Kreis Wesel. . Derzeit wird der Bedarfsplan überarbeitet. Das sorgt für Unruhe, doch bislang gibt es nur wenige Informationen. Ein erster Entwurf steht noch aus

Der neue Rettungsdienstbedarfsplan regt viele Leute auf, vor allem in den linksrheinischen Kommunen Rheinberg, Xanten, Alpen und Sonsbeck sowie in Ginderich und Büderich. Aber auch in Hamminkeln und Schermbeck ist er Thema. Und das, obwohl es ihn noch gar nicht gibt. Nichtmal ein Entwurf liege vor, so die Verwaltung, die sich gestern im zuständigen Ausschuss des Kreistages scharfer Kritik seitens des Bündnisses aus CDU, Grünen und FDP/VWG ausgesetzt sah. Die Verwaltung soll die Verunsicherung ausräumen, die entstanden ist, forderte das Mehrheitsbündnis.

Kreistagspolitiker waren nicht informiert

Vor allem verlangt es mehr Information: Die Kreisverwaltung hatte den Bürgermeistern Ideen des mit der Überarbeitung des Planes beauftragten Gutachters vorgestellt. Informationen, die den Kreistagsmitgliedern bislang nicht zugänglich sind, so Rainer Gardemann (CDU). Es habe großen Redebedarf in der Bevölkerung gegeben, mangels Informationen sahen sich die zuständigen Kreistagsmitglieder nicht in der Lage, Fragen zu beantworten. „Die Entscheider waren nicht informiert“, so Gardemann, „wir konnten auf berechtigte Fragen keine Antworten geben und können es bis jetzt nicht.“

Vorsätzliche Stimmungsmache

Thomas Cirena dagegen geißelte das Vorgehen des Bündnisses als populistisch: Man habe selbst vorsätzlich durch Stimmungsmache und Fehlinformationen Ängste geschürt und verlange nun vom Landrat, sie zu beseitigen. Karlheinz Schlusen (SPD), der auch im Rheinberger Rat sitzt, wollte wissen, ob mit den Bürgermeistern Stillschweigen vereinbart worden sei, wie es der Rheinberger Bürgermeister behauptet habe. „Wir haben keinen Maulkorb erteilt“, so das zuständige Vorstandsmitglied Lars Rentmeister. So war die Diskussion nach dem Termin in Xanten an die Öffentlichkeit gegangen.

Warten auf den Entwurf

Die Verwaltung argumentierte, dass es bislang lediglich Vorschläge des Gutachters gebe – beauftragt ist die Firma Orgakom Analyse + Beratung aus Waldbronn. Sie soll den alten Plan grundsätzlich überarbeiten. Zunächst stellte sie fest, dass in 88,67 Prozent aller Fälle die kreisweit festgelegte Hilfsfrist von zwölf Minuten erreicht wird – es sollen aber mindestens 90 Prozent der Einsätze sein.

Notarztsysteme überdenken

Nun hatte der Gutachter einige Verbesserungsvorschläge unterbreitet: Die Rettungswache Xanten soll an den westlichen Ausgang der Kernstadt verlegt werden, die in Schermbeck ebenfalls. Für Hamminkeln und Voerde schlägt er eine neue Wache vor, außerdem sollen in beiden Kommunen zusätzliche Rettungswagen stationiert werden.

Die Notarztsysteme Rheinberg und Xanten sollen, so der Gutachter, nachts am Standort Alpen zusammengeführt werden. Begründung: es gebe an beiden Standorten durchschnittlich weniger als einen Einsatz pro Nacht. Vor allem dieser Vorschlag erregt die Gemüter im Linksrheinischen, auch in Ginderich und Büderich wird befürchtet, dass die Retter nun weitere Anfahrten haben. Für alle Gemeinden wollen die Gutachter die Zeiten ausdehnen, in denen die Rettungswagen zur Verfügung stehen.

Erst wenn der Gutachter einen Entwurf vorlege, der „nach interner Beratung aus Sicht der Kreisverwaltung für beschlusswürdig erachtet wird“ beginne die politische Beratung, so Rentmeister, der aber einräumte, dass einiges unglücklich gelaufen sei.

Auch die Kreistagsangehörigen haben viele Fragen. CDU, Grüne und FDP/VWG betonen, dass sich die Versorgung nicht verschlechtern dürfe. Das Informationsdefizit der Politiker soll eine gemeinsame Veranstaltung mit den Bürgermeistern und dem Gutachter aufarbeiten, wenn ein erster Entwurf vorliegt. Den dürften alle dann schriftlich mitnehmen.