Wesel. . Professor Dr. Stephan Böhmer (57) verstärkt seit Januar die Frauenklinik am Marien-Hospital. Ein Ziel: endoskopische Verfahren ausweiten.

Gerade mal über 300 Gramm wog das leichteste Kind, das Professor Stefan Böhmer begegnet ist. Bei sogenannten „Frühchen“ komme es aber nicht nur auf das Gewicht, sondern auch auf die Tragzeit an. „Bei 22 vollen Wochen ist Leben möglich“, sagt der Facharzt für Frauenheilkunde. Auch verstärkt schwerere Fälle wie Frühgeburten und Risikoschwangerschaften anzubieten, ist eine Aufgabe, der sich der 57-Jährige am Marien-Hospital widmen will. Seit Januar dieses Jahres ist Professor Stephan Böhmer hier neuer Chefarzt der Frauenklinik.

Gebürtig kommt Professor Böhmer aus Niedersachsen

Damit wird er in den kommenden Jahren bis zum Ruhestand von Chefarzt Antoni Wallner an dessen Seite agieren, bevor er die Frauenklinik alleinverantwortlich übernimmt. Stephan Böhmer war zuletzt 14 Jahre lang am Evangelischen Krankenhaus Oberhausen als Chefarzt und Direktor der dortigen Frauenklinik tätig. Nun wollte sich der gebürtige Niedersachse nochmal verändern – mit Zustimmung seiner Familie. Seit 30 Jahren ist er mit einer Augenärztin verheiratet, Stephan Böhmer ist Vater von drei erwachsenen Kindern. Er ist Facharzt für Frauenheilkunde mit der Expertise für Perinatal- und Geburtsmedizin sowie die operative Gynäkologie und gynäkologische Onkologie.

„Es macht uns stolz, dass wir mit Professor Böhmer einen sehr erfahrenen Spezialisten von hervorragendem Ruf gewinnen konnten“, sagt Geschäftsführer Dr. Dieter Morlock. Die Frauenklinik in Wesel wurde im Juli des vergangenen Jahres neu strukturiert, indem die Abteilung des St. Willibrord-Spitals Emmerich in die hiesige Kreisstadt verlagert wurde. Verzeichnete das Marien-Hospital in den Jahren zuvor etwa 950 Geburten, waren es Ende des vergangenen Jahres 1150. „Wenn es gut weiterläuft, knacken wir die 1200“, sagt Dr. Dieter Morlock. Das Marien-Hospital darf als Perinatalzentrum (Einrichtung zur Versorgung von Früh- und Neugeborenen) bislang „Frühchen“ über 1250 Gramm versorgen, bemüht sich aber nun darum, auch Kinder mit weniger Gewicht behandeln zu dürfen.

Kein Einzelkämpfertum

„Die Mitarbeiterzufriedenheit liegt mir am Herzen“, sagt Dr. Professor Böhmer, der sich als „Teamplayer“ bezeichnet, aber auch als streng beschreibt. Einzelkämpfertum will er vermeiden, stattdessen als neuer Chefarzt den Austausch mit niedergelassenen Kollegen und Kooperationspartnern suchen, im eigenen Haus eng mit anderen Fachabteilungen insbesondere dem Brustzentrum und der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin zusammenarbeiten.

Was er sich außerdem vorgenommen hat? Er plant auch die Ausweitung endoskopischer Verfahren und spezieller Operationstechniken, um die Kompetenz der gynäkologischen Abteilung bei Krebsoperationen zu erweitern. Außerdem ist die Gründung eines Beckenboden- und Inkontinenz-Zentrums in Verantwortung von Oberarzt Dr. Serhat Aker in Vorbereitung. Das Marien-Hospital habe für viele Altersstufen der Frau eine Antwort, sagt Professor Stephan Böhmer.

Wechsel in der zentralen notaufnahme

Dr. Martin Raiber ist nach 34 Jahren am Marien-Hospital zum Ende des vergangenen Jahres frühzeitig in den Ruhestand gegangen.

Der 61-jährige Kardiologe, der laut Marien-Hospital freiwillig früher aus dem Dienst ausschied, war zuletzt Chefarzt der Zentralen Notaufnahme.

Laut einer gesetzlichen Vorgabe sei für die Leitung einer Notaufnahme nun ein medizinischer „Generalist“ anstelle des Facharztes erforderlich.

Die Nachfolge von Dr. Martin Raiber tritt Guido Schwartz (45) zum 1. April an. Er ist seit 2016 am Marienhospital in Bottrop tätig.