Wesel. . Alles Blau-Weiß! Das Weseler Oktoberfest 2018 ist am Freitag eröffnet worden. Die Veranstalter sind zufrieden mit dem Auftakt.

Es war mehr als nur ein Hauch von Bayern, der am Wochenende im Festzelt an der Rheinpromenade wehte. Beim siebten Weseler Oktoberfest wurde die bayrische Kultur zelebriert, als gehöre sie wie selbstverständlich an den Niederrhein. Und trotz des wenig rühmlichen Verlaufs der Veranstaltung 2017, waren viele Weseler, aber auch Gäste aus dem Umland angereist, um „ a Pfundsgaudi“ zu haben.

Organisator Willi Wegner bei der Eröffnung.
Organisator Willi Wegner bei der Eröffnung. © Heiko Kempken

„Wir haben alles neu: Die Werbung ist neu, die Musik ist neu, der Festwirt ist neu“, betonte Veranstalter Wilhelm Wegner am frühen Freitagabend. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Band bereits aufgespielt, doch noch war das Zelt verhältnismäßig leer, die Stimmung eher steif. „Freitag ist immer etwas weniger“, weiß Wegner. Deshalb rechnete er an diesem Abend auch nur mit 400 bis 500 Gästen.

„Trotzdem sind wir mit der Resonanz zufrieden.“ Denn immerhin war der Auftakt besser besucht als die Freitage in den Vorjahren und für den Samstag gingen bereits 1400 Karten im Vorverkauf unter die Leute. Zur Einordnung: 1500 Menschen passen ins Festzelt.

Dieses ist, wie es sich für ein Oktoberfest gehört, überall mit den bayrischen Landesfarben dekoriert: Das Rautenmuster ziert die Tischdecken, am Zelthimmel hängen blau-weiße Wimpelketten und Stoffbahnen. Und auch das Publikum zieht optisch mit. „Trachtenverweigerer“ gibt es kaum, die meisten Besucher folgen dem unausgesprochenen Dresscode. Für den Herrn heißt das: oben kariert, unten Leder. Für die Dame passt ein Dirndl immer, beim Oktoberfest ganz besonders.

Nein, das ist nicht die Festwirtin, sondern Bürgermeisterin Ulrike Westkamp.
Nein, das ist nicht die Festwirtin, sondern Bürgermeisterin Ulrike Westkamp. © Heiko Kempken

Auch Bürgermeisterin Ulrike Westkamp hat ein solches gewählt: in klassischem schwarz mit grüner Schürze. Gegen 19.30 Uhr kommt sie, um das Fest mit dem obligatorischen Fassanstich offiziell zu eröffnen. Hier richten sich alle Blicke auf sie, schließlich gilt die Menge der benötigten Hammerschläge dabei als Gütekriterium. „Eins, zwei, drei“, zählt das Publikum laut mit und „O’zapft is“, verkündet Wilhelm Wegner. Das nun strömende Freibier verteilt das Stadtoberhaupt unter den Gästen – allerdings nicht im wiesn-­typischen Ein-Liter-Masskrug, sondern im „Halben“, wie so mancher Bayer naserümpfend sagen würde.

Beschwingte Schunkellieder im urtümlichen Dialekt

„Da kann sich der Münchner Bürgermeister noch einiges von abschauen“, urteilt Thomas Pfeffer von den „Ruperti-Blosn“, der Band, die für die zünftige „Musi“ auf der Wesel-Wiesn sorgt. Deshalb wird auf die Bürgermeisterin auch noch getrunken, mit einem dreifachen „die Krüge...“ - „hoch!“, gefolgt von einem „Prosit der Gemütlichkeit“, bevor es mit beschwingten Schunkelliedern im urtümlichen Dialekt weiter geht.

Die Ruperti Blosn spielten typisch-bayrische Blasmusik.
Die Ruperti Blosn spielten typisch-bayrische Blasmusik. © Heiko Kempken

Jedoch scheiden sich unter den Gästen gerade an der Musik die Geister. Die Ruperti-Blosn machen waschechte Volksmusik – das ist nicht jedermanns Sache. So wünscht sich Corinna (48) aus Dinslaken, die ihren Nachnamen nicht nennen will, und mit 25 Freunden aus dem Ruhrgebiet zu Gast ist: „Die Band müsste mehr spielen, was man kennt: Andreas Gabalier oder so“.

Als sie vor zwei Jahren schon einmal hier war, habe ihr das Fest besser gefallen: „Irgendwie ist es sehr leer hier, da kommt nicht wirklich Oktoberfest-Stimmung rüber.“ Dennoch gibt sie sich optimistisch: „Es kann ja noch werden.“ Außerdem seien zumindest Speisen und Getränke lecker und der Service gut.

„Nicht auf den Tischen, nur auf den Bänken tanzen“

Ob sie später auf den Bänken tanzen?
Ob sie später auf den Bänken tanzen? © Kempken

Von der sich steigernden Stimmung sind Helga (58) und Rainer Floß (61) hingegen überzeugt. „Das Ambiente ist gut, die Stimmung könnte noch mehr werden, aber ich glaube, das sind nur Anlaufschwierigkeiten“, meint Helga Floß zuversichtlich. Ihr gefällt am Oktoberfest besonders, dass hier sämtliche Generationen miteinander feiern.

Die Musik findet das Paar „zünftig zum Feiern“ und geht am frühen Abend fest davon aus, dass sie irgendwann auf den Bänken stehen werden, so wie es auch bei der originalen Wiesn in München gemacht werde.

„Nicht auf den Tischen, nur auf den Bänken“, betont Rainer Floß, der sich mit der bayrischen Feierkultur genau auszukennen scheint...