Wesel. . An der Grundschule Feldmark sichern ehrenamtliche Elternlotsen jeden Morgen die Straße. Nicht alle Autofahrer zeigen Verständnis.
Morgens um kurz vor acht geht es auf dem Holzweg vor der Grundschule Feldmark hektisch zu: Von der nahegelegenen Bahnstation strömen scharenweise Berufsschüler die Straße hinunter, Elterntaxis suchen eine günstige Stelle, um ihr Kind möglichst nah am Schuleingang abzusetzen. Andere rangieren, um wieder wegzufahren während Mütter oder Väter der benachbarten Kita die Straße queren, um ihre Sprösslinge zum Eingang zu bringen.
Eine ziemlich unübersichtliche Situation für Grundschüler, die zum Unterricht wollen – doch dafür sind an diesem Morgen Mary Abrafi Kotoi und Claudia Roggendorf in ihren grellgelben Jacken im Einsatz: Sie stoppen den ohnehin stockenden Verkehrsfluss mit ihren Kellen, stellen sich auf die Straße und sorgen dafür, dass die Kinder sicher auf die andere Seite gelangen. Ohne den Einsatz der ehrenamtlichen Mütter (und aktuell einem Vater) würde hier heilloses Chaos herrschen, ist sich Wolfgang Mömken, Leiter der Grundschule Feldmark, sicher.
Er ist froh, dass die Elternlotsen jeden Morgen zur Stoßzeit bei Wind und Wetter ihren Dienst antreten. Denn die Situation am Holzweg ist durch das Nebeneinander von Berufskolleg, Grundschule und Kita für die Erst- bis-Viertklässler eine echte Herausforderung, besonders jetzt in der dunklen Jahreszeit.
Auch Beleidigungen mussten die Lotsen sich anhören
„Wir bitten die Eltern immer, die Kinder so weit wie möglich von der Schule weg abzusetzen“, erklärt der Schulleiter. Über Parkmöglichkeiten in der Umgebung werden alle Neulinge informiert, eine detaillierte Beschreibung findet sich sogar auf der Homepage der Schule. Dennoch versuchen viele, mit dem Auto möglichst nah an die Schule heranzukommen. „Es ist zunehmend ein Problem, die Kinder loszulassen“, beobachtet Mömken, der es wichtig findet, das Kinder ein Stück des Weges selbst laufen.
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Auch die derzeit 14 Eltern, die für die Sicherheit der Feldmarker Grundschüler im Einsatz sind, haben das festgestellt – und sich eine Aktion ausgedacht: Einmal im Monat postieren sich zwei von ihnen vor dem Schuleingang, wo eigentlich Halteverbot herrscht, und sprechen Eltern an, die verkehrswidrig anhalten und dabei auch die Sicht der Lotsen behindern. „Wenn jemand uneinsichtig ist, schreiben wir ihn auch auf“, berichtet die Schulpflegschaftsvorsitzende Sandra Lohmann. „Wir haben eine Vereinbarung mit dem Ordnungsamt, dass eine Anzeige über das Sekretariat erfolgt“, ergänzt Mömken. Zwar sind viele Eltern einsichtig, sie haben sich aber auch schon Beleidigungen anhören müssen, berichten die Lotsen.
Elternlotsen organisieren sich selbst
Und manchmal sind auch erfahrene Verkehrshelfer wie Nicole Wirths, die die Einsätze der Eltern koordiniert, sprachlos: „Wir standen einmal auf der Straße und warteten auf ein Kind, das die Fahrbahn überqueren wollte, da fuhr ein Auto genau zwischen uns Lotsen hindurch“. Auch Pkw-Fahrer, die bis auf wenige Zentimeter an die Verkehrshelfer heranfahren, um diese von der Straße zu drängen, haben sie schon erlebt.
Doch die Elternlotsen bleiben auf ihrem Posten – jeden morgen zwischen 7.45 und 8.15 Uhr sind zwei von ihnen im Einsatz. Nicole Wirths hat Pläne aufgestellt, über eine Whatsapp-Gruppe verständigen sich die Ehrenamtlichen und auch Springer für den Fall, dass jemand erkrankt, sind eingeplant – denn ausfallen lassen wollen die Eltern ihren Service für die Kinder nicht. Etwas mehr Verstärkung würden sich die Lotsen schon wünschen.
Verstärkung wäre schön
Schulleiter Mömken weiß ihren Einsatz zu schätzen: „Die Verkehrshelfer regen dazu an, sich an die Vorgaben zu halten und nicht kreuz und quer über die Straße zu laufen“. Leider seien die Berufschüler nicht immer das beste Vorbild für die Kleinen.
Pünktlich um 8.15 Uhr lichtet sich das Getümmel, der Unterricht in beiden Schulen hat begonnen und auf dem Holzweg herrscht plötzlich erstaunliche Ruhe – bis spätestens morgen früh.
>> Verkehrshelfer gibt es an drei Grundschulen
Seit 2012 funktioniert der Lotsendienst an der Grundschule Feldmark, seitdem hat es trotz des morgendlichen Gewusels keinen Unfall mit einem Grundschulkind gegeben. Auch an der Grundschule Quadenweg sind acht Elternlotsen im Einsatz, an der GGS Fusternberg sind es 12.
Stadt, Polizei und Kreisverkehrswacht wissen das Engagement der Eltern zu schätzen. Die Stadt bedankt sich bei den Lotsen der drei Grundschulen einmal im Jahr mit einem Geschenk und einem Frühstück. Die Verkehrswacht stattet sie mit Warnwesten und Kellen aus.