Hünxe/Schermbeck. . Von ganzem Herzen Polizist, verabschiedet sich Herbst jetzt in den Ruhestand. Er ist ein Mann, nahe an den Menschen und voller Geschichten.

Ob dieser Mann im Ruhestand glücklich wird? Klaus Herbst (62) war gern Polizist, erzählt mit leuchtenden Augen die ein- oder andere Geschichte aus seiner Laufbahn. Der scheidende Leiter der Wache Hünxe/Schermbeck in Drevenack hat den Löwenanteil seiner Berufszeit mit Hunden verbracht: Sprengstoffspürhunde. Im Oktober ‘73 mehr aus einer Laune heraus zur Polizei gekommen, kam er zur Einsatzhundertschaft in Duisburg. 1979 war er bereits Diensthundführer.

Jahrelange Arbeit mit Diensthunden

Sprengstoffsuche – das bringt einen in die Nähe prominenter Menschen. Prinzessin Diana beispielsweise, als sie einmal in Münster war, und Prinz Edward. Auch Möllemann – Diensthund Max war im Eifer auf seine edel gedeckte Tafel gesprungen und hatte sie, ohne Scherben zu hinterlassen, überquert. Möllemann sah darüber hinweg, zupfte die Decke gerade, „nichts passiert“. Herbst wurde Koordinator für Diensthunde und Diensthundetrainer. „Ich hatte immer drei Hunde daheim: einen alten, den aktuellen und einen jungen“, sagt er. Seine Frau habe das akzeptiert. Auch, dass ihr Mann eigentlich immer weg war.

Rauschgiftfund an der Raststätte Hünxe

Der 62-Jährige kann so viele Geschichten erzählen. Über den Großfund von mehr als 100 Kilo Rauschgift an der Raststätte Hünxe beispielsweise. Mehr zufällig war Herbst an den Drogenspürhund geraten – schließlich war er für Sprengstoff zuständig. Männer in einem Fahrzeug waren verdächtig, der Hund zeigte an. Herbst vertraute dem Tier und ließ Mahagoni-Möbel im Regen aus dem Anhänger holen. Ein Irrtum wäre teuer geworden, doch er behielt recht. Der Stoff war in der Anhängerverkleidung versteckt.

Es fallen immer die Gleichen auf

Bei der Entführung Rösner/Degowski war er im Einsatz, nach dem Mord an Rohwedder ebenfalls. Ein Beruf immer auf Abruf. Spannend nicht nur wegen der Kriminalfälle. Auch die Frage, ob die suchende Hundenase die Jahrhunderte alten Kelche in einem Kirchenkeller am Stück lassen würde, kann Angstschweiß auslösen. Irgendwann machte die Gesundheit nicht mehr mit.

Ein Lohberger Arbeiterkind

Erst ging es im Jahr 2000 als „Bezirksdiener“, wie Herbst das nennt, also als Bezirksbeamter nach Hiesfeld. „Schöner Bezirk, vernünftige Leute.“ Seit 2006 schließlich war Klaus Herbst Wachleiter in Drevenack, nah dran an den Menschen. Probleme, Kontakt zu bekommen, hat er nicht. „Ich bin ein Lohberger Junge, ich kriege zu jedem einen Draht“, sagt er. Als Arbeiterkind habe er gelernt, mit Leuten umzugehen. Mit Worten, wo nötig auch mit der Faust. Und er habe gelernt, dass gute Menschen in jeder Farbe gut sind – und schlechte eben auch. „Es sind doch immer die gleichen, die auffallen“, ist seine Erfahrung. Mit den meisten Menschen habe er keine Arbeit.

Dem Schleicher auf die Schliche gekommen

Die schönste Geschichte aus seiner Zeit in Drevenack? „Das war die mit dem Schleicher.“ Ein Mensch, der nachts scheinbar ziellos durch die Gegend lief, verdächtig. Herbst ließ ihn auf einem DINA-4-Blatt einen Fußabdruck hinterlassen und schickte das Ergebnis – belächelt – an die Kripo. Drei Monate später war klar: Er hatte zwei Einbrüche geklärt. Oder die Sache mit dem Ohrabdruck in Schermbeck, den ein Sittentäter an einer Scheibe hinterlassen hatte. Die mit den Toten im Wald in Bucholtwelmen. Der Einbrecher, der die Zeitungsausschnitte seiner ganzen Taten in einer Tasche gesammelt hatte – er verlor sie, der Diensthund fand sie.

Oder... nein. Jetzt ist Schluss. „Ich habe Pferde, jetzt habe ich Zeit, Kutsche zu fahren“, sagt Klaus Herbst, der in Spellen lebt. Die beiden kommenden Jahre werden dafür drauf gehen, ein Haus abzubrechen und wieder aufzubauen. Und Hunde, die will er weiter ausbilden.