Wesel. Bei den meisten Händlern gibt es gar keine kostenlosen Tüten mehr, als Maßnahme gegen Plastikmüll. Doch wie gehen die Kunden damit um?
Immer wenn Brigitte Schulz auf den Wochenmarkt im Schatten des Willibrordi-Doms einkaufen geht, hat sie eines ganz sicher dabei: Die eigene Plastiktüte. Der durchsichtige Beutel hat deutliche Gebrauchsspuren, unten sieht er etwas ausgedünnt aus. Bei Marianne Bartelmus, der Marktbeschickerin von Bauer Heinen, packt Brigitte Schulz die Äpfel direkt in die mitgebrachte Tüte und lässt das Obst wiegen: „Ich bringe immer meine eigene Tüte mit. Oft bekommt man doch auch gar keine mehr angeboten.“
Tüten müssen Geld kosten
Seit Juni 2016 gilt eine Vereinbarung zwischen dem Bundesumweltministerium und dem Handelsverband, nach der innerhalb von zwei Jahren 80 Prozent der Plastiktüten Geld kosten müssen. Die Vereinbarung ist freiwillig. Dadurch sollen Kunden und Händler zum Umdenken motiviert werden.
So bietet auch Händlerin Marianne Bartelmus im Verkauf gar keine Tüten an. Die dünnen Plastikbeutel seien für die Äpfel und Birnen – die Kartoffeln sind in Papiertaschen. „Nur manchmal, wenn mich ältere Kunden fragen, bekommen sie auch ne Tragetasche“, verrät Bartelmus. „Die meisten Kunden bringen aber ihre eigenen Taschen mit.“ Mittlerweile kämen auch Leute mit Körben.
Die Tüte für den guten Zweck
Das beobachtet auch Wolfdietrich Degler, der das Barrique in der Hohe Straße führt und Vorsitzender der Werbegemeinschaft Wesel ist. Bevor die Selbstverpflichtung des Handelsverbands kam, hat er seine Tüten kostenlos an die Kunden abgegeben. Jetzt verlangt Degler eine Spende von 30 Cent pro Tüte, unabhängig wie groß oder dick die Tasche ist. Die Spende verbucht der Geschäftsmann auch in seiner Kasse: „Die Kunden haben das dann als Spende auf dem Kassenbon stehen.“ Am Ende eines Jahres gibt Wolfdietrich Degler das Geld an die Weseler Tafel weiter. „Einige spenden sogar nur das Geld und verzichten auf die Tüte“, sagt Degler. Allerdings fällt die Spende jedes Jahr ein Stückchen kleiner aus, weil viele Konsumenten ganz auf den Kauf von Plastiktaschen verzichten und eigene Beutel mitbringen. Manche Händler, weiß Degler zu berichten, säßen auch noch auf Altbeständen, weil sie die Tüten nicht mehr loswerden.
Der Tütenverbrauch sinkt
Andere, wie Markthändler Yurasch Noori, trauen sich gar nicht mehr Tüten anzubieten: „Beim letzten Mal kam das Ordnungsamt. Die meinten, ich müsse für die Tüten Geld nehmen oder Strafe zahlen.“ Seitdem nimmt er für Handytaschen gar keine Tüten mehr mit.
Laut Umweltbundesamt lag der Pro-Kopf-Verbrauch schon vor zwei Jahren nur noch bei 71 Tüten pro Jahr. Bis 2025 sollen es nur noch 40 Stück sein.
Für Wolfdietrich Degler ist die Entwicklung richtig. Die Werbegemeinschaft wirbt dafür, entweder ganz auf Tüten zu verzichten oder für die Plastikbeutel Geld zu nehmen. Zwingen können sie die anderen Händler nicht. Aber der Kunde denke schon mit, so Degler.