Wesel. . Auf der Baustelle tut sich derzeit wenig. Die Sozialdemokraten fordern einen Sachstandsbericht. Auch die neuen Gewerbegebiete bereiten Sorge.

Das ist wohl der Vorführ­effekt: Kaum hatten SPD-Fraktionschef Ludger Hovest und Ratsherr Norbert Meesters zum Ortstermin an der Baustelle der Südumgehung geladen, um zu zeigen, dass dort nichts passiert, da rollen die Lastwagen über die Baustraße. Doch das bringt die Sozialdemokraten nicht von ihrem Anliegen ab: „Die Baustraße ist jetzt ein Jahr alt und es tut sich nichts. Wir sind in großer Sorge, dass die Südumgehung ähnlich wie die Betuwe vertrödelt wird“, schimpft Hovest. Eine Zumutung für Anwohner, die den Verkehr von täglich rund 28 000 Fahrzeugen, die über die Rheinbrücke kommen, ertragen müssen – und ein Handicap für die Entwicklung in den umliegenden Gewerbegebieten.

Im Jahr 2009 wurde die neue Rheinbrücke fertiggestellt, auch die Ortsumgehung Büderich ist längst fertig – und direkt anschließend sollte die Südumgehung folgen. So sei es verabredet gewesen, erinnert sich Hovest. Dass die Maßnahme so schleppend vorangeht, ist für ihn „ein Verbrechen an den Menschen“, auch angesichts des zunehmenden Lastverkehrs, der sich über die Schillstraße, den Kaiserring und die Schermbecker Landstraße zwängt.

„Geld steht seit Jahren bereit“

Bereits für den letzten Ausschuss für Stadtentwicklung habe die SPD um einen Bericht von Straßen NRW gebeten – vergeblich. Es gebe nichts zu berichten, habe man ihm gesagt, so Hovest. Nun fordert er für die nächste Sitzung Informationen. NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst und Landtagsabgeordnete Charlotte Quik fordert er auf, dafür zu sorgen, dass die Straße zügig gebaut wird. „Das Geld liegt seit vielen Jahren bereit, die Planfeststellung für die Trasse ist fertig.“ Bereits in den 90er Jahren habe der Stadtrat das Linienbestimmungsverfahren durchgeführt. „Ich hoffe, dass Straßen NRW inzwischen in Besitz aller benötigten Grundstücke ist“.

Gerade mit Blick auf die wachsende Wirtschaft und die umliegenden Gewerbeflächen zum Beispiel im Lippemündungsraum sei die Südumgehung enorm wichtig.

Gewerbegebiete „vergessen“?

Und auch bei den Gewerbeflächen schwant dem SPD-Chef Böses: Die Stadt hat beim Regionalverband Ruhr (RVR) die Ausweisung von Gewerbeflächen am Kanal beim Autohaus Wellmann und an der Rudolf-Diesel-Straße angemeldet. Nun hat Ludger Hovest die ersten – nicht öffentlichen – Pläne einsehen können und die auszuweisenden Flächen nicht entdeckt. „Warum unterstützt der RVR die Weiterentwicklung von Industrie- und Gewerbeflächen nicht?“

Die Wirtschaft brummt, es gibt in der Stadt viele Anfragen nach Gewerbeflächen und wenig freien Platz, so Hovest. Die Gebiete würden für Handwerks- und mittelständische Betriebe dringend benötigt. Norbert Meesters hat bereits Kontakt zum RVR und dem Wirtschaftsministerium aufgenommen, um Bewegung in die Sache zu bringen. Im Juli sollten die Pläne im städtischen Planungsausschuss vorgestellt werden. Hovest macht sich dafür stark, dass der Kreis mit seinen Kommunen gegenüber dem RVR geschlossen auftritt, um Projekte gemeinsam mit mehr Gewicht voranzubringen.

>>So geht es weiter

In der kommenden Woche wird sich auf der Baustelle der Südumgehung einiges bewegen, erklärt Christoph Angenendt von Straßen NRW. Dann wird die Verfüllung des alten Lippearmes, auf dem die Trasse verlaufen soll, beginnen. Bis Ende September sollen die Arbeiten erledigt sein. Zuletzt musste noch der Schlick aus dem Grund des Flussarmes abgepumpt werden.

Mit dem Bau der Brücke über die Lippe, der nächste Schritt der Arbeiten, werde dann voraussichtlich im Frühjahr 2019 begonnen. Am 13. Juni wird Straßen NRW im Stadtentwicklungsausschuss die Maßnahmen und einen Zeitplan vorstellen, so Angenendt.

Eine virtuelle Fahrt über die künftige Südumgehung ist bereits heute möglich. Eine Animation gibt’s auf der Homepage der Stadt unter www.wesel.de