Kreis Wesel. . Der Umweltausschuss des Kreises informierte sich über Gefahren, Schutzmöglichkeiten und die wirtschaftliche Situation der Schäfer im Wolfsgebiet.
„Die Kreis-Weseler Wölfin ist bislang nicht als Problemwölfin zu sehen“, sagt Helmut Czichy, Vorstandsmitglied in der Kreis-Weseler Verwaltung und wehrt sich gegen den Begriff ‘Blutrausch’. „Den gibt es nicht, das Tier handelt aus Instinkt“, sagt er mit Blick auf das in Dinslaken gerissene Damwild. Im Normalfall wäre ein Tier gerissen worden, die anderen geflohen.
Auffällige Wölfe schießen
Wann ist ein Wolf ein „Problemwolf“? „Die Schafhalter fordern, auffällige Tiere zu entnehmen, die zwei mal grundsätzlich gesicherte Zäune überwunden haben“, sagt Wiebke Mohrmann, Schafberaterin der Landwirtschaftskammer NRW. In Niedersachsen gibt es inzwischen fünf Wolfsrudel zu je sechs bis acht Tieren. „Auffällige Individuen“ werden mitunter entnommen“, sagt Dr. Matthias Kaiser, Fachgebietsleiter Artenschutz des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW.
Auf die Frage der SPD, ob Menschen gefährdet seien: Seit der Wolf wieder in Deutschland lebe, seit rund 20 Jahren also, habe es keine Aggression gegen Menschen gegeben. Der aktuelle Fall aus Niedersachsen, wo ein Wolf einen Friedhofsarbeiter gebissen haben soll, ist noch nicht bewiesen und wird untersucht.
Die Tollwut gibt es inzwischen nicht mehr
In ganz Europa habe es neun Fälle zwischen 1950 und 2000 gegeben. Fünf gingen auf das Konto tollwütiger Tiere. „Tollwut gibt es nicht mehr“, so Kaiser. Vier Fälle habe es in Nordspanien gegeben: Kinder hatten Herden im Wolfsgebiet gehütet und versucht, sie gegen den Wolf zu verteidigen. Eine Gefahr gebe es im Kreis Wesel nicht.
Der Kreis ist in NRW für Wölfe mit seinem 40-prozentigen Waldanteil interessant, sagt Kaiser. Und er ist ein „Hotspot der Schafhaltung“, wie Wiebke Mohrmann sagt: 10.000 der 20.000 im Regierungsbezirk Düsseldorf gehaltenen Schafe sind im Kreis Wesel, es gibt fünf Haupterwerbsschäfer, 362 Betriebe mit bis zu 50 Schafen und 48 Nebenerwerbsschäfer mit bis zu 500 Tieren. Schafe sorgen für den Hochwasserschutz und den Erhalt der Kulturlandschaft.
Kostspielig und mit viel Arbeit verbunden
Mohrmann stellte Schutzmöglichkeiten vor: Als wolfsabweisend gelten mobile Elektrozäune, die mindestens 1,20 Meter hoch sind und 20 Zentimeter über dem Boden Strom führen. Herdenschutzhunde sind kostspielig und können nicht nur dem Wolf gefährlich werden. Und die nächtliche Aufstallung scheitert in NRW am Baurecht. Mohrmann machte klar, dass der Wolf für die Schäfer ein wirtschaftliches Problem ist: Selbst wenn das Schutzmaterial komplett erstattet würde, bleiben der Arbeitsaufwand und ein Haftungsproblem. Auch bei einem Zwölf-Stunden-Arbeitstag sei aus der Schafhaltung kein großer Gewinn zu erwirtschaften. Brechen Schafe aus – egal ob durch Wolf oder Hunde – und verursachen einen Schaden, haftet der Schäfer, falls sein Zaun nicht sicher ist. Das Aufstellen der als sicher geltenden Zäune ist sehr arbeitsintensiv. Und: „Der Wolf, der nach NRW kommt, kennt inzwischen alle Hindernisse und hat sie bereits überwunden.“
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Der Kreis-Umweltausschuss will Artenschutz und Schafhaltung verträglich gestalten. Eine Resolution soll die Erstattung der zusätzlichen Arbeit für die Schäfer, die Erstattung des Materials und eine erhöhte Prämie fordern.
- Regisseur und Autor Adnan Köse lädt für Montag, 3.Dezember, um 19 Uhr zu einem Informationsabend zum Thema „Wolf“ ein. Auf der Veranstaltung im Evangelischen Gemeindesaal, Duisburger Straße 72, referieren die Experten Eckhard Schwedhelm, der sich seit rund 40 Jahren mit Verhalten des Rudeltieres beschäftigt, und Jos de Bruin, der in Sonsbeck Wölfe aufzieht. „Wir wollen aufklären“, so Adnan Köse. Auch Peter Malzbender, Vorsitzender der NABU Kreisgruppe Wesel, wird in Dinslaken über den Wolf informieren.
- Vorab hat sich Köse auch an die Politiker gewandt, zu erscheinen, doch bislang gebe es nur Absagen: „Ich appelliere an die Politiker, zu kommen.“