Wesel. . Rosemarie und Helmut Bourry heirateten am 23. Mai 1953. Beide waren sehr ehrgeizige Sportler, gründeten 1969 den Weseler Ski-Club.
Manche Dinge vergisst man sein Leben lang nicht. So geht es auch Rosemarie, genannt Rosi, und Helmut Bourry, wenn sie sich daran erinnern, wie sie vor rund 66 Jahren zusammengefunden haben. „Ich fuhr damals jeden Tag früh morgens mit dem Fahrrad elf Kilometer nach Wesel zum Bahnhof und dann mit dem Zug nach Duisburg, wo ich als Elektromonteur bei Siemens arbeitete“, erzählt der heute 87-Jährige.
Warten auf den passenden Zug
Seine drei Jahre jüngere Frau stieg auch jeden Morgen in diesen Zug. „Ich wartete in Dinslaken an Gleis 4 und schaute schon beim Einfahren des Zuges, in welchem Abteil Helmut wohl sitzt“, erinnert sich die damalige Auszubildende zur Kontoristin (heute würde man „Bürokauffrau“ sagen), die seinerzeit die Frauenfachschule in Duisburg als Ziel hatte. So fuhren sie in den ersten Wochen ihres Kennenlernens gemeinsam mit dem Zug, kurz Zeit später schon gemeinsam mit seinem Motorrad und entdeckten dabei ihre große Liebe. Am 23. Mai 1953 läuteten dann die Hochzeitsglocken in der Evangelischen Kirche in Dinslaken für das Paar, das heute seine Eiserne Hochzeit feiert. „Damals waren wir noch jung und schön – heute sind wir nur noch schön“, scherzt Helmut Bourry mit seinem ihm ganz eigenen trockenen Humor.
Im Oktober 1953 erblickte mit Georg der erste Sohn des Paares das Licht der Welt. Fünf Jahre später folgte Joachim, und im Jahr 1961 noch Tochter Antje. Mittlerweile hat das Jubel-Paar, das seit 1964 in der Feldmark wohnt, auch schon vier Enkelkinder und freut sich auf sein erstes Urenkelchen.
Schon früh begeisterten sich die Bourrys fürs Skifahren. „Mit dem Touropa-Sonderzug direkt in den Skiurlaub sind wir oft von Dortmund nach Garmisch-Partenkirchen gefahren. Eine Woche kostete damals 148 Mark – für 14 Tage Vollverpflegung. Es war phantastisch“, schwärmen die beiden von ihren Wintersport-Erlebnissen. Und sie brachten den alpinen Sport mit an den Niederrhein: 1969 gründeten sie den Ski-Club Wesel mit und gingen danach mit Gleichgesinnten Jahr für Jahr auf Skitour.
Laufen mit dem Ministerpräsidenten
Rosi Bourry war zudem sehr erfolgreiche Hürdenläuferin: Sie trainierte bei SuS 09 Dinslaken zusammen mit der mehrfachen Deutschen Meisterin Maria Domagala, die bei Olympischen Spielen 1952 in Helsinki Bronze und Silber gewann. Helmut Bourry machte sich weit über Wesel hinaus einen Namen als Ausdauer-Läufer. „Vor 22 Jahren habe ich in Wesel den Dreiwiesellauf mit ins Leben gerufen“, berichtet der 87-Jährige nicht ohne Stolz und erinnert an die wohl berühmteste Staffel überhaupt bei diesem Event: „1999 bin ich gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Bernhard Gründken und NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement angetreten.“ Schmunzelnd fügt Bourry hinzu: „Das war vielleicht ein Auflauf: Zwei Polizisten mussten Clement auch beim Laufen begleiten – die sind natürlich ganz schön ins Schwitzen gekommen.“
Aufs Walken umgestiegen
Im Jahr 2009 hat Helmut Bourry dann – nach 100 Marathons und ebensovielen Halbmarathons – seine Laufschuhe an den sprichwörtlichen Nagel gehängt, auf seiner eigenen Terrasse. Seitdem ist er aufs Walken umgestiegen – auch heute noch läuft er jeden Morgen eine Runde um den Auesee – 9,1 Kilometer. Immer noch wie früher beim Joggen mit zwei kleinen Glöckchen an seinem Sportschuh: „Damit Hunde frühzeitig auf mich aufmerksam werden“, erklärt der Senior.
Seine Frau, die leidenschaftlich gerne häkelt, sorgt jeden Morgen mit einem zauberhaften Bananen-Nuss-Müsli schon seit Jahrzehnten dafür, dass ihr Mann genug Energie bekommt. Beide necken sich häufig mit flapsigen Sprüchen, doch das gehöre einfach dazu, betonen sie: „Ansonsten halten wir einfach immer gut zusammen“, sagt Rosi rückblickend auf die 65 Ehejahre.