Wesel. . Der als Fernsehkoch bekannte Tom Waschat stottert seit seiner Kindheit. Er hat ein Buch herausgebracht, in dem es um das fließende Sprechen geht.

So fließend wie das Wasser wollte er sprechen können. Das nahm sich Tom Waschat vor, als er vor etwa 28 Jahren auf Norderney stand und die Wellenbewegungen des Meeres beobachtete. Der Fernsehzuschauer wird es nicht bemerkt haben: Aber der als Koch bekannte Waschat, der seine eigenen Sendungen machte und Gast in Talkshows war, stottert seit er vier Jahre alt ist.

Wenn der Regisseur „und bitte“ sagte, die Kamera auf ihn gerichtet war, ehe er begann zum TV-Publikum zu sprechen, musste er das ausblenden: „Dann musste ich funktionieren, dann konnte ich fließend sprechen“, sagt der 51-Jährige.

Besuche beim Logopäden haben nichts gebracht

Anfang dieses Jahres ist er von Duisburg nach Wesel gezogen. „Seit der Kindheit habe ich stark gestottert“, erzählt er. „Schulzeit – fürchterlich“, winkt er ab. Die Besuche beim Logopäden hätten nichts gebracht, er sei es satt gewesen, dort Begriffe auszusprechen – die Wörter, die er hervorbringen konnte, kamen auf den guten, die Wörter, mit denen er Probleme hatte, kamen auf den bösen Stapel.

Später entschied er dann, das Stottern nicht loswerden zu wollen, stattdessen das fließende Sprechen als zweite Sprache zu lernen – und das Stottern anzunehmen. „Das ist eine Gabe. Du stotterst schön weiter“ – das sagt er den Menschen, die inzwischen in seine Kurse kommen und lernen wollen, damit umzugehen.

Schwere Not-Operation am Herzen

In seinem Praxisraum in Wesel demonstriert Tom Waschat, wie er eine aufrechte Haltung einnimmt, durchatmet, sich sammelt, eher er flüssig antwortet. Er sei dann bei sich, sagt er. Wenn jemand stottere, entstehe Zeitdruck – beim Sprechenden und seinem Gegenüber, erklärt er mit Hilfe von Schaubildern.

“Richtig Stottern 2.0“ ist das zweite Buche, das Tom Waschat geschrieben hat.
“Richtig Stottern 2.0“ ist das zweite Buche, das Tom Waschat geschrieben hat. © Erwin Pottgiesser

Spitzenkoch, eigene TV-Produktionen, soziale Projekte: Vor einem Jahr begann er dann sich dem Coaching zu widmen. Als er beim Rennradfahren deutlich schlechter Luft bekam, ging er ins Krankenhaus – gerissenes Herzsegel lautete die Diagnose. Tom Waschat musste sich einer mehrstündigen schweren Not-Operation unterziehen. Nach dieser Erfahrung entschied er, nur noch sinnvolle Sachen machen zu wollen. „Ich sagte mir: Als Koch hast du alles erreicht. Was du hinbekommen hast war, das Stottern zu kontrollieren.“ Also ließ er sich etwa als Coach, zertifizierter Hypnotiseur und Mindset-Trainer ausbilden. In Wesel fand er mit seiner Ehefrau Dagmar Waschat-Gräf – sie ist psychologische Beraterin – ein Haus, in dem sie leben und gemeinsam arbeiten können.

In die Niederlande und ans Nordkap

Die Mentalität in Wesel sei ganz anders als in Duisburg, kann er inzwischen berichten. Die Menschen seien freundlich, aber zurückhaltender. Ihm gefällt, dass er von hier viele Orte schnell erreichen kann und nicht weit entfernt von den Niederlanden lebt – seine bevorzugte Strecke mit dem Rennrad führt ihn von Wesel aus in seine niederländische Lieblingsstadt Bredevoort.

Im nächsten Jahr will er außerdem mit seiner Frau groß verreisen – Ziel: das Nordkap. Durch Norwegen, Finnland und Island soll es gehen. Länder, die Tom Waschat besonders faszinieren. Denn neben der fließenden Sprache hat er inzwischen auch Isländisch gelernt, berichtet er.

Weltkongress in Island und Reise ans Nordkap

  • Das Buch „Richtig stottern 2.0“ hat Tom Waschat geschrieben und selbst verlegt. Seine Frau Dagmar Waschat-Gräf hat Illustrationen sowie psychologische Erklärungen hinzugefügt.
  • Seit Oktober ist es als Taschenbuch oder E-Book bei Amazon erhältlich.
  • In dem Buch geht Tom Waschat mit seinem inneren Kind auf Reisen, um das fließende Sprechen zu erlernen.
  • Anfang 2019 soll das Buch auch auf Englisch erscheinen. Im gleichen Jahr will Tom Waschat beim Weltkongress für stotternde Menschen in Island dabei sein.