Wesel. Den Leidensweg ihrer Kindheit hat die 33-jährige Ehefrau und Mutter hinter sich gelassen. Heute gibt sie das, was man ihr gegeben hat, zurück.
Natalie Khattab kann ihr Glück noch immer nicht fassen: „Mir wurde der Integrationspreis der Stadt Wesel verliehen. Unfassbar!“ Den Leidensweg ihrer Kindheit hat die 33-jährige Ehefrau und Mutter dreier Kinder hinter sich gelassen. Dass sie die Leiterin des Familienzentrum Blücherstraße, Carmen Peters, für diesen Preis vorgeschlagen hat, rührte Natalie Khattab zu Tränen. Doch jeder, der ihre Lebensgeschichte hört, wird von dieser jungen Frau begeistert sein.
Natalie Khattab wurde im Libanon geboren, ihre Mutter ist Polin, ihr Vater Libanese. Als die Unruhen im Libanon zunahmen, zog das Ehepaar nach Deutschland. In Geldern besuchte die kleine Natalie den Kindergarten und die Grundschule. „Doch 1995 trennten sich meine Eltern und ich ging mit meinem Vater zurück in den Libanon. Ich sprach nur schlecht Arabisch.“
Statt Schule Schuhfabrik
Hier war ihre schulische Karriere erst einmal zu Ende. Mit elf Jahren arbeitete sie in einer Schuhfabrik, später in einer Bäckerei. Kinderarbeit war damals keine Seltenheit. „Wir haben in der Fabrik alles gemacht, vom Lederabschneiden bis zur Verpackung, von 7 bis 17 Uhr mit einer halben Stunde Mittagspause. In der Woche haben wir umgerechnet 15 Euro verdient.“
Mit 18 Jahren lernte sie ihren heutigen Ehemann kennen und lieben. „Er hatte einen eigenen Frisörsalon in Beirut, in direkter Nachbarschaft zu einem berühmten Hotel, drei Minuten entfernt vom Meer.“ Die beiden heirateten, 2004 wurde die Tochter geboren, ein Jahr später der Sohn. „Es ging uns richtig gut, wir hatten eine schöne Fünf-Zimmer-Wohnung nahe am Meer. Aber ich habe immer das Land, in dem ich groß geworden bin, vermisst.“
Bombenanschlag in Beirut
Der Wunsch, nach Deutschland zurückzukehren, wurde in dem Moment akut, als sich ein Bombenanschlag auf den Ministerpräsident in der Nähe ihres Wohnhauses ereignete. „Mein Mann, der neun Jahre älter ist als ich, ist im Krieg großgeworden, er hat schlimmere Dinge erlebt. Doch ich war gerade mit unserem Sohn schwanger und wollte nur noch weg.“ Wie groß seine Liebe ist, bewies Wissam Khattab. Er gab seinen gut gehenden Frisörsalon auf und besorgte für seine Familie und sich Ausreise-Visa. Da Natalie Khattab einen polnischen Pass besaß, reiste die Familie per Taxi nach Syrien zur dortigen Botschaft, wo sich der Konsul rührend um sie kümmerte.
In Deutschland wurde sie in Plauen/Sachsen beheimatet, wo Wissam Khattab schnell Arbeit in einem griechischen Restaurant fand und hier sogar den Führerschein machte. Dank familiärer Kontakte zog die Familie nach anderthalb Jahren nach Weeze. „In Kevelaer fand ich nach drei Tagen eine Vollzeitjob bei Burger King, während sich mein Mann um die Kinder kümmerte und intensiv Deutsch lernte.“
Als er 2010 eine Stelle bei Pocco in Wesel fand, zog die Familie in die Hansestadt. „Nun waren die Kinder in der Schule, ich hingegen hatte nur vier Jahre eine Schule besucht. Das wollte ich ändern.“
Hauptschulabschluss mit vier Einsen
So ist heute ihr größter Stolz, dass sie bei der VHS ihren Hauptschulabschluss nachgeholt und ihn mit vier Einsen, darunter auch in Englisch, und zwei Zweien abgeschlossen hat.
Noch einmal gab es einen unschönen Einschnitt in der Familiengeschichte von Natalie Khattab. Bei einem unverschuldeten Verkehrsunfall verletzte sich ihr Mann schwer am Rücken. Somit war die Lagerarbeit beendet. Doch nach Wiedereingliederungsmaßnahmen fand er eine Tätigkeit, die ihn erfüllt: Er arbeitet im Betreuten Wohnen für Menschen mit Handicap.
Nach der Geburt des jüngsten Sohnes Maximilian blieb Natalie Khattab bis zu dessen dritten Lebensjahr zuhause. Noch mit Beginn der Flüchtlingsströme begann sie damit, sich zu engagieren, wie einer Lehrerin am KDG, die Flüchtlingskinder unterrichtet, zu helfen. „Ich spreche ja fließend arabisch.“
Wöchentliche Sprechstunde
Das hatte sich bald herumgesprochen, insbesondere nachdem sie einer Ausländerin im Jobcenter zur Seite stand, die ohne Dolmetscher hilflos war. „Immer mehr Leute haben mich angerufen und mich gebeten, bei der Bürokratie oder bei Übersetzungen zu helfen.“ Rund um die Uhr wurde sie um Unterstützung gebeten. Denn ihr Credo lautet: „Wir haben damals Hilfe angenommen, die möchte ich zurückgeben.“
Auch Carmen Peters betreut im Familienzentrum Flüchtlingskinder. Sie freute sich über die Unterstützung von Natalie Khattab, die auch im Elternbeirat aktiv ist. Als sie merkte, wie groß der Andrang ist, stellte Carmen Peters ihr einen Besprechungsraum zur Verfügung, in dem Natalie Khattab einmal wöchentlich eine Sprechstunde für zugewanderte Familien aus arabischen Ländern anbietet. „Frau Peters war es auch, die für mich die Ehrenamtskarte beantragte und mich jetzt für den Preis vorgeschlagen hat.“
Einbürgerung groß gefeiert
Als Natalie Khattab im Scala der Preis übergeben wurde, erzählte sie voller Stolz: „Ich bin jetzt Deutsche.“ Auch ihr Mann und ihre Kinder wurden eingebürgert. „Wir haben das mit einem großen Fest mit vielen Deutschlandflaggen gefeiert.“ Inzwischen arbeitet Natalie Khattab ebenfalls in der Betreuung eines Menschen mit Handicap.
Für sie ist Heimat dort, wo man gerne mit den Menschen, die man liebt, lebt. Für Natalie Khattab, deren Mutter polnische Katholikin, Oma polnische Jüdin, Vater libanesischer Moslem und dessen Mutter Türkin ist, ist Wesel jetzt Heimat.
Noch einmal gab es einen unschönen Einschnitt in der Familiengeschichte von Natalie Khattab. Bei einem unverschuldeten Verkehrsunfall verletzte sich ihr Mann schwer am Rücken. Somit war die Lagerarbeit beendet. Doch nach Wiedereingliederungsmaßnahmen fand er eine Tätigkeit, die ihn erfüllt: Er arbeitet im Betreuten Wohnen für Menschen mit Handicap.
Nach der Geburt des jüngsten Sohnes Maximilian blieb Natalie Khattab bis zu dessen dritten Lebensjahr zuhause. Noch mit Beginn der Flüchtlingsströme begann sie damit, sich zu engagieren, wie einer Lehrerin am KDG, die Flüchtlingskinder unterrichtet, zu helfen. „Ich spreche ja fließend arabisch.“
Das hatte sich bald herumgesprochen, insbesondere nachdem sie einer Ausländerin im Jobcenter zur Seite stand, die ohne Dolmetscher hilflos war. „Immer mehr Leute haben mich angerufen und mich gebeten, bei der Bürokratie oder bei Übersetzungen zu helfen.“ Rund um die Uhr wurde sie um Unterstützung gebeten. Denn ihr Credo lautet: „Wir haben damals Hilfe angenommen, die möchte ich zurückgeben.“
Auch Carmen Peters betreut im Familienzentrum Flüchtlingskinder. Sie freute sich über die Unterstützung von Natalie Khattab, die auch im Elternbeirat aktiv ist. Als sie merkte, wie groß der Andrang ist, stellte Carmen Peters ihr einen Besprechungsraum zur Verfügung, in dem Natalie Khattab einmal wöchentlich eine Sprechstunde für zugewanderte Familien aus arabischen Ländern anbietet. „Frau Peters war es auch, die für mich die Ehrenamtskarte beantragte und mich jetzt für den Preis vorgeschlagen hat.“
Als Natalie Khattab im Scala der Preis übergeben wurde, erzählte sie voller Stolz: „Ich bin jetzt Deutsche.“ Auch ihr Mann und ihre Kinder wurden eingebürgert. „Wir haben das mit einem großen Fest mit vielen Deutschlandflaggen gefeiert.“ Inzwischen arbeitet Natalie Khattab ebenfalls in der Betreuung eines Menschen mit Handicap.
Für sie ist Heimat dort, wo man gerne mit den Menschen, die man liebt, lebt. Für Natalie Khattab, deren Mutter polnische Katholikin, Oma polnische Jüdin, Vater libanesischer Moslem und dessen Mutter Türkin ist, ist Wesel jetzt Heimat.
>>> AUCH TOCHTER JOELLE ENGAGIERT SICH:
Die Tochter von Natalie und Wissam Khattab, Joelle, engagiert sich ehrenamtlich. So ist die 14-Jährige heute Abend auf dem Großen Markt am Stand des KDG mit dabei, um Pfirsichkerne zu verkaufen und Spenden zu sammeln. Zuvor tritt sie mit ihrer Tanzschule im Scala auf.
Auch Marija Vrbat ist Integrationspreisträgerin, sie wird in Kürze in der NRZ vorgestellt.