Wesel. . Das Gebäude aus dem 18. Jahrhundert ist derzeit komplett verhüllt. Die Fassadensanierung dient aber nicht nur der Optik.

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als sei der Verhüllungskünstler Christo am Werk gewesen: Das Lutherhaus verschwindet komplett hinter einer Folie – das wird in den kommenden Wochen so bleiben. Auf dem Gerüst hinter der Verkleidung sind die Fachleute schon bei der Arbeit und verpassen dem denkmalgeschützten Gemeindehaus aus dem Jahr 1729 eine „Verjüngungskur“. Ganz schonend natürlich, die Fassade soll in ihrer aktuellen Form erhalten bleiben, aber dennoch nach der Sanierung in frischen Farben erstrahlen.

Steine mit Hilfe von Glaspuder bearbeitet

Den Plan, die Fassade zu renovieren, gibt es schon länger, erläutert Thomas Fischer, Baukirchmeister beim Evangelischen Kirchenkreis. Wegen des Lutherjahres wurde die Maßnahme auf 2018 verschoben. Nun geht es also los. Am Mittwoch traf sich Fischer vor Ort mit Bauleiter Martin Arnemann, der städtischen Denkmalpflegerin Alexandra Kelemen und Vertretern der ausführenden Firma SBS aus Mülheim auf der Baustelle, um eine bereits gereinigte Testfläche zu begutachten.

Im so genannten Rotec-Verfahren sind erste Steine mit Hilfe von Glaspuder bearbeitet worden, um die dunkle Schmutzschicht, die sich im Laufe der Jahre auf den Feldbrandziegeln abgesetzt hat, zu entfernen.

Arbeiter müssen mit Vorsicht agieren

Die Arbeiter müssen dabei mit Vorsicht agieren, denn die Steine sind porös und schnell kann aus der Oberfläche etwas herausbrechen. „Wir wollen die Originalsubstanz so weit es geht erhalten“, erläutert Alexandra Kelemen. Ein Problem ist, ergänzt Martin Arnemann, dass die Steine aus verschiedenen Jahrhunderten stammen. Insbesondere nach dem Krieg ist einiges ausgebessert worden. „Man kann erst nach der Reinigung sehen, wo nachträglich aufgemauert wurde“.

In den kommenden drei Wochen wird die Fassade gestrahlt, anschließend entfernen die Arbeiter die Fugen, die komplett erneuert werden. Das ist nicht nur eine Schönheitsoperation, sondern dient auch dem Erhalt des Gebäudes, weil so keine Feuchtigkeit mehr ins Mauerwerk eindringen kann. An einigen Stellen haben Umwelteinflüsse so sehr an den Steinen genagt, dass sie mit einer Ersatzmasse repariert oder ganz ausgetauscht werden müssen.

Umwelteinflüsse nagen am Stein

Das ist besonders am Sockel des Gebäudes der Fall. Martin Arnemann kratzt mit dem Finger an einer Stelle kurz über dem Boden. Rote Splitter rieseln aus den Ziegeln. Streusalz und Hundeurin haben hier in den vergangenen Jahren größeren Schaden angerichtet.

Davon wird nach der Sanierung nichts mehr zu sehen sein. Im August ist laut Plan alles fertig und das markante Gebäude – es gehört zu den wenigen, die den Krieg überstanden haben – wird für viele Jahre zwar nicht wie neu, aber deutlich schöner aussehen.

  • Neben den Fassadenarbeiten werden noch einige kleinere Reparaturen am Lutherhaus erledigt. Unter anderem muss die Holzschalung im Turm ausgebessert und das Holz des Dachüberstandes gestrichen werden. Alle Arbeiten müssen mit der Denkmalbehörde abgesprochen werden.