Schermbeck/Hamminkeln/Hünxe. . Alle Betroffenen sollen frühzeitig eingebunden werden. Hamminkelns Bürgermeister dankt Amprion für den Dialog zur künftigen Stromverbindung.

  • Rund 2 000 Megawatt elektrische Leistung soll die 300 Kilometer lange Verbindung ab 2025 übertragen
  • Die Planungen für das Erdkabelprojekt zwischen der Nordsee und dem Rheinland schreiten voran
  • Teilnehmer wollten wissen, ob eine Parallelführung mit der geplanten Gasleitung Zeelink denkbar ist


Hamminkelns Bürgermeister Bernd Romanski ist dafür bekannt, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. Gestern tat er dies vermutlich stellvertretend für die rund 50 Teilnehmer einer Dialogveranstaltung in Schermbeck, bei der der Übertragungsnetzbetreiber Amprion gemeinsam mit der Bundesnetzagentur die aktuellen Pläne der Gleichstromverbindung A-Nord erläuterte.

„Danke, dass sie sehr frühzeitig und so ausführlich den Dialog mit allen Beteiligten suchen. Genauso sollte es sein bei einem Infrastrukturprojekt dieser Größenordnung.“

Dann erlaubte sich das Stadtoberhaupt noch einen Seitenhieb: „Da könnten andere Unternehmen noch von lernen.“

In der Tat setzt die Firma von Beginn an offenbar auf Transparenz bei dem Projekt, das Amprion selber als „Hauptschlagader der Energiewende“ bezeichnet und damit wohl auch nicht ganz daneben liegt: Denn die Gleichstromleitung wird zu einer wichtigen Verbindung zwischen dem windreichen Norden und den Verbrauchszentren im Westen und im Süden von Deutschland.

Rund 2 000 Megawatt elektrische Leistung soll die etwa 300 Kilometer lange Verbindung ab dem Jahr 2025 übertragen.

Die Planungen für das Erdkabelprojekt zwischen der Nordsee und dem Rheinland schreiten voran. Am 26. Juli hatte die Firma Amprion mögliche Trassenkorridore und damit den groben Leitungsverlauf der Presse vorgestellt, seit dem 10. August ist der Übertragungsnetzbetreiber in die nächste Dialogphase gestartet.

Bürger-Informärkte und ein Bürger-Infomobil

Bevor er ab der übernächsten Woche in einen intensiven Bürgerdialog geht (siehe dazu die Info-Box), steht der Austausch mit den Kreisen, Städten und Gemeinden an, die entlang der denkbaren Trassenkorridore von A-Nord liegen. Auch andere Träger öffentlicher Belange – wie Landwirtschaftsverbände, Naturschutzverbände oder Wirtschaftsvertreter – hatte Amprion gestern nach Schermbeck eingeladen. ‘

„Ein Ziel der Veranstaltungen ist, frühzeitig Hinweise zu bekommen, um sie bei der Planung berücksichtigen zu können“, konkretisiert Amprion-Sprecher Jonas Knoop.

Fragen nach Kombination mit Zeelink

Viele konkrete Fragen kamen auf den Tisch: Unter anderem wollten die Teilnehmer wissen, ob eine Parallelführung mit der ebenfalls aktuell geplanten Gasleitung Zeelink denkbar ist. „Dazu lassen wir gerade die Technik prüfen, wie nah und über welche Länge wir an Zeelink herankommen könnten“, antwortete Knoop.

Auch die Frage nach einer Erwärmung der Erde über der Stromleitung wurde gestellt: „Auf Testtrassen im Raum Osterath und in Raesfeld wird aktuell untersucht, ob die bis zu zwei Grad Temperaturerhöhung Folgen hat. Bisher sind dort noch keine Auswirkungen zu erkennen“, so Knoop.

Projektleiter Klaus Wewering (Mitte) stellte sich allen Fragen.
Projektleiter Klaus Wewering (Mitte) stellte sich allen Fragen. © Markus Weissenfels

Was denn geschehe, wenn beispielsweise ein Landwirt sich strikt dagegen wehre, dass die Leitung durch seine Felder verläuft, wollte jemand wissen. Dann müsse in allerletzter Instanz ein Zwangsbelastungsverfahren zur Anwendung kommen, hieß es – wobei Projektleiter Klaus Wewering eine ganz klare Meinung dazu hat: „Es kann ja nicht sein, dass ein einziger Landwirt verhindert, dass 300 Kilometer Leitung gebaut werden.“

Die Bundesnetzagentur hat Amprion beauftragt, eine rechtssichere Trasse zu planen, um am Ende bauen zu können. Und zwar möglichst bald, denn im Norden stehen Windräder, die fleißig die Strom produzieren, der nach dem Energieeinspeise-Gesetz bezahlt werden muss, aber nicht weitergeleitet werden kann. „Eine Fehlplanung der Bundesregierung“, nennt Knoop dies.

>>> HIER KANN MAN SICH INFORMIEREN

Jeder Interessierte kann mit der Firma Amprion in Kontakt treten. Auf der Internetseite www.a-nord.net gibt es anschauliche Infos zu dem Projekt. Doch man kann auch den persönlichen Dialog wählen: Dazu bietet Amprion am Mittwoch, 20. September, ab 17 Uhr im Hamminkelner Bürgerhaus (Marktstraße 17) einen Bürger-Infomarkt an.

Bereits ab 13 Uhr steht an diesem Tag auf dem Rathausvorplatz in Hünxe ein Bürgerinfomobil, an dem es ebenfalls Informationen rund um die Planungen für A-Nord gibt.

So geht’s weiter: Anfang 2018 stellt Amprion einen Vorzugskorridor – direkt mit Alternativen – vor.