Kreis Wesel. . Der RVR-Regionalplan provoziert Protest. Kiesabbau, wo weder Anwohner noch Wirtschaft ihn wollen, und Flächenfraß stehen in der Kritik.

Für die kommenden 20 bis 25 Jahre soll der Regionalplan Ruhr den Handlungsrahmen für Entwicklung der gesamten „Metropole Ruhr“ festsetzen, zu der auch der Kreis Wesel zählt: Viele sind mit dem aktuellen Entwurf nicht einverstanden. Vor allem das Thema Kies fordert zum Teil heftigen Widerspruch von Bürgern und Kommunen heraus: Transparente und eine kleine Demonstration empfingen am Donnerstag Martin Tönnes, beim RVR zuständiger Beigeordneter, vor dem Kreishaus. Der RVR will die Region stärker in die Planung einbinden – der große Saal im Kreishaus war daher gestern gut besucht.

Auch Fläche ist eine endliche Ressource

Landrat Ansgar Müller wies darauf hin, dass der Kreis Wesel andere Interessen habe als beispielsweise die Stadt Duisburg. Die freie Natur und Landschaft habe hier einen anderen Stellenwert für die Identität, aber auch für die landwirtschaftliche Wertschöpfung. „Der Kreis Wesel fordert einen nachhaltigen Umgang mit endlichen Ressourcen“, dazu gehöre neben Kies und Sand auch Fläche.

Der Protest der Bönninghardter gegen die Auskiesungen und der aus Kamp-Lintfort ist beim RVR nicht unbemerkt geblieben, rund 250 Zuschriften habe man bereits erhalten, berichtete Tönnes. Er betonte, er plane für die ganze Metropole Ruhr, nicht für den Kreis Wesel. Nutzungskonkurrenzen wie Kiesabbau, Freiraum, Wohnbau und Gewerbe seien gegeneinander abzuwägen. Frei sei er in seiner Entscheidung nicht, er nannte das Bundesraumordnungsgesetz und immer wieder den Landesgesetzgeber mit seinem Entwurf des neuen Landesentwicklungsplans als einschränkende Instanzen.

Es bleibt bei den Konzentrationsflächen

Obwohl die Landesregierung das Konzentrationsgebot aufweichen will und dem RVR mehr Freiraum gegeben habe, halte der RVR daran fest. Im Publikum saßen Bürger aus Alpen, aus Hamminkeln und Wesel, die gegen Auskiesungsflächen protestierten. Seine Aufgabe sei es, je nachdem wann der Landesentwicklungsplan in Kraft tritt, Sicherheit für 20 bis 25 Jahre zu haben, so Tönnes. Sein Entwurf enthalte Flächen für knapp 25 Jahre. „Wer fordert, nehmt eine raus, muss auch sagen, wo stattdessen abgebaut werden soll.“ Er erntete gemurmelten Protest.

RVR lehnt Pettenkaul und Vahnum ab

Klaus Rosemann von der Initiative Bönninghardt forderte wie etliche nach ihm, die Kiesindustrie müsse nachweisen, wo der Kies bleibt. Er spielte auf Exporte an. „Da sind mir die Hände gebunden, Sie müssen mit Ihren Abgeordneten sprechen“, so Tönnes. Ludger Hovest (SPD Wesel) wiederholte die Forderung, die Auskiesung Pettenkaul zu erweitern und Bislich Vahnum auszuweisen – dort seien ausreichend Flächen vorhanden, so dass man Obrighoven, Lackhauen aber auch Bönninghardt herausnehmen könnte.

Der RVR weigert sich, Pettenkaul sei Trinkwasserschutzgebiet, Vahnum nicht im Bereich der Rohstoffsicherung, sondern des Wasserhaushaltsgesetzes anzusiedeln. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp ließ keinen Zweifel daran, dass man Obrighoven und Lackhausen als Auskiesungsfläche nicht akzeptiere.

Wirtschaft will andere Flächen auskiesen

Christian Winterberg (Grüne Alpen) wies darauf hin, dass Vahnum im EU Vogelschutzgebiet liege, auch Pettenkaul sei inakzeptabel. Christian Strunk (Hülskens) widersprach: Vahnum wäre möglich gewesen. Aus seiner Sicht sind Flächen ausgewiesen worden, die die Industrie nicht will. „Ich mache keine unternehmensbezogenen Planungen“, entgegnete ihm Tönnes.

Johannes Flaswinkel von den Hamminkelner Grünen kritisierte die falsche Entscheidung, Flächen in den Außenbereichen auszuweisen, „nur weil es scheinbar am leichtesten umzusetzen ist“. Die Flächen seien für ewig weg. „Da sind wir nachhaltig auf dem falschen Weg.“ Gabriele Wegner, SPD im Kreistag, kritisierte, dass die Akzeptanz kein Kriterium sei. „Sie setzen Stellen durch, die kein Mensch haben will und lassen andere heraus, die akzeptabel wären.“ Landwirt Johannes van Betteray (Sonsbeck) fragte angesichts des Flächverbrauchs, wie künftig die Menschen mit Produkten aus der Region versorgt werden sollten?

Martin Tönnes beteuerte immer wieder, an das Gesetz und die Vorgaben der Landesregierung gebunden zu sein, der Plan müsse gerichtsfest sein. Er ermunterte aber auch dazu, weiter Eingaben zu machen. „Wir werden sie prüfen“, versprach er.

Der Entwurf des Regionalplans ist in Raum 529 des Kreishauses, Reeser Landstraße 31, öffentlich einsehbar. Im Internet ist er unter www.regionalplanung.rvr.ruhr zu finden. Auch beim Kreis Wesel können bis März Eingaben zum Regionalplanentwurf gemacht werden. Im Februar berät der Kreistag über den Entwurf.