Wesel. . Der Klimawandel ist angekommen - davon sind ASG-Fachleute in Wesel überzeugt. Beim Baumpflanzen reagiert man deshalb schon darauf.
War das ein Sommer – gefühlt hat man die Gießkanne und den Gartenschlauch gar nicht mehr los gelassen. Und so sieht es im eigenen Garten – bis auf den steppenähnlichen Rasen – immerhin noch ganz ansehnlich aus.
Anders die Situation im öffentlichen Grün, vor allem dort, wo die Bäume noch jung sind und die Wurzeln keinen Platz haben, sich auszudehnen. „Wir hatten massive Probleme mit der Siedlungswärme“, sagte Heinz-Georg Oberender vom städtischen Betrieb ASG (Abfall, Straßen, Grünflächen), der sich auf Einladung der SPD-Fraktion in einer mäßig besuchten öffentlichen Fraktionssitzung dem Thema widmete.
Zerbombter Untergrund als Problem
90 Tage Dauersauna, wie es Oberender zusammenfasste, sind auch für die Natur nur schwer auszuhalten, es sei denn, sie werden mit Wasser unterstützt (siehe Box). In Wesel kommt noch erschwerend hinzu, dass auf dem vielfach zerbombten Untergrund die Wurzeln keine Möglichkeit haben, in die Tiefe zu gehen. In der Enge der Stadt spielt auch die Breite des Wurzelwerks eine Rolle. Entspricht in der freien Natur die Krone in etwa der Wurzel, so haben städtische Bäume nur ein Viertel der Größe. Dazu sterben bei Hitze die Feinwurzeln ab.
Am meisten betroffen sind Bäume, die 15 Jahre oder jünger sind, erläuterte Oberender. Denn bis in zweieinhalb, drei Meter Tiefe war die Erde trocken. Die Folge: Bäume gingen ein, zum Beispiel vor dem Bahnhof und im Aaper Busch, wo durch die Eiszeit bedingt sehr sandige Böden sind. „Geschätzt werden wir wohl 200 Bäume verlieren“, so der ASG-Fachmann. Noch massivere Probleme sieht er im Forstbereich. Dort sind tausende Bäume abgestorben.
Bäume trennen sich auch von Teilen der Krone
Dass auf den Ringen in Wesel bereits Herbst herrscht, ist nicht zu übersehen. Viele Bäume haben sich aber nicht nur von ihrem Laub getrennt, weil sie kein Wasser mehr erhielten, sondern auch von Teilen der Krone. Dieses werde die Stadt in den nächsten Jahren vor massive verkehrstechnische Probleme stellen, zumal das Ausmaß der Schäden immer erst im Frühjahr sichtbar werde.
Bei Neupflanzungen in Wesel denke man an ein Ringbewässerungssystem, so dass durch eine Drainage gegossen werden kann. Schon jetzt wurden im Bürgerwald 100 Tropfsäcke aufgehängt, die für eine kontinuierliche Bewässerung sorgen. Es waren die letzten auf dem Markt, es sollen nun weitere angeschafft werden. Sie leisten aber nur jungen Bäume gute Dienste. Zudem wird nur noch gepflanzt, was trockenheitsresistent ist. So wie die Celtis australis an der Friedenstraße, der Europäische Zürgelbaum. Hier grünt es noch genauso wie vor dem Hitzesommer.
>>>FLEISSIGE HELFER UND HÄSSLICHE GÄSTE
Technisches Hilfswerk, Bundeswehr und viele Bürger halfen beim Wässern des öffentlichen Grüns. Beim ASG ging dies an die personelle Kapazitätsgrenze. Ein nun folgender trockener eisiger Winter würde weitere Probleme mit sich bringen.
Schädlinge, die durch den Klimawandel vordringen, sind ebenfalls ein Problem, so Oberender. Betroffen sind zum Beispiel Buchen, Eichen, Eschen, Kastanien und Platanen. Sie werden nicht mehr gepflanzt. „Wir werden lernen müssen, damit umzugehen.“