Kreis Wesel. . Die Weseler Familie Willrodt hat schon viele Touren mit dem 23 Jahre alten Bus unternommen. Der Tacho steht mittlerweile bei 287 101 Kilometer.
Wer solch ein Wohnmobil fährt, der hat einen entscheidenden Vorteil: „Sobald du einsteigst, beginnt der Urlaub“, sagt Uwe Willrodt. Zumindest sehen das der 52-jährige Weseler und seine Familie konsequent so. Seit 15 Jahren sind sie mit dem knallblauen VW LT 35 auf Achse. In Deutschland, in Europa. Der Weg ist das Ziel, das Wohnmobil ein Ferienappartement für alle fünf plus Hund. 287 101 Kilometer haben sich im Laufe der Zeit auf dem Tacho angesammelt – und für die Weseler Familie steht fest: Solange es noch Ersatzteile für den Campingbus gibt, der nach den persönlichen Wünschen seiner Besitzer ausgebaut wurde, wird sich die Uhr weiter drehen.
Denn die Touren und Erlebnisse der vergangenen Jahre möchte die Familie nicht missen. Im ersten Jahr, erinnert sich Uwe Willrodt, hatten sie für Tochter Merit (15) noch ein Babybett auf der hinteren Sitzbank installiert. Sie ist wie ihre Brüder Niklas (21) und Jakob (19) mit den Ferien im Wohnmobil aufgewachsen und weiß wie ihr Bruder die Unabhängigkeit zu schätzen. „Man erlebt ganz andere Sachen, als wenn man im Hotel übernachtet“. Und Niklas ergänzt: „Wir sind viel draußen, auch an abgelegenen Parkplätzen, wo kaum Leute sind“.
Zwangspause in Schottland
Touren durch Italien, Schottland, Dänemark oder Korsika hat die fünfköpfige Familie zum Beispiel schon erlebt – und gerade bei Rundreisen verzichten sie darauf, Plätze vorzubuchen, sondern wählen Ziele spontan aus.
Meist hat der VW-Bus, Baujahr 1995, die Willrodts zuverlässig kutschiert. An die wenigen Pannen können sie sich daher umso besser erinnern. Einmal versagten ausgerechnet auf dem Gebirgspass Stilfser Joch in Südtirol bei der Fahrt bergab die heißgelaufenen Bremsen. „Da funktionierte nur noch die Hand- und die Motorbremse“ berichtet der Familienvater. Zum Glück reichte eine Abkühlungspause, um das Problem zu beheben.
Im vergangenen Jahr in Schottland dagegen dachte Uwe Willrodt: Das war’s für den Bus. Während der Rundreise brach ein Bolzen am Traggelenk der Vorderachse, der Bus musste in den nächsten Ort geschleppt werden, die Familie in eine Bed-and-Breakfast-Pension ziehen.Und hoffen: „Das Problem sind die Ersatzteile“. Zum Glück wurde die Werkstatt in diesem Fall fündig, die Familie konnte nach zwei Tagen weiterziehen. „Ich hatte schon befürchtet, wir müssen das Fahrzeug auf der Insel lassen“, erinnert sich der Weseler.
Früher Lieferwagen, jetzt Mobilheim
Das wäre sehr schade gewesen, denn den Bus haben Uwe und seine Frau Anne als Lieferwagen gekauft und nach ihren eigenen Entwürfen zum Campingmobil umbauen lassen. Mit je einem eigenen Schrank für jedes Familienmitglied, Kühlschrank und Kochgelegenheit, viel Stauraum und fünf Schlafplätzen – eine Person muss allerdings auf der Bank vor dem Steuer nächtigen. „Man gewöhnt sich dran“, meint Merit. Selbst für Labradormischling Lucky findet sich ein Platz und auch die Fahrräder kriegt die Familie noch unter.
Jetzt, wo die Kinder älter sind, sind Anne und Uwe Willrodt auch häufiger alleine unterwegs. Gerade sind sie aus dem Emsland zurückgekommen – das war’s für dieses Jahr. Sie hoffen, dass der LT 35 noch einige Jahre hält. „Wir hatten mal einen VW-Bus, der ist 410 000 Kilometer gelaufen“, erzählt Uwe Willrodt. Entscheidend ist für die Familie aber nicht, wie viele Kilometer am Ende auf dem Tacho stehen: „Für uns zählt nur der Erlebnis- und Freizeitwert“.