Wesel. . Tradition wird bei den St. Antonius-Schützenbruderschaften Ginderich groß geschrieben. Zum Beispiel bei den Königsbäumen am Christkönigtag.
Kuhport heißt die Straße, über die die Gindericher früher ihre Kühe auf die Weide trieben. Den Namen gibt es nach wie vor, doch mit den Jahren ist hier quasi eine Königsallee entstanden. Seit 1978 haben am Straßenrand entlang alle Königspaare einen Baum gepflanzt, immer im Wechsel. In geraden Jahren die der St. Antonius Schützenbruderschaft Ginderich 1922, dazwischen die der St. Antonius Junggesellen-Schützenbruderschaft 1643 Ginderich. Und so wird es weitergehen, immer am Christkönigsfest, dem letzten Sonntag im Kirchenjahr, wie seit 1978.
Ein Spaziergang entlang der Bäume führt zum Festplatz, wo am Donnerstagmorgen damit begonnen wurde, das Zelt aufzubauen. Er zeigt, dass es zunächst freie Baumwahl gab. 1990 zum Beispiel entschieden sich Gerhard Rademacher und Hannelore Hürkens für eine Linde, wie das Schild davor zeigt. 1992 wählten Friedhelm Borgmann und Karin Sosna eine Eiche und 1995 Markus Knappmann und Vanessa Just einen Walnussbaum. Damals gab es schließlich noch genug Platz für große Gewächse, doch das änderte sich. Und so wird seit knapp 20 Jahren immer ein hübsch blühender Hochstamm-Rotdorn in die Erde gesetzt, der nicht so viel Raum in Anspruch nimmt. Denn die Bäume stehen mittlerweile auf privaten Grundstücken, meist im Vorgarten. Dazu wurde eine Nachbarschaftsversammlung einberufen, sagt Präsident Stefan Döring, bei der sich alle Kuhport-Anlieger bereit erklärten, einen Königsbaum bei sich aufzunehmen.
Im Vorgarten des Königs von 1978
In den letzten beiden Jahren war dies leider nicht von Erfolg gekrönt: Die Bäume von Wolfgang Staymann und Beatrix van Langen sowie Yannick Kerkmann und Frederike Kehl im Vorgarten des Königs von 1978 sind im trockenen Frühjahr eingegangen. Sie werden im Herbst neu gepflanzt.
Doch so langsam stößt man in Ginderich auch an seine Pflanzgrenzen. Die Idee: Weitere Bäume sollen auf dem Weg zur Wallfahrtskirche, entlang der Schwanenhofstraße, gepflanzt werden. Im Rahmen des vom Rat abgesegneten Dorfinnenentwicklungskonzepts gibt es ein Projekt. Noch steht allerdings nichts fest. Vermutlich müssten Pflastersteine im Bürgersteig weichen, um die Bäume unterzubringen, sagt Stefan Döring, der voll mit den Schützenfestvorbereitungen beschäftigt ist. Denn immer am Sonntag nach Peter und Paul (29. Juni) steht im Dorf das größte aller Feste auf dem Programm, bei dem am Sonntag der König ermittelt wird. Dann geht die Tradition weiter, Christkönig wird ein Rotdorn gepflanzt.