Kreis Wesel. . Aus Osteuropa importierte und hier weggeworfene Lebensmittel verbreiten die Afrikanische Schweinepest unter den Wildschweinen.

Das Thema verlässt uns nicht: Die Afrikanische Schweinepest rückt näher und bedroht heimische Schweinebestände. Es gibt einfach zu viele Wildschweine, die diese Krankheit übertragen können – normalerweise würde sie sich dadurch nur langsam nähern, denn die Tiere verenden schnell. Doch die Seuche nähert sich sprunghaft, so Amtsveterinär Dr. Antonius Dicke, und das ist menschengemacht. „Die Seuche kommt über die Verkehrswege zu uns“, sagt er. Ein aus dem Fenster geworfenes, angebissenes Wurstbrot aus Osteuropa, von einem Wildschwein aufgenommen, ist ein akute Ansteckungsquelle.

Lebensmittel einfach weggeworfen sind die Gefahr

Menschen beispielsweise aus Polen arbeiten auf hiesigen Baustellen, als Pflegekräfte oder Erntehelfer, fahren Lkw. Sie bringen ihre Lebensmittel mit, die die für Menschen ungefährliche Krankheit ins Land bringen können. Das, so Dicke, sei ein mögliches Problem. Auch hiesige Jäger, die in Osteuropa auf die Pirsch gegangen sind und das Fleisch mitbringen – für die Amtsveterinäre ein Alptraum. Zwar lassen sich Rastplätze an den Autobahnen - besonders die A2 und A31 sind solche Routen von Ost nach West – vor Wildschweinen sichern, doch auch andernorts werden Lebensmittel fortgeworfen.

Ob ein geschossenes Wildtier krank ist, entscheidet der Jäger vor Ort. „Wildbrethygiene ist feste Bestandteil der Jagdausbildung“, erläutert Dr. Dicke. Das Tier wird äußerlich und innerlich begutachtet, Auffälligkeiten beim Veterinäramt gemeldet.

Jäger erlegten mehr Wildschweine – die Zahlen

Die Zahl der Wildschweine zu reduzieren, könnte helfen, die Gefahr unter Kontrolle zu halten – je weniger Tiere kontaminierte Lebensmittel aufnehmen können, umso besser. Und die Jäger geben sich Mühe. 1402 Wildschweine erlegten sie in der Saison 2016/17, darunter 886 Frischlinge (63 Prozent). Im Vorjahr waren es 802 erlegte Wildschweine (490 Frischlinge, 62 Prozent). Das Jagdjahr geht jeweils vom 1. April bis zum 31. März des Folgejahres. Zwar wurden diese Wildschweine von Kreis Weseler Jägern erlegt, ob sie aber im Kreis selbst geschossen wurden, sei nicht festzustellen. Mancher, so Dicke, habe sein Revier beispielsweise in Rheinland-Pfalz.

Trotz der höheren Zahlen gibt es zu viele Schwarzkittel, die sich in milden Wintern stark vermehren. Nur gemeinsame Anstrengungen von Landwirten und Jägern können dem nach Überzeugung Dr. Dickes etwas entgegen setzen, wenn sie wirksame Strategien entwickeln. Abschussprämien, erklärte Dicke jüngst im Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz des Kreises, lehne der Kreis Wesel ab. Allerdings denke man über eine Bringprämie für verendete Tiere nach, die dann untersucht werden könnten.

135.000 Hausschweine in 287 Betrieben

Schweine spielen in der Kreis-Weseler Landwirtschaft eine Rolle, wenn auch eine deutlich geringere als in manch anderen Kreisen beispielsweise in Ostwestfalen. 287 Schweinehalter gibt es aktuell in den 13 Kommunen des Kreises, sie halten insgesamt 135.000 Schweine.

Vor 20 Jahren waren es noch 789 Betriebe, die aber annähernd die gleiche Zahl Tiere hielten. 188 der Unternehmen sind Mastbetriebe, 75 arbeiten gemischt – sie züchten und mästen – und 34 reine Schweinezüchter wirtschaften im Kreis Wesel. 2017 wurden 1315 Hausschweine geschlachtet, im Vorjahr 1360 und im Jahr 2015 waren es 1218 – eher geringe Zahlen in einer Riesenbranche.

Nicht die Größe entscheidet über die Gefahr

Dennoch haben die Schweinehalter guten Grund, sich vor der Afrikanischen Schweinepest zu fürchten, die Seuche gefährdet ihre Existenz. Dabei, so der Amtsveterinär Dr. Antonius Dicke, hänge eine Ansteckungsgefahr nicht von der Größe des Betriebes ab, sondern von den hygienischen Verhältnissen die dort herrschen.

Eine Verordnung regelt, welche Vorschriften eingehalten werden müssen. Der Kreis Wesel werde deren Einhaltung künftig verstärkt prüfen. Im Grunde kommt es darauf an, dass Wildschweine weder Zugang zu Futter noch zu den Hausschweinen selbst haben dürfen. Auch dürfen Hausschweine keinesfalls mit Speiseabfällen gefüttert werden.

Regelmäßige Trichinenschau

Für Wild- wie Hausschweine ist eine Trichinenschau vorgeschrieben, bevor sie zu Lebensmitteln werden. Montags ist traditionell im Kreis Wesel Schlachttag, das Kreisveterinäramt fährt dann die Proben ins Labor am Gelderner Schlachthof. Auch die von Wildschweinen, dafür werden 12,77 Euro pro Probe fällig, bei Frischlingen – die für die Jäger kaum verwertbar sind – gibt das Land zehn Euro hinzu. Damit die Jäger nicht zu lange auf die Laborergebnisse warten müssen, werden die Wildschweinproben auch Donnerstags noch einmal nach Geldern gebracht.