Kreis Wesel. . Am Rhein könnte am Samstag die erste Hochwassermarke erreicht werden. Deichläufer halten die Lage im Auge. Der Issel-Pegel ist vorerst gesunken.
Der Mündungsbereich der Lippe hat sich in eine idyllisch wirkende Seenlandschaft verwandelt. Auch der Rhein macht sich in seinem Bett ganz schön breit. Nach Sturm und Regen kommt jetzt das Hochwasser. Weiter steigende Wasserstände werden in den kommenden zwei Tagen an beiden Flüssen erwartet, am Rhein könnte am Samstag die Hochwassermarke I erreicht werden.
In Wesel näherte sich der Pegel am Donnerstagnachmittag der 7,80-Marke, erwartet wird laut Prognosen des Hochwassermeldezentrums in Mainz bis Samstag um 11 Uhr ein Anstieg auf bis zu 8,82 Meter. Die Hochwassermarke I gilt ab 8,70 Meter. In diesem Fall treten erste Beschränkungen für die Schifffahrt in Kraft, so Bernd Schönfelder vom Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg. Schiffe müssen sich in der Mitte des Stromes halten und dürfen in der Talfahrt nur mit reduziertem Tempo von bis zu 20 Stundenkilometern unterwegs sein, um Schäden am Ufer durch Wellen zu vermeiden.
Hochwasser ist nicht im bedrohlichen Bereich
Bis zur nächsten Hochwassermarke, die bei 10,60 Meter liegt, ist es zum Glück noch ein gutes Stück. Erst dann würde der Schiffsverkehr eingestellt.
Erich Weisser, stellvertretender Deichgräf des Deichverbandes Xanten-Duisburg, der auch für Büderich zuständig ist, versichert: „Es gibt derzeit keinen Hinweis, dass das Hochwasser einen bedrohlichen Bereich erreichen könnte“. Erst ab 12,21 Meter wertet er die Marke für die Deiche als kritisch. Hochwasser wie derzeit treten etwa alle zwei Jahre auf. Die Deiche werden gut beobachtet, aber nicht häufiger als sonst. Nicht ganz so entspannt sieht das der Deichverband Bislich-Landesgrenze auf der rechten Rheinseite: Hier steht fest, dass Deichläufer ab Samstag täglich den Deich auch in Bislich begehen, um die Entwicklung des Hochwassers genau im Auge zu behalten.
Hochwasser in Wesel
An der Issel bereitet das Wasser ein mulmiges Gefühl: In Hamminkeln starren die Bürger seit einigen Tagen gebannt auf den Fluss und seine Nebenbäche. Nur zu gut haben die Anwohner noch die zwei Hochwasser im Juni 2016 im Gedächtnis. Und seit einigen Tagen füllen sich die Bach- und Flussläufe wieder. Am Mittwochmorgen um 8 Uhr hatte der Pegel Dämmerwald mit 1,20 Meter die Grenze erreicht, ab der die Deichläufer mit ihren Kontrollen entlang der Issel anfangen.
Auf den Feldern an der Issel steht das Wasser
Das ist auch der Zeitpunkt, ab dem die Stadt wachsam wird, denn „sechs bis secheinhalb Stunden später ist das Hochwasser in Hamminkeln“, weiß Bürgermeister Bernd Romanski. Doch am Mittwoch sank der Pegel schnell wieder auf 1,10 Meter. Der Flutscheitel war also erst einmal vorüber. Donnerstag lag der Issel-Pegel im Dämmerwald bereits bei 65 Zentimetern.
Ganz anders sieht das auf den landwirtschaftlichen Flächen aus. „Die Wassersättigung ist voll“, hat Romanski beobachtet. Alles, was noch an Regen kommt, fließt ungepuffert in die Issel und die Nebenbäche. Und dann kann sich die Situation schnell wieder ändern.
Der Lippepegel lag am Donnerstag in Wesel bei fünf Metern, der Lippeverband erwartet einen Anstieg auf 5,50 Meter. Zwar werden die bisherigen Hochwassermarken des Winters übertroffen, insgesamt wird die Situation als überschaubaubar eingestuft. Ein Hochwasserdienst sei derzeit nicht nötig, so Sprecher Michael Steinbach.
In der Lippeaue kommt das Wasser der Baustelle der Südumgehung derzeit ziemlich nah. Ob dies Auswirkungen auf den Fortgang der vorbereitenden Arbeiten – die derzeit wegen der Ferien ruhen – hat, lasse sich erst abschätzen, wenn das Wasser abgeflossen ist, sagt Gregor Hürter von Landesbetrieb Straßen NRW. (rme/auf)