Wesel. . Die Weseler Beratungsstelle informiert mit einer Postkartenaktion, um mehr Wohnungslose zu erreichen. Auch viele Rentner sind betroffen.

Wohnungslose – das sind doch die Leute, die mit ihren Habseligkeiten in Fußgängerzonen oder in Bahnhöfen sitzen. So denkt man landläufig. Doch die meisten Menschen ohne Obdach sind für die Öffentlichkeit unsichtbar. Das stellen die Mitarbeiter der Caritas-Wohnungslosenhilfe immer wieder fest. Und es gibt mehr Menschen, die Hilfe brauchen, als in der Beratungsstelle an der Fluthgrafstraße nach Rat fragen. Daher will der Verband mit Informationskarten, die an vielen Stellen im Stadtgebiet ausliegen, alle Obdachlosen und Menschen, denen dieses Schicksal droht, erreichen.

90 bis 100 Personen haben in der Beratungsstelle ihre Postadresse, weil sie keinen festen Wohnsitz haben. Rund 60 Frauen und Männer sind in der Beratung. Doch wie viele Wohnungslose es in Wesel und Umgebung wirklich gibt, ist nicht genau bekannt. Viele Menschen leben bei Freunden, schlagen sich irgendwie durch, berichtet Reinhold Biermann, Sozialarbeiter in der Beratungsstelle.

Die Betroffenen kommen aus allen Altersklassen – und aus allen Schichten: Da sind immer mehr Rentner, die sich ihre Wohnung nicht mehr leisten können, oder ehemals Selbstständige, die alles verloren haben. Oder ganz junge Menschen, die zu Hause raus mussten oder vorher im Heim lebten. Biermann: „Das ist längst nicht mehr nur der klassische Clochard.“

Obdachlose erhalten Hilfe im täglichen Leben

Häufig sind psychische Erkrankungen ein Problem, hilfreiche Therapien sind schwer zu finden – es gibt einfach zu wenig Psychotherapeuten.

Die Hemmschwelle, sich Hilfe zu holen, ist oft hoch. Dabei kann das Caritas-Team einiges erreichen für diejenigen, die von der Straße weg möchten. „Unversorgt geht hier kein Mensch raus, wenn er das will“, sagt Guido Busch, Leiter des Fachbereiches Existenzsicherung.

Neben ganz alltäglichen Hilfen wie einer Dusche, einem Essen oder der Vermittlung eines Schlafplatzes in der städtischen Notunterkunft oder im Lühlerheim bieten die Mitarbeiter der Beratungsstelle auch dauerhafte Begleitung bei der Organisation des täglichen Lebens, beim Umgang mit Geld oder Arztbesuchen.

Wohnungen sind in Wesel schwer zu finden

Oder sie bieten zum Beispiel das betreute Wohnen, entweder in einem Zimmer der Caritas-Einrichtung als Übergangslösung oder in den eigenen vier Wänden – wenn sie denn gefunden wurden. Bei der Suche helfen die Caritas-Mitarbeiter natürlich auch. Kontakte zu Vermietern habe man in der Vergangenheit aufgebaut, berichtet Guido Busch. Die wissen, dass die Mieter von der Caritas betreut werden und haben daher keine Vorbehalte.

Grundsätzlich ist die Wohnungssuche angesichts der angespannten Marktsituation jedoch eher schwierig. Auch da setzt Busch auf die Postkarten-Aktion: „Wir haben die Hoffnung, dass Menschen, die uns etwas anbieten können, über die Karten motiviert werden.“

Kontakt zur Beratungsstelle für Wohnungslose

Die Caritas-Beratungsstelle für Wohnungslose an der Fluthgrafstraße 23 in Wesel ist montags bis donnerstags von 8 bis 17 und freitags von 8 bis 13 Uhr geöffnet. Kontakt unter 0281/ 338070.

Die Informations-Postkarten liegen bei verschiedenen Institutionen aus wie zum Beispiel im Rathaus, im Jobcenter, beim Amtsgericht, bei Ärzten und Wohlfahrtsverbänden. Ebenso sollen sie an Treffpunkten wie dem Bahnhof oder dem Kornmarkt verteilt werden.