Wesel. . Anwohner sind nach dem Lesen der Broschüre übers Verhalten bei Störfällen besorgt. Tanklager-Betreiber müssen aber Nachbarschaft unterrichten.

Rosemarie und Hans Josef Krings sind sehr besorgt. Das Paar hat vor wenigen Tagen eine Info-Broschüre in seinem Briefkasten am Willibrordiplatz vorgefunden, die bei ihnen alle Alarmglocken schrillen lassen. „Informationen für unsere Nachbarn bei Störfällen in unserem Mineralöltanklager nach §§8a und 11 der Störfallverordnung“, lautet die Überschrift des vierseiten Flyers der Garant-Mineralölgesellschaft, die das Tanklager an der Hafenstraße in Wesel betreibt.

Die Eheleute Krings haben umgehend reagiert: Sie haben sich nicht nur an die NRZ gewendet, sondern auch vom Kreis Wesel sowie Stadt Wesel schriftlich gefordert, dass „diese hochgefährliche Anlage einen neuen Standort erhält.“

Nicht weit entfernt vom Tanklager ist der Willibrirdi-Dom.
Nicht weit entfernt vom Tanklager ist der Willibrirdi-Dom. © Markus Weissenfels

Die Stadt teilte auf Anfrage mit, dass nicht sie, sondern die Bezirksregierung für das Tanklager verantwortlich sei.

Die NRZ hakte also dort nach und erhielt als Antwort: „Der Betreiber einer solchen Anlage ist gemäß Störfallverordnung verpflichtet, alle drei Jahre die Information für die Öffentlichkeit zu überarbeiten und diese zu verteilen.“

Form hat Anwohner möglicherweise verunsichert

Die Form habe die Anwohner möglicherweise verunsichert, weil diese Verpflichtung vielleicht nicht bekannt sei, man einen konkreten Anlass befürchte.

„Der Betrieb verfügt aber über eine bestandskräftige Genehmigung, erfüllt die gesetzlichen Auflagen. Eine Umsiedlung ist aus unserer Sicht deshalb nicht geboten. Solche Unternehmen werden natürlich regelmäßig durch die Bezirksregierung überwacht“, ergänzt Dagmar Groß, Sprecherin der Bezirksregierung.

Die nächste Umweltinspektion im Tanklager Wesel sei für das vierte Quartal 2018 vorgesehen. „Beeinträchtigungen der Umwelt durch Störfälle, Unfälle oder andere außergewöhnliche Betriebszustände sind uns nicht bekannt. Bürgerbeschwerden liegen ebenfalls nicht vor“, so Groß weiter.

Verteilung im Radius von etwa 800 Meter

Wolfgang Bindschus ist Geschäftsführer der Firma Garant. Er bestätigt, dass in einem Radius von etwa 800 Meter um das Tanklager jüngst wieder einmal rund 2000 Info-Flyer verteilt wurden und erklärt: „Die Bürger können froh sein, dass wir Störfallbetrieb sind, weil wir dadurch ja noch gründlicher kontrolliert werden.“

Blick auf das Tanklager an der Hafenstraße.
Blick auf das Tanklager an der Hafenstraße. © Markus Weissenfels

Seit 1984 betreibt die Firma dort ihr Tanklager mit einem Fassungsvolumen von etwa 41 000 m³ für Heizöl, Diesel, Biodiesel sowie Benzin.

Die Anlieferung der Produkte in das Tanklager sowie die Auslieferung an die Verbraucher, wie zum Beispiel Tankstellen, Haushalte oder Betriebe zur Weiterverarbeitung erfolgt durch Straßentankwagen und Tankschiff.

>>>Info: BYK VERTEILT 5000 ALLE PAAR JAHRE BROSCHÜREN

Auch die Weseler Chemie-Firma Byk mit Sitz an der Abelstraße informiert die Anwohner mit einer 14-seitigen Broschüre regelmäßig, wie sie sich bei Gefahren richtig verhalten.

Dr. Stephan Glander, Vorsitzender der Geschäftsführung, schreibt darin: „Obwohl die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Störfalles äußerst gering ist, möchten wir Sie mit dieser Broschüre darüber informieren, wie Sie sich bei Gefahren richtig verhalten und schützen können. Aber seien Sie sicher: Wir tun alles im Vorfeld, damit diese Situation nicht eintreten wird. Auf eine gute Nachbarschaft!“
5000 Exemplare dieser Broschüren verteilt Byk in einem Radius von rund 500 Metern etwa alle zwei Jahre.

„Wir haben eine sehr offene Nachbarschaftskommunikation – unter anderem auch eine Anwohner-Hotline“, sagt Byk-Sprecher Sven Kremser.