Wesel. . Dr. Guy Rammenzweig erinnerte in Büderich an die anderen Reformatoren zu Luthers Zeit - insbesondere an Adolph Clarenbach, der in Wesel wirkte.

  • Gerade Büderichs Gemeinde verdanke sich nicht Luther, sondern einem anderen, sagt Pfarrerin Susanne Kock
  • Einer derjenigen, deren Namen im Reformations-Jubiläumsspektakel untergehen, ist Adolph Clarenbach
  • In Wesel war er seinerzeit Konrektor der Lateinschule und sympathisierte mit den Reformideen

Es ist das Luther-Jahr und vielerorts wird der streitbare Mönch aus Eisleben derzeit als Reformator und Vater der evangelischen Konfession gefeiert. Jedoch war er nicht der einzige, der seinerzeit Veränderungen in der Kirche anstrebte.

Die evangelische Gemeinde in Büderich nahm das Lutherjahr nun als Anlass zu fragen: „Alles Luther – und wer noch?“

„Gerade die Büdericher Gemeinde verdankt sich nicht Luther, sondern einem anderen“, leitete Pfarrerin Susanne Kock auf den Vortrag von Dr. Guy Rammenzweig über.

Der war früher ebenfalls Pfarrer und hat sich anlässlich des Luther-Jahres auch viel mit dessen Weggefährten und Gegnern beschäftigt.

Einer derjenigen, deren Namen im allgemeinen Reformations-Jubiläumsspektakel untergehen, ist Adolph Clarenbach.

Den Vortrag mit ihm zu beginnen, scheint sinnvoll – schließlich ist der Veranstaltungsort, das evangelische Gemeindehaus in Büderich, nach ihm benannt. Clarenbach, ein Zeitgenosse Luthers, kam ursprünglich aus dem Bergischen Land und fand über Umwege an den Niederrhein.

In Wesel war er seinerzeit Konrektor der Lateinschule und sympathisierte mit den Reformideen. Als „Kreuzschelter“ wurde er beim damaligen Herzog von Kleve angezeigt, jedoch ergriff der Weseler Stadtrat Partei für ihn und verhinderte Clarenbachs Inhaftierung.

Sinn für Freundschaft brachte den Feuertod

Dass er letztlich doch den Feuertod starb, ist seinem Sinn für Freundschaft zu verdanken.

Gemeinsam mit seinem Kaplan Klopreis reiste er nach Köln, wo ein Freund von ihm vor Gericht stand. Doch Klopreis machte sich aus dem Staub „und Clarenbach, gegen den gar nichts vorlag, den haben sie dann gepackt“, führte Rammenzweig aus.

Dr. Guy Rammenzweig klärte auf.
Dr. Guy Rammenzweig klärte auf. © Gerd Hermann

Gemeinsam mit einem Kölner Priester, der öffentlich die Wandlung angezweifelt hatte, wurde er schließlich in Köln verbrannt. „Clarenbach gilt heute als der erste rheinische Märtyrer“, so Rammenzweig weiter.

Neben Clarenbach, der wegen des regionalen Bezugs eine interessante Figur für das elfköpfige Büdericher Publikum war, stellte der Referent noch weitere Reformatoren und auch Gegner vor. Da gab es etwa Erasmus von Rotterdam, einen vielgereisten Humanisten, der als erster eine wissenschaftliche Version des Neuen Testaments herausbrachte. „Luther und alle anderen haben ihn dann benutzt“, erläuterte Rammenzweig.

Erasmus und Luther pflegten rege Brieffreundschaft

Anfänglich pflegten Erasmus und Luther eine rege Brieffreundschaft, gerieten dann jedoch über die humanistische Einstellung des Erasmus aneinander.

Während dieser nämlich meinte, der Mensch habe einen freien Willen, sah Luther das anders.

Auch mit Huldrych Zwingli, einem schweizerischen Reformator, konnte Luther sich nicht einigen. Dessen Vorstellungen liefen der katholischen Tradition nämlich noch stärker konträr als Luthers. „Zwingli hat immer gesagt, Taufe und Abendmahl sind keine Sakramente“, führte Rammenzweig aus, des weiteren sei er auch gegen Wallfahrten, Klöster und das Fasten gewesen – sogar an einem demonstrativen Wurstessen an Aschermittwoch, habe er teilgenommen. „Er hat zwar nichts gegessen, aber er war dabei“, so Rammenzweig weiter.

Verbrennung eines evangelischen Abweichlers

Zwinglis Position wurde schließlich in zweiter Generation von Calvin weitergetragen, der dann auch deutlich bekannter wurde. „Wenn man von Reformisten spricht, spricht man eher von Calvinisten als von Zwinglianern“, weiß Rammenzweig.

Während die meisten Köpfe der Reformation sich zum Priester weihen ließen, was in der damaligen Zeit so üblich war, wie heute den Führerschein zu machen, tat Calvin das nie.

Dennoch führte er ein sehr strenges Regiment in Genf, bis hin zur ersten Verbrennung eines evangelischen Abweichlers.

An dieser Stelle schloss sich der Kreis des Vortrags. Mit Clarenbach, der als einer der ersten evangelischen Märtyrer von Katholiken verbrannt wurde, hatte er begonnen. Mit Calvin, der als erster Evangelischer Geistlicher anfing, Menschen zu verbrennen, endete er.