Schermbeck. . Die Gahlener lassen nicht locker: Forderung nach neutraler Untersuchung. Sie sprcehen vom „Behördenversagen“ im Ölpellet-Skandal.
Nach einem Jahr „Kampf gegen die Ölpellets“ – beziehungsweise die Folgen deren illegaler Entsorgung auf dem Schermbecker Mühlenberg – zogen Verantwortliche des Gahlener Bürgerforums (GBF) sowie der Schermbecker Grünen jetzt eine Zwischenbilanz.
Diese fällt ernüchternd aus: „Viele Fragen sind weiterhin offen. Und es sind sogar noch neue dazugekommen“, erklärt Dr. Stefan Steinkühler, Sprecher des Bürgerforums. „Erschreckend ist vor allem das Behördenversagen“, so Steinkühler weiter – dies betreffe den Kreis Wesel, die Bezirksregierungen Düsseldorf sowie Münster und sogar die Staatsanwaltschaft. Auf die Frage, ob er denn dahinter kriminelle Machenschaften vermute, mochte er sich nicht genau festlegen. Letztlich sei es aber für die Bürger in Gahlen auch ziemlich egal, ob beispielsweise die Kontrollen bei der Anlieferung kriminell umgangen wurden oder aber durch Versagen bzw. Überlastung von Kontroll-Instanzen der Giftmüll nicht aufgefallen sei.
Von 2011 bis 2015 wurden wie mehrfach berichtet mindestens 30.000 Tonnen hochgiftige Ölpellets in die ehemalige Tongrube in Gahlen, die zur Firma Nottenkämper gehört, illegal eingelagert. Laut Bürgerforum und Grünen seien sämtliche Prüfungen der Anlieferungen nach Aussage der Betreiberfirma in diesem Zeitraum ohne Beanstandungen gewesen.
Und wie erklärt sich Nottenkämper, dass Unmengen giftige Ölpellets auf ihr Gelände gelangen konnten? „David Copperfield“, sagt Steinkühler vieldeutend und ergänzt, „das ist ja eben bis heute das große Rätsel!“ Er versichert: „Der Drops ist noch nicht gelutscht.“ Schermbecks Ratsfrau Britta Wegner (Grüne) fügt hinzu: „Und wir werden auch immer kreativer.“
„Keine Umwandlung in eine Deponie geplant“
Zuletzt gab es Gerüchte, die ehemalige Tongrube Mühlenberg – auch „Verfüllung“ genannt – sei bereits oder soll in eine Deponie umgewandelt werden. Dazu berichtet der Schermbecker Ratsherr Wilhelm Hemmert-Pottmann (CDU): „Ich habe kürzlich im Deponiebeirat einen Vertreter der Bezirksregierung darauf angesprochen: Er sagte, da habe er nichts von gehört und würde dem auch nicht zustimmen."
Was die Gahlener irritiert, ist der Umgang mit ihrem Katalog mit rund 45 Fragen an den Kreis Wesel, den sie am 20. August an die Kreisverwaltung gerichtet hatten und auf deren Beantwortung sie bei der Info-Veranstaltung am 19. September gehofft hatten.
„Als uns damals vom Landrat gesagt wurde, bis Weihnachten hätten wir Antwort, habe ich an einen Witz geglaubt, jetzt scheint es sich aber zu bewahrheiten“, sagt Steinkühler. Süffisant ergänzt sein Mitstreiter Matthias Rittmann: „Der Landrat hat aber nicht gesagt, Weihnachten welchen Jahres...“
Steinkühler: „Wir fordern eine flächendeckende Untersuchung eines neutralen Gutachters, welche Gefahren vom Mühlenberg ausgehen.“
Aktuell prüfe das Bürgerforum, über einen Umweltverband den Kreis zu verklagen, solch eine Untersuchung durchführen zu lassen.