Wesel. . Bestatter beobachten steigende Nachfrage bei den Urnenbestattungen. In Stelen oder im Rasengrab belasten sie keine Angehörigen mit der Pflege.
- Mittlerweile bilden Urnenbestattungen die Mehrheit der Begräbnisse
- Viele Menschen möchten ihren Angehörigen die aufwändige Grabpflege nicht mehr zumuten
- Urnenstelen oder eine Ruhestätte im Friedwald sind beliebte Alternativen zum traditionellen Grab
Der November steht vor der Tür und der Monat mit den stillen Feiertagen ist für viele Menschen die Zeit, in der sie traditionell die Gräber ihrer Angehörigen besuchen und mit Gestecken oder Blumen schmücken. Doch die klassische Ruhestätte mit Platz für Dekorationen wird bei Beerdigungen immer seltener gewählt: Der Trend geht seit einigen Jahren zu Urnenbestattungen, stellen die hiesigen Bestatter fest - besonders zu den pflegearmen Varianten wie Stelen oder Rasengräber. Auch an einer letzten Ruhe im Begräbnis- oder Friedwald wächst das Interesse, obwohl diese Gräber in der Region noch gar nicht angeboten werden.
Etwa alle zwei Wochen steht inzwischen eine Beerdigung im Begräbniswald bei Venlo an, berichtet Margit Keunecke vom gleichnamigen Bestattungsunternehmen. Der Platz unter einem Baum im öffentlichen Wald – versehen mit einer beschrifteten Holzscheibe – erscheint offenbar immer mehr Menschen als eine naturnahe und vorstellbare Begräbnisform. Das traditionelle Erdgrab mit Sargbestattung wird immer weniger gewünscht, beobachtet Margit Keunecke. Die Mehrheit der Kunden wählt die Einäscherung und die letzte Ruhe in einer Stele, die es beispielsweise auf dem Friedhof Caspar-Baur-Straße gibt. „Vor 25 Jahren hatten wir etwa 30 Prozent Einäscherungen und 70 Prozent Sargbestattungen, heute ist es umgekehrt“.
Im Wesel entsteht ein neues Kolumbarium
Auch das Rasengrab werde heute häufiger gewählt, berichtet Martin Biesemann. Bei vielen Menschen, die für sich selbst oder für Angehörige entscheiden, zählt vor allen ein Argument: „Pflegeleicht liegt Trent“, so Biesemann. Häufig sind keine Hinterbliebenen in der Nähe, die über viele Jahre ein Grab pflegen können - oder man möchte ihnen die Verpflichtung nicht aufbürden. Martin Biesemann glaubt daher, dass das im kommenden Jahr in der Franziskuskirche geplante Kolumbarium mit Urnen-Stelen gut angenommen wird. „Das hängt allerdings auch vom Preis ab“. Noch vergleichsweise selten wählen Angehörige bei ihm den Friedwald für ihre Verstorbenen oder die so genannte Diamantbestattung, bei der aus der Asche ein künstlicher Edelstein hergestellt wird. Aber: Sollte der Friedwald in Hünxe Realität werden, wird das Interesse wachsen, ist Martin Biesemann sicher.
Eine steigende Nachfrage nach Seebestattungen beobachtet Dagmar Walter vom Bestattungsinstitut Weyers-Walter: „Das war sonst nur was für Leute, die einen Bezug zur See hatten“. Heute stünden auch die Kosten im Vordergrund und da sei eine Stelen-Grabstelle einigen Familien einfach zu teuer. Auch Dagmar Walter bestätigt, das inzwischen weit über die Hälfte der Verstorbenen eingeäschert wird. Neben der Stele wählen die Angehörigen bevorzugt pflegearme Urnengräber, die dann beispielsweise mit einer Grabplatte oder Kies bedeckt werden können. (rme)