Wesel. . Fast 5000 Hunde leben hier. Obwohl die Stadt unter anderem jährlich eine Million Hundetüten ausgibt, halten sich nicht alle Halter an die Regeln.
Sabine Ganz flaniert entspannt mit ihrem spanischen Podenco-Mix Neo auf der Hundeauslauffläche neben dem Weseler Yachthafen, ihr Vierbeiner läuft einige Meter vor – brav am Wegesrand, als ihm Passanten begegnen. „Wenn alle ein wenig Rücksicht aufeinander nehmen, klappt es doch garantiert“, ist die 58-Jährige überzeugt.
Sie ist froh, dass sie ihren Vierbeiner hier unangeleint laufen lassen kann, was bei ihr Zuhause nahe des Bahnhofs nicht möglich ist. Seit 14 Jahren kommt sie fast täglich hierher zum „Gassi-Gehen“.
Tüten für Hinterlassenschaften ihres Hundes hat sie stets bei sich.
Sie lobt außerdem, dass am Anfang der Hundefläche ein Hundekotbeutel-Spender steht.
„Nur die Mülleimer sind etwas blöd verteilt. Ganz am Ende der Landzunge müsste an der Bank einer stehen“, sagt die Weselerin, die sich wundert, dass sich auf den ersten rund 150 Metern ab der Straße Römerwardt gleich fünf Behälter befinden, danach offenbar aber gar keiner mehr. „Wenn mein Hund in die Büsche geht, krieche ich natürlich nicht hinterher. Auf oder direkt am Weg sammel’ ich alles natürlich sofort ein. Das gehört ja wohl auch so!“
Unverständlich: Beutel neben statt in dem Mülleimer
Offenbar nicht für alle: Auf den ersten rund 25 Metern ab dem Schild „Hundeauslaufplatz“ liegen drei übel riechende Hundehaufen direkt am Wegesrand, einer sogar unmittelbar hinter einer Bank. Dazu findet man auf diesem Abschnitt auch drei schwarze Hundekotbeutel im Gras – einige Meter neben statt in den Mülleimern.
„Sowas ist natürlich nicht zu verstehen“, sagt die Hundehalterin, die sich aber noch mehr über anderen Müll ärgert: „Was die Angler und Leute, die hier grillen, alles liegen lassen, ist unglaublich. Ich räume den Dreck manchmal sogar selber weg, denn ich habe Angst, dass mein Hund in so einen Angelhaken beißt.“
Auch Claudia Mertens (53) ist zeitgleich für rund eineinhalb Stunden mit ihren beiden Hunden unterwegs.
Füting: "Jeder Hundehalter haftet für das Verhalten seines Hundes"
Gerade als sie ihre Vierbeiner losleinen möchte, kommt ein Radfahrer des Wegs: Sie ist verärgert und schimpft: „Dass hier Fahrradfahrer in einem Affenzahn langfahren und sich dann auch noch beschweren, dass die Hunde frei laufen, ist ja wohl eine Unverschämtheit. Dieser Platz ist doch extra dafür da, damit Hunde auch mal frei toben dürfen. Hier haben eindeutig Hunde Vorrang, schließlich steht ja auch auf dem Hinweisschild ,Betreten auf eigene Gefahr!’“
Ganz so sei dem nicht, erklärt Ordnungsamtsleiter Gerd Füting: „Jeder Hundehalter haftet für das Verhalten seines Hundes – auch in diesem Hundeauflaufbereich und auch auf dem am Auesee.“ 4933 Hunde sind in der Hansestadt registriert, die Stadt Wesel informiert alle Hundehalter mit zwei Flyern über ihre Pflichten.
Dort heißt es unter anderem: „Damit das Miteinander von Mensch und Hund funktioniert, ist Toleranz auf allen Seiten wichtig.“
Ein „ständiges Ärgernis“ sei der Hundekot, heißt es in der Broschüre „Weg mit dem Dreck“.
Beschwerden über die Hinterlassenschaften
Es gebe immer wieder Beschwerden über die „Hinterlassenschaften“ von Hunden, sowohl in Grünanlagen als auch auf Gehwegen und Straßen.
Dabei sollte für Hundebesitzer selbstverständlich sein, die Hinterlassenschaften ihrer Hunde selbst zu entsorgen. Um dieses zu erleichtern, biete die Stadt Wesel gemeinsam mit dem ASG und der Stadtwacht kostenlose Hundekot-Tüten an, die in öffentlichen Abfallkörben oder auch in den eigenen Abfallbehältern entsorgt werden können.
In 25 Geschäften sowie über 25 stationäre Ausgabestellen würden jährlich rund eine Million kostenlose Hundekottüten verteilt, so Füting.
Irrtum eines Hundehalters kann teuer werden
Direkt an der Fusternberger Grundschule hat ein Hundehalter erst kürzlich mehrere Haufen neben dem Zugweg zur Schule legen lassen – genau dort, wo sonst die Schüler langlaufen. Auch als er von einem Anwohner angesprochen wurde, weigerte sich der Hundeführer, den Kot wegzuräumen - eine Begründung: „Dafür zahle ich ja schließlich Hundesteuer!“
Ein großer Irrtum, der für ihn teuer werden kann: Kommt ein Hundehalter der Pflicht zur Beseitigung nicht nach, sei im Erstfall ein Bußgeld von 50 Euro fällig, erläutert Gerd Füting.
Im Wiederholungsfall muss der Halter 100 Euro zahlen – auch das habe es in Wesel bereits gegeben.
Manche Orte seien für Hunde ohnehin völlig tabu: Spielplätze und Bolzplätze, Spielwiesen, Liegewiesen und Badestrände, Wochenmärkte sowie Schul- und Friedhöfe.
>>> APPELL AN DIE VERNUNFT DER HUNDEHALTER:
Während in Wesel Hundehalter schon 100 Euro Bußgeld zahlen mussten, weil sie die Haufen ihrer Vierbeiner liegen ließen, appellieren die Gemeinden Schermbeck und Hünxe an die Vernunft der Hundehalter. In der Gemeinde Schermbeck stehen elf Spender mit Hundekotbeuteln.
Das reicht offensichtlich für die 1500 Hunde. „Es gibt keine ordnungsbehördliche Verordnung, die Hundehalter dazu zwingt, die Hinterlassenschaften ihres Hundes aufzuheben“, sagt Marc Lindemann vom Schermbecker Ordnungsamt. Doch er ergänzt: „Wir appellieren natürlich an die Hundehalter, sich verantwortungsvoll zu verhalten und den Dreck zu beseitigen.“
Ganz ähnlich sieht dies in Hünxe aus, wie Hauptamtsleiter Klaus Stratenwerth erklärt: „Es gibt hier zum Glück keine großen Probleme mit Hundehaltern.
Und wenn jemand doch mal einen Haufen liegen lässt, wird er ermahnt – das reicht in der Regel.“
13 Kotbeutelspender stehen bereits im Hünxer Gebiet in den dichter besiedelten Bereichen, ein weiterer ist zudem für Gartrop geplant. Gesonderte Hundeauslaufflächen gibt es weder in Schermbeck noch in Hünxe. „Wir haben drumherum ja auch genüg Grün“, sagt Stratenwerth, was ebenso für die Nachbargemeinde Schermbeck gilt.
Hamminkeln bietet zwar auch keine ausgewiesene Fläche für Hunde, dafür aber die vergleichsweise hohe Zahl von 62 Beutel-Spendern verteilt auf alle Ortsteile, wie Sprecher Thomas Michaelis erklärt. „Diese werden auch gut angenommen“, freut er sich.
„Abfallkörbe stehen direkt daneben – die Beutel sollen ja schließlich nicht in der Landschaft landen“, ergänzt Ortwin Nißing vom Ordnungsamt.