Wesel. . Seit Jahren diskutiert Wesel über den Notstand. Gestern konnte das behindertengerechte Häuschen es endlich feierlich freigegeben werden.
Ein Bahnhof ohne Toilette? Man mag es kaum glauben, doch jahrelang war das in Wesel so. Bist gestern. Und es sind weder Deutsche Bahn, noch McDonalds – das Schnellrestaurant spart sich genau wie die Bahn die Investition in sanitäre Anlagen – die dem ein Ende gesetzt haben.
Nach jahrelangen Diskussionen hat die CDU Fraktion – Initiatorin ist Jutta Radtke – im Frühjahr 2016 den Antrag gestellt. Einstimmig beschlossen. Gestern um 13 Uhr standen sie, Parteifreunde und Bürgermeisterin Ulrike Westkamp am Bahnhof, das rote Lämpchen an der Edelstahltür schaltete auf Grün.
Wickeltisch ist inklusive
50 Cent kostet die Nutzung des 130 000-Euro-Toilettenhäuschens. Es ist behindertengerecht, hat einen Wickeltisch und vier Notrufknöpfe. Wer sich über den Preis wundert: Das Material ist sehr robust, bruchsicheres Glas umgibt den drei mal vier Meter großen Würfel, die Sanitäranlagen sind aus Edelstahl, Spülung, Seife, Wasser und Händetrockner sind per Sensortaste in Betrieb zu nehmen, die Toilettenbrille ist aus dem widerstandsfähigen Kunststoff Corian und die Regenrinne verläuft innen. „Damit niemand sie abreißen kann“, erläutert Anita Timmreck vom städtischen Immobilienservice. Auf dem Boden gibt es keine Rillenfugen, der Hygiene wegen, „hier können sich keine unangenehmen Gerüche ansiedeln“, so Timmreck. 130 000 Euro sind eine Hausnummer, doch: „Wenn alles gut geht, kann die Anlage 40 Jahre halten.“ Sie stammt von der Weseler Firma Borgmann, vornehmlich heimische Handwerker haben sie installiert.
Ein großer Bedarf ist jetzt gedeckt
Der Bedarf ist groß: Immer wieder haben Bahnkunden unter Bedrängnis nach einer Toilette gefragt – und damit die anliegende Star-Tankstelle überfordert. Auch war es möglich die Toilette bei der Caritas nebenan zu nutzen. Bis 16 Uhr. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp gab das Toilettenhäuschen mit einer kleinen Ansprache frei. „Ich bin inmmernoch der Ansicht,
dass es der Bahn gut zu Gesicht gestanden hätte, eine Toilette im Bahnhof einzurichten“, sagt sie. Doch die Bahn kümmere sich nicht, mehr als 6000 Pendlern täglich zum Trotz.
Jutta Radtke (CDU), die das Unternehmen öffentliche Toilette angestoßen hat und seitdem unendlich viel über solche Anlagen lernte, ist zufrieden. Die Not der Menschen, die keine Toilette finden konnten, ist ihr zu Herzen gegangen.
Zwei Mal täglich soll die Toilette in den kommenden vier Wochen gereinigt werden. In dieser Zeit will man herausfinden, ob das reicht und gegebenenfalls nachlegen. Bei Stadtfesten oder im Karneval soll es öfter sein. Aber immer 365 Tage im Jahr.
Im Notfall haben die Nutzer vier Notruftasten. Werden sie genutzt, gibt es einen Alarmton und die Lichter an der Anlage blinken, die Tür öffnet sich einen Spalt breit. Ist das der Fall, wissen Passanten: Hier ist jemand in Not geraten. Sie helfen oder holen Hilfe.