Wesel. . Ihr Fleisch schmeckt ein bisschen nach Wild, hat aber wenig Fett und viele Vitamine. Familie Döring aus Ginderich will es demnächst vermarkten.

Willi boxt sich rigoros durch. Als er sieht, was am Rande der überdachten offenen Stallung passiert, muss er einfach dabei sein. Dort streichelt Beate Döring gerade den Kopf von Artgenossin Renate und das passt Willi überhaupt nicht. Er ist der King im Ring, genauer gesagt, er ist der Wasserbüffelbulle der noch überschaubaren Herde an der Straße Kuhport in Ginderich.

Kühe gibt es hier schon eine ganze Weile. Der Hof wurde bereits 1808 erstmals erwähnt. Doch es sind vor allem Charolais, eine französische Rasse, die die Dörings momentan noch vor ihrer Haustür stehen haben, 100 Mutterkühe. Charolais und Wasserbüffel vertragen sich prima, oder anders gesagt: Keiner kümmert sich um den anderen, obwohl sie sich in die Augen schauen können.

Acht Kühe und ein Bulle

Es war ein Traum, den sich Beate und Martin Döring nach längerer Zeit im Dezember 2017 erfüllt haben: Acht Kühe und ein Bulle trafen ein, einige von ihnen aus der Nähe von Hannover. Denn Wasserbüffel sind gar nicht so einfach zu bekommen. In Schleswig-Holstein gibt es welche, in Bayern auch, sowie im Osten Deutschlands. Und im Kreis Wesel waren die Dörings mit die schnellsten.

In ein paar Tagen, wenn die Herde auf zwei Flächen mit frischem Gras verteilt wird, kann man sicher sehen, wie sehr die Wasserbüffel auch den Niederrhein genießen. Denn Genießer sind die stämmigen Tiere auf jeden Fall, wenn man beobachtet, wie Willi seinen mächtigen Kopf mit dem Ring durch die Nase an Beate Döring schmiegt und die Augen mit jedem Kraulen ein bisschen mehr schließt.

Ein Teil der sanftmütigen Vierbeiner kommt auf die Bislicher Insel, wo Familie Döring eine Fläche mit Wasserloch angepachtet hat. Feuchte Wiesen und das Wasser sind ideal, und auch Schilfgras, ja selbst Brennnesseln werden vom Wasserbüffel nicht etwa wie von Rindern links liegen gelassen, sondern gern verspeist. Und wenn es so richtig heiß ist, verzieht er sich ins Wasserloch, so dass nur noch der Kopf rausschaut - was für ein weiterer Genuss.

Nikola und Falko

Satte 900 Kilo bringt einer der weiblichen Wasserbüffel auf die Waage und wer solch einem Tier gegenübersteht bekommt erst einmal Respekt. Die widerstandfähigen Vierbeiner, die gegenüber Krankheiten sehr robust sind, lassen sich gern streicheln und strecken dann als Zeichen ihres Wohlbefindens den Schwanz hoch, weiß Beate Döring, deren Ehemann Martin einen Vollzeitjob außerhalb der Landwirtschaft hat. Gerade schaut sie deshalb nach einer ihrer Charolais-Kühe, die soeben ein Kälbchen zur Welt gebracht hat. Es ist alles im grünen Bereich.

Nachwuchs gab es übrigens auch schon bei den Wasserbüffeln, weil zwei Tiere gedeckt waren, als die Dörings sie kauften. Am Nikolaustag erblickte Nikola das Licht der Welt, am 22. Februar Falko. Und so soll es weitergehen. Im Winter kann sich die Gindericher Familie, zu der auch der elfjährige Lennart gehört, wohl schon über eine stattliche Herde freuen.

Wenig Fett, viele Vitamine

Noch bringt man mit dem Wasserbüffel am ehesten den beliebten Büffelmozzarella in Verbindung. Doch die Dörings möchten natürlich auch das Fleisch vermarkten. Es soll kräftig schmecken, ein bisschen Richtung Wild, sagt Beate Döring. Dazu hat es wenig Fett und Cholesterin und damit auch weniger Kalorien sowie viele Vitamine. Darüber hinaus ist es sehr zart.

Die Dörings haben es natürlich schon probiert und sich umfassend informiert. So soll es einen weiteren positiven Effekt durch die stämmigen Tiere geben: „Wo Büffel laufen, gibt es mehr Insekten und damit auch mehr Vögel“, erläutert die Landwirtin, die mitten im tiefen Heu steht, das die Wasserbüffel momentan noch verspeisen. Kraftfutter benötigen die genügsamen Tiere im Übrigen nicht. Ihnen reicht das, was ihnen geboten wird.

Dingdener Heide

Charlotte, die den schwarzen Riesen vor ihrer Haustür täglich einen Besuch abstattet, freut sich über den außergewöhnlichen Familienzuwachs - allerdings eher aus der Ferne. Nah ran möchte sie an die Vierbeiner lieber nicht, auch nicht fürs Foto. Diesen Part kann besser Mutter Beate übernehmen...

>>>FÜR DEN NATURSCHUTZ

Auch in Sachen Naturschutz spielen Wasserbüffel eine immer größere Rolle. So werden sie künftig im Orsoyer Rheinbogen, Vogelschutzgebiet Unterer Niederrhein, bei Rheinberg ebenfalls weiden. Sie sollen verhindern, dass Blänken und Ufer verbuschen. Erprobt ist das schon in der Dingdener Heide, wo Bioland-Bauer Bernhard Groß-Weege aus Lankern seine Erfahrungen mit Wasserbüffeln gemacht hat.