Die neue Kampagne richtet sich an Menschen, die sich von „sozialen Strukturen entfernt haben und sich in der Spirale nach unten bewegen“, wie Caritas und Bürgermeister übereinstimmend erklären. Diese Personen wieder in die Gesellschaft zu integrieren sei das Ziel. Wobei dies ausdrücklich nicht als „Zwang“, sondern als „Einladung“ formuliert wird.

So ist das ein vorbildliches Angebot, das niemanden bevormundet – aber auch keinen im Regen stehen lässt. Auf solch ein soziales Handeln darf man getrost stolz sein.