Wesel. . Die Zahl der Christen, die Gottesdienste in der Franziskuskirche besuchen, sinkt. Nun gibt es Pläne, das Gotteshaus als Kolumbarium zu nutzen.
- Nur noch 40 bis 50 Gottesdienstbesucher kommen in die Franziskuskirche in Schepersfeld
- Die katholische Kirchengemeinde plant, nur noch die angrenzende Kapelle zu nutzen
- Der ASG soll die Kirche übernehmen und dort Urnenwände aufstellen
Das Problem kennen viele Gemeinden: Die Zahl der Gottesdienstbesucher sinkt, die Kirchengebäude werden einfach zu groß. Das ist auch in der Franziskuskirche in Schepersfeld nicht anders: Gut 40 bis 50 Gläubige versammeln sich noch in dem Kirchenschiff, in dem mühelos 300 Menschen Platz finden würden. Um den Erhalt des Gotteshauses zu sichern, hat die katholische Gemeinde Sankt Nikolaus gemeinsam mit der Stadt und dem ASG eine Lösung erarbeitet: Der Kommunalbetrieb soll die Kirche übernehmen und dort ein Kolumbarium einrichten – vorausgesetzt, die Politik stimmt den Plänen zu.
Für den Gottesdienstbesuch müssen die Gläubigen aber keine weiteren Weg in Kauf nehmen. Die Messen sollen in der benachbarten Werktagskapelle stattfinden, die so hergerichtet wird, dass bis zu 80 Personen Platz finden.
In der kommenden Sitzung am 21. September wird sich der Betriebsausschuss erstmals mit dem Thema befassen.
Zahl der Urnenbestattungen steigt
Der leitende Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde, Stefan Sühling, hält den Vorschlag für eine sinnvolle Lösung: „Denn damit bleibt der für den Stadtteil Schepersfeld prägende Kirchenbau erhalten“. Das Hauptschiff der Kirche erfährt zudem, wie Bürgermeisterin Ulrike Westkamp es formuliert, eine würdige Nutzung.
Die Idee der Gemeinde ist im Rathaus auf offene Ohren gestoßen, berichtet Westkamp. Denn der Bedarf an Urnengräbern in Wesel steigt wie überall: Schon jetzt stellen die Urnenbeisetzungen über 56 Prozent der Bestattungen – Tendenz steigend. Viele Menschen wollen ihren Angehörigen die aufwändige Grabpflege ersparen.
Bis zu 1600 Doppelkammern
Man habe die Bausubstanz der Kirche genau untersucht, erklärt ASG-Betriebsleiter Ulrich Streich. Etwa 160 000 Euro müssten in die Kirche investiert werden, die Hälfte davon wird für die Ausstattung mit Urnenwänden mit zunächst 200 Doppelkammern benötigt. Im Laufe der Jahre könnte die Zahl der Kammern auf bis zu 1600 erhöht werden. Die Nutzungszeit soll wie bei anderen Gräbern auch 25 Jahre betragen.
Der Preis für eine Doppelkammer wird bei 2200 bis 2400 Euro liegen – was vergleichsweise günstig sei, wie Streich betont. Im Kolumbarium in Kamp-Lintfort, das einzige bisher im Kreis, koste die Grabstelle 3600 Euro für 15 Jahre. Ein Kolumbarium im Freien kostet in Wesel derzeit 1700 Euro, ein Urnenwahlgrab 1150 Euro.
Die Konfession spielt keine Rolle
Die Franziskuskirche ist auch deshalb ein geeigneter Ort, weil die Aussegnungsgottesdienste in der angrenzenden Kapelle stattfinden können, so Ulrich Streich. Das Kolumbarium ist für Menschen aller Konfessionen gedacht.
Direkt nach dem Beschluss des Betriebsausschuss sollen der Erbbaurechtsvertrag für Kirche und Grundstück sowie der Nutzungsänderungsantrag auf den Weg gebracht werden. Im Frühjahr, schätzt Streich, könnte im Betriebsausschuss über die Gestaltung des Innenraumes entschieden werden. Im Herbst 2018 könnten dann die ersten Beerdigungen in der Franziskuskirche stattfinden. Parallel zu den Umbauarbeiten in der Kirche plant die Gemeinde die Umgestaltung der angrenzenden Kapelle, so dass diese bei der Eröffnung des Kolumbariums ebenfalls fertig ist.
>>Pfarrheim wird abgerissen und neu gebaut
Im Zuge der Veränderungen in der Franziskuskirche will die katholische Kirchengemeinde auch das Pfarrheim neu bauen. Das an die Kirche grenzende Gebäude wird zunächst abgerissen und in kleinerer, eingeschossiger Form neu gebaut.
Dabei soll das Pfarrheim barrierefrei gestaltet werden. Vor dem Kindergarten entsteht ein großzügiger Eingangsplatz, von dem aus die Gottesdienstbesucher auch die zur neuen Franziskuskirche umgestaltete Kapelle erreichen können