Wesel. . Das Bestattungsunternehmen Keunecke feiert 25-jähriges Jubiläum. Die Geschäftsführer sprechen über den Wandel in der Bestattungskultur.
Als Margit Keunecke vor 25 Jahren gemeinsam mit ihrem Ehemann ein Bestattungsunternehmen eröffnete, war die Angst, wie ihre Kinder mit dem Thema Tod umgehen größer, als die, selbst tagtäglich mit Trauer konfrontiert zu sein: „Dass sie schon so früh damit in Berührung kommen, das hat mir schon Sorgen gemacht.“ Abgeschreckt scheint Sohn Michael jedoch nicht zu sein.
Im Gegenteil: „Ich habe meinen Vater mit 14 öfter ins Krematorium begleitet und als es dann darum ging, was ich werden möchte, war für mich schnell klar, dass ich in die Fußstapfen meines Vaters treten will“, sagt er.
Führung wechselte
Seit dem Tod von Michael Keunecke Senior im Jahr 2004 leitet er gemeinsam mit seiner Mutter das Bestattungsunternehmen. Aber nicht nur in der Führungsspitze hat sich in 25 Jahren einiges getan. „Die Bestattungskultur hat sich enorm gewandelt“, blickt Margit Keunecke auf ein Viertel Jahrhundert der Unternehmensgeschichte zurück.
„Vor 25 Jahren hatten wir noch circa 30 Prozent Feuerbestattungen und 70 Prozent Erdbestattungen. Das hat sich quasi nun genau gewandelt.“ Ungefähr 600 Bestattungen, aufgeteilt auf die drei Standorte des Unternehmens, Wesel, Gahlen und Emmerich, führt das achtköpfige Team des Bestattungsunternehmen im Jahr durch. „Diese werden vor allem immer individueller“, sagt Michael Keunecke.
Asche wird mit Pflanzensamen gemischt
Während noch vor 25 Jahren wenig eigene Musikwünsche geäußert wurden und kaum ein Trauerredner vor Ort war, polarisiert gerade das immer mehr. „Viele wollen mehr Besonderheit und nutzen bei uns beispielsweise häufig die Tree-of-Life-Bestattung“, weiß Keunecke aus Erfahrung. Bei dieser Bestattungsform wird die Asche mit Erde und Pflanzensamen, die individuell ausgesucht werden kann, zusammen gemischt.
Diese Art der Bestattung gibt es nur in einer speziellen Baumschule in den Niederlanden, mit der das Weseler Bestattungsunternehmen kooperiert. „Alles passiert unter notarieller Aufsicht, aber die Pflanze kann mit nach Hause genommen und im eigenen Garten eingepflanzt werden“, sagt Keunecke.
Rhein- oder Flussbestattungen sind beliebt
Aber auch die Rhein- oder Flussbestattungen, die das Unternehmen organisiert, werden immer beliebter. „Vor der Änderung des Bestattungsgesetzes im Jahr 2003 wäre das gar nicht möglich gewesen“, sagt Margit Keunecke. Sie schätzt, dass sich die Bestattungskultur in den nächsten Jahren noch stärker verändern wird.
„Früher haben die Kinder ihr Leben lang in der gleichen Stadt wie die Eltern gelebt und konnten sich um die Grabpflege kümmern. Heute leben die Kinder in Hamburg und die Eltern in Wesel“, nennt ihr Sohn nur einen Grund, weshalb sich Menschen immer öfter für Feuerbestattungen entscheiden. „Durch die Urnengräber, die es mittlerweile gibt, nutzen eben auch viele diese Möglichkeit. Ich kenne aber auch einige, die sagen, dass eine Feuerbestattung einfach sauberer und ordentlicher ist.“
Die Entwicklungen in der Bestattungskultur betrachten Mutter und Sohn jedoch positiv. „Der Tod und der Abschied von einem Menschen waren früher viel mehr in den Hintergrund gedrängt. Wir haben das Gefühl, dass er nun wieder mehr in die Mitte rückt. Und das ist auch gut so, denn so traurig es auch ist, der Tod gehört zum Leben dazu.“