Wesel. . Die Weseler Tafel hat am Donnerstag Geburtstag. Ihre Anfänge waren mühsam, doch auch heute noch kämpfen die Aktiven mit Widrigkeiten.

Da stimmt was nicht: Rund 20 Prozent der Lebensmittel in den Läden von Wesel und Umgebung wanderten einfach in den Abfall – Überproduktion. 1998 war das und in Wesel gründete sich am 30. August, also genau vor 20 Jahren, die Weseler Tafel. Es gibt den Verein noch immer, heute mit 51 Mitgliedern, 25 von ihnen sind ehrenamtlich aktiv. Sie versorgen inzwischen 398 registrierte Familien mit bis zu 998 Angehörigen.

Aufnahmestopp, weil mehr nicht zu leisten ist

Die Tafel hat einen Aufnahmestopp. „Nach dem Ende der Hamminkelner Tafel haben wir die Hamminkelner Lebensmittelspender und die Bedürftigen übernommen“, sagt Horst-Dieter Maiß, Vorsitzender der Tafel. Lebensmittelnotstand herrscht damit nicht mehr, „die Händler versorgen uns sehr gut“. Doch die Mitarbeiter kommen an ihre Grenzen. „Die Ausgabe beginnt um 14 Uhr und dauert manchmal bis 18 Uhr. Mehr kann man von den Leuten nicht erwarten.“

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Rosa Fundowoia beispielsweise ist 78 Jahre alt, fast von Anfang an dabei und steht Tag für Tag ab 8.45 Uhr parat. Sie hat die Leitung des Ladens nach dem Tod des Gründungsmitglied Rosy Götzke übernommen.

Wesel war die erste Tafel im Kreis. 74 Mitglieder zählte der Verein, 20 von ihnen sammelten regelmäßig die überschüssigen Lebensmittel – sechs Tonnen pro Woche – bei 32 Händlern ab, sortierten sie und teilten sie an rund 170 Bedürftige aus. Menschen, die von Harz IV, der Grundsicherung, einer zu kleinen Rente oder einem mageren Lohn leben müssen, allein Erziehende, Obdachlose, Asylbewerber. An jene, die bedürftig sind und das auch nachweisen können.

Lebensmittel im Privatauto ausgeliefert

Ein eigenes Fahrzeug hatte die Tafel 1998 nicht und auch der Laden an der Caspar-Baur-Straße 74 kam erst später. Mitglieder holten die Lebensmittel mit ihren Privatautos bei den Geschäften ab, sortierten sie, packten sie in Kisten. „Dann wurden sie entweder den Bedürftigen nach Hause geliefert oder gleich aus den Privatfahrzeugen verteilt“, sagt Maiß.

Die Reihenfolge wird ausgelost

Heute besitzt die Tafel drei Fahrzeuge, zwei davon mit Kühlung. Damit holen die Ehrenamtlichen die Lebensmittel bei den Geschäften ab – mitunter täglich, meist aber nur ein- bis dreimal die Woche. Es ist nicht leicht, die Lebensmittelausgabe – heute sitzt der Tafelladen Am Mühlenweg 10 – gerecht zu gestalten. Gegen zwei Euro gibt es hier täglich von 14 bis 16 Uhr, häufig weit darüber hinaus, Lebensmittel. Die Ausgabetage werden nach Buchstabengruppen geordnet, um 14 Uhr zählt das Team die Bedürftigen und packt Nummern in einen Leinensack. Dann wird die Reihenfolge ausgelost. Anders funktioniert es nicht.