Wesel. SPD-Fraktionschef Ludger Hovest hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze angeschrieben, die die Zigarettenindustrie in die Pflicht nehmen will.

50.000 Kaugummis sollen es gewesen sein, die Mitarbeiter des städtischen Betriebs ASG (Abfall, Straßen, Grünflächen) im Frühjahr 2017 mit Hochdruck vom Pflaster der Weseler Fußgängerzone entfernt haben. Wer jetzt genau hinschaut, entdeckt schon wieder zahlreiche klebrige Reste, die uneinsichtige Kaugummikauer einfach ausgespuckt haben - egal, wo sie gehen und stehen.

Teure Kampagnen

Gut 7000 Euro hat die Kaugummibeseitigungs-Aktion am Ende gekostet, in deren Rahmen es auch Plakate gab, die auf das Thema hinwiesen und zum Nachdenken anregen sollten. Genutzt hat all dies kaum etwas. Und so ist es der SPD-Fraktionsvorsitzende Ludger Hovest nun endgültig leid. Als er den Vorstoß von SPD-Bundesumweltministerin Svenja Schulze kurz vor Weihnachten in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe entdeckte, die Verschmutzung der Innenstädte durch Zigarettenkippen zu bekämpfen, hatte er eine Idee. Wenn die Zigarettenindustrie durch eine wie auch immer geartete Umlage an der Beseitigung und Reinigung der Innenstädte beteiligt würde, könnte dies doch auch für die Hersteller von Kaugummis gelten, findet er. Deshalb schrieb er der Ministerin, die am Sonntag, 13. Januar, um 11 Uhr Gastrednerin beim Neujahrsempfang der Weseler Sozialdemokraten in der Musikschulaula ist.

Laut Hovest müsse die Bekämpfung der Verschmutzung der Innenstädte weiter gefasst werden. Ausgespuckte „Saugummis“, wie der Genosse Kaugummis mit Blick auf die Kampagne nennt, verunreinigten Fußgängerzonen, Bahnhöfe und öffentliche Plätze noch viel mehr als Kippen.

Das Bewusstsein schärfen

Dann verweist er erklärend auf die Reinigungsaktionen des ASG, die mit großem Aufwand und hohen Kosten betrieben werden. Dabei ist ein sauberes Pflaster nur von kurzer Dauer, auch wenn in Wesel bereits in Kindergärten, Schulen und Jugendheimen das Bewusstsein für dieses Problem geschärft wird, um am Ende hoffentlich eine Verhaltensänderung zu bewirken.

Ein bisschen neidvoll blickt man da in manche Stadt und manchen Staat, wo der Weg gegen diese Verschmutzung mit Strafen gepflastert ist. „So sieht man beispielsweise in Singapur weder Zigarettenkippen noch Kaugummis“, schreibt Hovest an Schulze und fordert einen Saugummicent. „Die Industrie muss an den Reinigungskosten beteiligt werden und sie muss angehalten werden, durch eigene Kampagnen und Aktionen gegen Saugummis vorzugehen“, heißt es in dem Brief weiter.

Die Erfahrungen in anderen Städten, wo ähnliche Aktionen wie in Wesel gelaufen sind, sind übrigens ernüchternd, weiß ASG-Betriebsleiter Ulrich Streich. Die Wirkung sei nur ausgesprochen kurzfristig. Beispiel Gütersloh, wo 100.000 Euro in eine Kampagne flossen.

>>>BLICKPUNKT BAHNHOFSVORPLATZ

Im März 2018 nahm sich der ASG mit einem Gerät zur Unkrautbekämpfung den Bahnhofsvorplatz vor. Denn auch dort breitet sich ein Kaugummiteppich aus. Etwa 3000 Euro hat die Aktion gekostet. Denn anschließend mussten noch die Fugen neu verfüllt werden, die ausgespült worden waren.