Wesel. . Inmitten der eindrucksvollen Werke der Künstlergruppe Nebelhorn zum Thema „Flucht“ fand sich am Donnerstagabend ein großes Publikum in der Galerie am Centrum ein: Prof. Dr. Rainer Neu referierte zum Thema „Flucht aus der Heimat“ und Nikmal Saleh, der mit seiner Familie vor zwei Jahren aus Afghanistan floh, berichtete von seinen Erlebnissen.

Inmitten der eindrucksvollen Werke der Künstlergruppe Nebelhorn zum Thema „Flucht“ fand sich am Donnerstagabend ein großes Publikum in der Galerie am Centrum ein: Prof. Dr. Rainer Neu referierte zum Thema „Flucht aus der Heimat“ und Nikmal Saleh, der mit seiner Familie vor zwei Jahren aus Afghanistan floh, berichtete von seinen Erlebnissen.

Nach einer herzlichen Begrüßung durch Sandra Berensmeier, die den Abend als Mitarbeiterin der Kulturverwaltung betreute, stieg Dr. Rainer Neu in die Vergangenheit Wesels ein. Er rief den Besuchern ins Gedächtnis, dass unsere Stadt schon immer „von besonderer Gastfreundschaft und Aufnahmebereitschaft“ geprägt gewesen sei und sogar Ehrenpokale erhalten habe. Um 1570 wurde Wesel zur Heimat von 10 000 protestantischen Glaubensflüchtlingen aus den Niederlanden – und das, obwohl gerade einmal doppelt so viele Menschen hier lebten.

Der Wissenschaftler schilderte anhand der Geschichte der Kelten und Germanen, die mit- und nebeneinander ihr Leben verbrachten, dass eine Vermischung verschiedener Volksgruppen schon immer stattfand. Außerdem betonte er, dass viele unserer Vorfahren auch einmal „auf Wanderschaft“ gingen, um in anderen Ländern oder gar auf anderen Kontinenten ihr Glück zu finden – zuerst aus Abenteuerlust, später aus viel ernsteren Gründen, die auf die Weltkriege zurückzuführen sind.

Aus der Vergangenheit kristallisierte sich im Laufe des Abends ein Muster des Gebens und Nehmens heraus: Viele Europäer machten sich selbst auf die Reise, nahmen wiederum aber auch Menschen in ihrem Land auf. Eine wichtige Erkenntnis zog Dr. Neu jedoch aus all seinen Beispielen: „Die meisten Menschen, die fliehen, wollen eines Tages auch wieder zurück.“

Damit das möglich wird, appellierte er an alle: „Wir müssen dafür sorgen, dass die heute noch armen Länder an der wirtschaftlichen Entwicklung teilhaben und dem Klimawandel entgegenwirken, um die Gründe für eine Flucht zu begrenzen.“ Und er sagte: „Bewegung innerhalb der Bevölkerung hat es immer schon gegeben. Wir müssen für menschenwürdige Auffangmöglichkeiten und klare, internationale Absprachen sorgen.“

Davon würden vermutlich auch Freunde und Verwandte von Nikmal Saleh profitieren. Der 17-Jährige kam mit seinen Eltern und seinen vier Geschwistern im Frühjahr 2015 nach Wesel. Sein Vater arbeitete in Afghanistan als Journalist mit der Bundeswehr zusammen und geriet deshalb ins Fadenkreuz der Taliban. Sie hatten Glück im Unglück und fanden in Wesel ein Obdach.

Nikmal will später Polizist werden

Mittlerweile geht Nikmal in die 10. Klasse und erklärte in beeindruckend gutem Deutsch: „Mir ist ein guter Abschluss und ein guter Job sehr wichtig. Später möchte ich Polizist werden und Menschen helfen.“ Er sieht seine Zukunft in Deutschland, hier fühlt er sich sicher. Auch seine Familie hat sich gut eingelebt: „Mein Vater arbeitet beim Radio, wir sind sehr glücklich und genießen unser Leben.“

Der zielstrebige junge Mann, der bereits bei der Polizei als Dolmetscher aushilft, betonte: „Die Leute, die hierher kommen dürfen, sollten diese Chance auch nutzen und vor allem Deutsch lernen. Ohne Sprache kommt man nicht weit.“ Mit seinen lieben Dankesworten am Ende seiner Erzählungen zauberte er allen Anwesenden ein Lächeln aufs Gesicht: „Es war sehr interessant und sehr schön mit euch. Danke, dass ich hier sein durfte!“