Wesel. . Christdemokraten sind von der Sekundarschule abgerückt. Die Prognosen des Schulentwicklungsplans sind ein Grund dafür - aber nicht der einzige.

Für die Gründung einer zweiten Gesamtschule gibt es nun eine breite politische Mehrheit: Nachdem die CDU ihr Anliegen erfüllt sieht, dass eine Neugründung keine Auswirkungen auf Realschule und Gymnasien hat, sind auch die Christdemokraten von ihrer Idee einer Sekundarschule abgerückt und unterstützen mit SPD, Grünen und Linken eine zweite Gesamtschule in der Stadtmitte. „Man darf die Augen vor den Realitäten nicht verschließen“, sagt CDU-Fraktionschef-Jürgen Linz in einer Pressekonferenz der vier Fraktionen.

Die Realität ist, so räumte Linz ein, dass Sekundarschulen nicht angenommen werden. Er habe sich bei Parteikollegen in anderen Kommunen umgehört. Dort konnte man ihm wenig Positives berichten: Die erst 2011 gegründete Schulform ist vielerorts schon wieder auf dem Rückzug. In Dinslaken etwa soll sie aufgelöst werden, selbst in Alpen, wo es nur die Sekundarschule gibt, kämpft sie mit Problemen.

Vorschlag: Weseler Oberstufen sollen kooperieren

Da auf der anderen Seite der Schulentwicklungsplaner der Stadt für die Zukunft steigende Schülerzahlen und damit das Potenzial für zwei fünfzügige Gesamtschulen bescheinigt, hat die CDU ihre Haltung überdacht: „Es wäre verantwortungslos, die Augen zu verschließen“, so Linz, auch wenn die CDU vom gegliederten Schulsystem überzeugt sei. Wichtig für die CDU ist auch, dass die Konrad-Duden-Realschule wieder eine „reine Realschule“ ohne Hauptschul-Bildungszweig wird.

Die Realschule soll dreizügig bleiben – ob das auf Dauer gelingt, entscheidet der Elternwille, so die vier Fraktionen. In einer Erklärung schlagen sie vor, dass Gesamtschulen, Gymnasien und Berufskolleg in der Oberstufe kooperieren. Sollten in einigen Jahren an einer der Gesamtschulen wider Erwarten nicht ausreichend Schüler für die Oberstufe zusammenkommen, soll eine Sekundarschule gegründet werden.

Raumplanung ist noch nicht abgeschlossen

Das werde aber nicht passieren, gibt sich Norbert Segerath (Linke) überzeugt. Schon jetzt stelle die Gesamtschule Am Lauerhaas aus fünf Zügen mehr als 80 Oberstufen-Schüler. Da werde es bei zwei fünfzügigen Schulen sicher für je 42 potenzielle Abiturienten reichen. Für die Grünen betonte Marlies Hillefeld, dass eine Gesamtschule längeres gemeinsames Lernen und mehr Chancengleichheit bedeute und Ludger Hovest (SPD ) sieht nun den Elternwillen erfüllt. Die „Notlösung“, dass Kinder abgewiesen und zur Realschule geschickt werden müssen, soll einmalig bleiben. Beide Gesamtschulen sollen auf sechs Züge erweitert werden können.

Noch nicht abschließend geklärt ist die Raumplanung. Die Gesamtschule wird ab 2019 in der auslaufenden Realschule Mitte starten, die Dependance „Kleiner Lauerhaas“ an den Hauptstandort verlegt. Die neue Schule könnte möglicherweise auch auf Räume der Martini-Hauptschule zurückgreifen, ebenso das Andreas-Vesalius-Gymnasium. Einig ist sich das Bündnis, dass die Mittel für den Ausbau der Gesamtschulen, geschätzt 3,7 bis 3,9 Millionen Euro, im Haushalt bereit gestellt werden, aber andere Schulen nicht zu kurz kommen sollen.