Wesel. . Es ist mühsamer als erwartet, auf städtischen Flächen Wesels Gülle zu untersagen. Das Verfahren soll Schritt für Schritt umgesetzt werden

Gülle bleibt ein Reizthema, doch der Wirtschaftsförderungs- und Grundstücksausschuss ist sich einig: Wesel wird mit gutem Beispiel voran gehen, der Ratsbeschluss 14. März vergangenen Jahres soll so schnell wie möglich umgesetzt werden. Auf städtischen Grün- und Ackerflächen in der Aue soll keine Gülle gefahren werden, auf andern Flächen soll die Düngung reduziert werden. Doch ganz so schnell wie ursprünglich gedacht funktioniert das nicht, wie die Verwaltung gestern deutlich machte.

Ein Problem: Wer nicht düngt, hat geringere Erträge. „Städtische Flächen sollen nicht den Haushalt sanieren“, positionierte sich SPD-Fraktionschef Ludger Hovest zu dem Thema. Er habe kein Problem damit, in diesem Fall die Pacht zu senken. „Bevor wir anderen sagen, was sie tun müssen, müssen wir auf unseren eigenen Flächen anfangen.“

Dialog mit den Landwirten

Biologische Station im Kreis Wesel und der ASG sollen mit ins Boot genommen werden. Thomas Moll (WfW) gab zu bedenken, dass diese Flächen möglicherweise für die Landwirtschaft uninteressant würden, doch auch das will die SPD, auf deren Initiative der Beschluss im März 2017 zustande kam, im Zweifel hinnehmen. Hovest erwarte, dass die organisierte Bauernschaft das Projekt unterstütze.

Den Vorwurf der CDU, die Bauern seien nicht mit ins Boot geholt worden, wies Bürgermeisterin Ulrike Westkamp zurück. „Die Landwirte sind sehr gut informiert, aber die wirtschaftliche Situation ist schwierig.“ Ohnehin seien die Bauern besser im Thema als die Lokalpolitiker, „das sind unsere Fachleute“. Experten, die trotz ihres Wissens unter dem Druck stehen, die Gülle ihrer Tiere unterzubringen.

Ökokonto aufpolstern

Man habe die städtischen Pächter im Auebereich bereits im März 2017 vom Gülleverbot in Kenntnis gesetzt. Auch die übrigen Eigentümer landwirtschaftlicher Flächen im Auebereich wurden angeschrieben. Auf die städtische Bitte, nicht mehr mit Gülle zu düngen, reagierten die meisten – gar nicht. Einige wenige Antworten gab es doch, sie waren „tendenziell verhalten bis negativ“, so die Verwaltung. Dagegen funktioniert die Zusammenarbeit mit der Deichschau Flüren, die die Pflege des Deiches durch Schafe und eine Unterhaltungsdüngung per Gärsubstrat sicherstellt, ein Produkt der Biogasanlagen. Probleme bereitet die Anpassung der Pachtverträge, die einige Zeit benötige. Zudem will die Verwaltung prüfen, ob weitere Bewirtschaftungsauflagen, beispielsweise das von der SPD ebenfalls geforderte Glyphosatverbot und die von der CDU beantragten Blühstreifen, in die Pachtverträge aufgenommen werden müssen. Dazu benötige man einen Ratsbeschluss, heißt es in der Verwaltungsvorlage.

Wenn Flächen auf dem Weseler Stadtgebiet ökologisch aufgewertet werden, kann die Stadt dafür sogenannte Ökopunkte erhalten – die sind bares Geld wert, wenn bei etwaigen Bauprojekten Ausgleichsmaßnahmen gefragt sind. Allerdings müssen sie von der Unteren Naturschutzbehörde anerkannt werden. Das kostet Zeit. „Vor diesem Hintergrund ist eine Anpassung der gesamten Pachtverträge kurzfristig nicht möglich“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Eine nachträgliche Anerkennung sei nicht möglich.