Wesel. . In Wesel können körperlich Behinderte mit Unterstützung der Awo einen neuen Job finden, der ihren Bedürfnissen gerecht wird.
Mit Mitte 40 oder 50 seinen Arbeitsplatz zu verlieren, ist für die meisten Betroffenen eine Belastung. Noch schwerer wird es, wenn Menschen ihre beruflichen Aufgaben durch körperliche Einschränkungen plötzlich nicht mehr erledigen können. Wie soll jemand einen neue Anstellung finden, wenn das Gelernte nicht mehr angewendet werden kann? Die Arbeiterwohlfahrt bietet für die Betroffenen ein Programm zur beruflichen Rehabilitation - die Erfolgsquote mit durchschnittlichen 70 bis 80 Prozent ist dabei beachtlich.
Gerd Höffgen betreut zusammen mit seinen beiden Kolleginnen die Teilnehmer des Reha-Programms in Wesel. „Wir nehmen 14 Teilnehmer pro Lehrgang auf, mehr Computerarbeitsplätze haben wir nicht“, erklärt Höffgen. Die ersten drei Monate verbringen die Arbeitssuchenden in der Awo-Geschäftsstelle in Wesel. Ein Aufgang führt in die kleinen Räumlichkeiten des Rehabilitations-Teams. Im Hausflur liegt derzeit überall Folie aus, die Wände sind kahl und untapeziert, Malerfilz bedeckt den Boden. Eine Tür weiter links werden die Hilfesuchenden am Computer in Deutsch und Mathe, Wirtschaft, Soziales und EDV unterrichtet. „Wenn es mal Abbrecher gibt“, erklärt der Awo-Mitarbeiter, „dann passiert das nicht selten in der Schulungsphase“. Die Gründe dafür seien vielfältig. „Manche Menschen möchten aber auch nicht mehr diese Schulsituation, deshalb lehnen sie dann auch Umschulungen ab.“
Langes Praktikum
Das Konzept in Wesel sieht auch aus diesem Grund vor, nach den drei Monaten Unterricht ein halbes Jahr in einer Firma während eines Praktikums seine eigene Leistungsfähigkeit zu testen. „Wir schauen nach ein paar Wochen wie das klappt“, meint Höffgen, „das kann ich auch nicht für die Teilnehmer machen, das müssen sie selbst erproben und beurteilen“. Die Praktikanten haben aus unterschiedlichen Gründen körperliche Behinderungen, der Arbeitsplatz muss entsprechend gestaltet sein und die Arbeit mit Behinderung ermöglichen. Für die meisten ist das Reha-Programm die letzte Chance auf dem Arbeitsmarkt, weil andere Maßnahmen abgelehnt oder abgebrochen worden sind. „Das Praktikum ist das wichtigste an der ganzen Schulung“, erklärt der Arbeitsvermittler.
Kosten übernimmt die Rentenversicherung
Sollte der Praktikant gute Erfahrungen während seiner Tätigkeit in einem Betrieb sammeln, wird ihm empfohlen sich in den letzten Monaten noch mal von der „Schokoladenseite“ zu zeigen, sagt Höffgen. Im Idealfall gibt es im Anschluss ein festes Arbeitsverhältnis. Sogar Teilnehmer Ende 50 hätten es so wieder geschafft, in ein reguläres Arbeitsverhältnis zu kommen. Für die neun Monate dauernde Umschulung übernimmt die Rentenversicherung Schulungskosten, Lohn und die Sozialversicherungen für die 14 Arbeitssuchenden. Damit das so bleibt, muss das Awo-Team in Wesel für die Rentenversicherung die eigene Tätigkeit evaluieren und kann so dann auch einmal die eigenen Erfolge betrachten. Der nächste Lehrgang beginnt im September.
>>> Infos zur Dauer und zur Anmeldung
Drei Schulungskurse pro Jahr bietet die Awo in Wesel an. Nach dem dreimonatigen Unterricht, folgt sechs Monate ein Praktikum in einem geeigneten Betrieb.
Angemeldet wird das Programm über die Deutsche Rentenversicherung, die dann auch die Kosten für den Teilnehmer übernimmt. In manchen Fällen ist aber auch die Berufsgenossenschaft zuständig.
Eine berufliche Rehablilitation für psychisch Erkrankte bietet die Awo in Moers an; dieses Programm dauert zwölf Monate.