Schermbeck. . Zahlreiche Bürger nahmen an der Gegenveranstaltung „Schermbeck ist bunt“ auf dem Parkplatz Overkämping teil. Ein Vormittag voller Diskussionen.

Samstag 10 Uhr in Schermbeck. Noch ist es ruhig. Zehn Einsatzfahrzeuge der Polizei stehen vor dem Rathaus. Der Platz an der Mittelstraße 54 ist hergerichtet, wie auch der auf dem Parkplatz bei „O“. An der Mittelstraße 54 werden blaue Luftballons, Rosen und Gebäck an Bürger verteilt, auf dem Overkämpingparkplatz werden Waffeleisen angeheizt. Hier sollen 500 Waffeln verkauft werden. Der Erlös geht an eine Hilfsorganisation, die sich um traumatisierte Flüchtlinge kümmert.

Polizeischutz für AfD-Mann Uwe Kamman

Eine Stunde später ist der Dorfkern angefüllt mit Menschen. Die AfD bekommt Unterstützung von zahlreichen Mitgliedern am Niederrhein sowie vom bundesweit bekannten Essener AfD-Mann Guido Reil sowie von Uwe Kamman, MdB. Für letzteren wurde Polizeischutz angefordert. „Weil er schon mal körperlich angegriffen wurde“, erklärt André Rautenberg, Sprecher der AfD Schermbeck . Für ihn und die beiden weiteren Sprecher in Schermbeck, Dirk Neumann und Damian Skiba, ist es der erste öffentliche Auftritt im Dorf. „Die Ortsgruppe gibt es ja erst seit Juni diesen Jahres, wir mussten uns zunächst finden“, hieß es.

Stiller Protest und heftige Diskussionen

Guido Reil zeigte sich in einer Ansprache begeistert von der Menge der Mitglieder am Stand „Das ist der beste Stand ever“, sagte er.

Eine Gruppe junger Menschen aus Wesel, die namentlich nicht genannt werden möchte, demonstrierte still mit Bannern: „Kein Mensch ist illegal“ und „Antifaschistische Aktion“ vor dem AfD Stand und später auf der Straßenseite gegenüber. Dort gruppieren sich auch Beobachter und diskutieren hier und da, mitunter auch recht heftig, mit den AfD’lern. Bis auf zwei kleine Zwischenfälle, einer von der einen Straßenseite, einer von der anderen, verlief der Vormittag gewaltfrei.

Junge Schermbecker wollen nicht zuschauen

Auf dem Overkämping Parkplatz knubbelt sich die Menge, Blasmusik und später Dudelsackklänge untermalten die Veranstaltung. Ein großes buntes Banner zeigt „Schermbeck ist bunt“.

Dieses Motto hat auch die Gruppe junger Menschen, die zu der Aktion aufgerufen hatte, als Motiv für ihr T-Shirt gewählt. Sie hatten sich zusammengesetzt und waren sich sofort einig, dass sie in dieser Zeit nicht einfach zuschauen wollen: „Wenn sich eine Partei in unserer Heimat präsentiert, die sich aktuell in Teilen nicht klar von rechtspopulistischen und fremdenfeindlichen Gedankengut abgrenzt, möchten wir nicht gleichgültig zuschauen“, sagen die Sprecher der Gruppe Marius Sühling und Hendrik Bienbeck.

Vereine treten für ein buntes Schermbeck ein

Viel Lob erhielten die jungen Leute von den Besuchern der Veranstaltung, an der viele Bürger, sowie Abordnungen vieler örtlicher Vereine teilnahmen, sich die Parteien einig präsentierten und auch Sabine Weiß, CDU Mitglied des Bundestages, anwesend war.

Ina Terstegen, Ute Abelt und Hildegard Neuenhoff präsentierten die Landfrauen aus Bricht und Damm an diesem Tag. „Wir haben Respekt vor den jungen Leuten und wollten mit der Teilnahme unsere Wertschätzung zum Ausdruck bringen. Schermbeck muss locker und bunt bleiben“.

Marvin Schetter von den Schermbecker Pfadfindern meinte: „Ich erlebe die Stimmung hier heute so, als wenn ganz Schermbeck nur darauf gewartet hat, dass mal jemand so etwas organisiert.“

Meinungsfreiheit als Privileg empfunden

Hendrik Bienbeck und Marius Sühling empfinden genau wie ihre Mitstreiter die Meinungsfreiheit und das Leben in einer Demokratie als ein wunderbares Privileg. Deshalb möchten sie nicht zusehen, wenn sich moralische und politische Grenzen immer weiter nach rechts verschieben, sagen sie. Und:. „In unseren Köpfen haben Hass, Hetze und rechtes Gedankengut keinen Platz.“