Wesel. . Einmal im Jahr geht es von der Weseler Innenstadt aus zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf die andere Rheinseite in den Wallfahrtsort Ginderich.

Sonntagmorgen halb neun in Wesel. Die Stadt schläft noch, die Straßen sind leer. Hier und da hört man es klappern. Die Cafés bereiten sich auf die Frühstücksgäste vor.

Auf dem Großen Markt versammeln sich 20 Frauen und Männer auf Einladung der Katholischen Kirchengemeinde Sankt Nikolaus. Sie machen sich auf den Weg zur Wallfahrt nach St. Mariä Himmelfahrt in Ginderich. Zu Fuß. Das Schuhwerk zeigt- sie sind das Laufen gewöhnt. Jemand hat Nordic-Walking-Stöcke dabei. Acht Kilometer lang ist die Strecke, die es zu bewältigen gilt.

Mehr Radfahrer als Fußpilger

Um 9.45 Uhr starten die Radfahrer. Die Gruppe ist mit circa 60 Personen wesentlich stärker. Aber eines eint sie beide: Der Wunsch für eine kurze Zeit in sich zu gehen, ins Gespräch zu kommen, sich mit dem Glauben zu beschäftigen.

Seit mehr als zehn Jahren bietet die Kirchengemeinde einmal im Jahr eine Wallfahrt an. In diesem Jahr hatte das Vorbereitungsteam mit Christiane Eberhardt, Raphael Günther, Rainer Klepping, Godehard Reul und Sibylle Volkhardt aus dem Pfarreirat ein besonders anspruchsvolles Thema zu erarbeiten. „Resonanz - Die Welt hat einen Klang“, so lautet das Leitwort. „Das Thema hat uns im Team doch sehr beschäftigt“, erzählt Christiane Eber­hardt.

Thema Resonanz

„Die Welt ist bunt und vielfältig – nur merken wir es manchmal nicht, weil wir verstrickt sind in Sorgen und Betrieb. Was erzeugt eigentlich ‘Resonanz in uns? Was macht uns wirklich glücklich? Wie kann Gott bei uns ankommen?“ so die niedergeschriebenen Gedanken im Begleitheft, mit denen die Teilnehmer sich während ihrer Tour auseinandersetzen können, wenn sie mögen.

Hans Poetschke erzählt, dass er diesen Gang genießt, um Abstand zu seinem „Hamsterrad“, in dem er sich seit Wochen befindet, zu bekommen. Deswegen hat er sich entschlossen, nicht wie sonst mit dem Rad zu fahren, sondern zu laufen. Für ihn sei das auch eine aktive Auseinandersetzung mit dem Glauben.

Zeit zur Besinnung

Dem Herrgott Anliegen vorbringen, Zeit zur Besinnung finden und Menschen kennen zu lernen, das waren weitere Gründe, warum sich die Menschen am frühen Sonntagmorgen gemeinsam auf den Weg machen. „Beglückend ist es, wenn wir das Gefühl haben, da antwortet mir jemand, wir sind auf derselben Wellenlänge. Wir erfahren Resonanz“, so Christiane Eberhardt.

Es wird ein gemeinsames Gebet gesprochen, ein Lied gesungen und auf geht’s. Auf in die Stille des Weges über den Deich, fernab vom Lärm der Straße, dort- wo nur mal das Muhen einer Kuh zu hören ist und das Singen der Vögel „Das ist die perfekte Atmosphäre, um nachzudenken, runterzukommen und Gemeinschaft zu erfahren“, so Rainer Klepping, der auch hofft, dass angesichts der sinkenden Gottesdienstbesucherzahlen doch der eine oder andere nach einer Wallfahrt den Weg zurück in die Kirche findet.

Gemeinsame Eucharistiefeier

In Ginderich angekommen feiern alle gemeinsam mit dem Pastoralreferenten Raphael Günther in der Kirche St. Mariä Himmelfahrt, die seit 2005 wieder zum Kreis der Wallfahrtsorte der Diözese gehört, Eucharistie. Nach einem Imbiss im Pfarrheim treten alle Teilnehmer innerlich gestärkt den Heimweg an.