Wesel. . Naturschutzbeirat diskutiert die erweiterte Abgrabung „Visselsches Feld Süd“. Der BUND kritisiert fehlerhaftes hydrogeologisches Gutachten.

  • 33,6 Hektar sind bereits genehmigt, der Antrag für weitere 12,7 Hektar geht jetzt in die Planfeststellung
  • Ausgleichsflächen für Blässgans und Kiebitz müssen nachgewiesen werden
  • Der Kreiis lässt kontrollieren, ob die Vögel die neuen Flächen auch annehmen

Bis auf einen Zipfel ist die geplante Abgrabung Visselsches Feld Süd bereits 2014 genehmigt, 33,6 Hektar. Die Weseler Kiesbaggerei Menting und Bresser hat mit der Auskiesung zwischen Vahnum und Vissel in Bislich noch nicht begonnen. Jetzt befasste sich der Naturschutzbeirat des Kreises Wesel mit der Erweiterung der Abgrabung: Mit jenen Zipfel, der wegen ungeklärter Grundstücksfragen nicht zur Genehmigung gehörte, immerhin eine zusätzliche Fläche von 12,718 Hektar. Die juristischen Schwierigkeiten sind beigelegt, lediglich eine kleine Fläche bleibt wegen eines Bodendenkmals außen vor: Untersuchungen des Landschaftsverbandes Rheinland haben hier Reste einer eisenzeitlichen Siedlung nachgewiesen, dieser Bereich ist tabu.

Lebensraum der Wandervögel erhalten

Die Abgrabung liegt innerhalb des Vogelschutzgebietes Unterer Niederrhein, unter anderem leben hier wandernde Vogelarten wie Flussseeschwalbe, Blässgans und Kiebitz.

Eine FFH-Verträglichkeitsstudie stellt fest, dass beispielsweise die Winterbegrünung von Ackerflächen, die Umwandlung von Acker in Grünland und die Grünlandextensivierung helfen könnten, Lebensraum für die Vögel zu erhalten. Arktische Gänse mögen bewirtschaftete Grünflächen, eine Wintersaat würde ihnen Futter bieten, auch könnte eine späte Mahd den Vögeln entgegenkommen, erläuterte Beate Böckels von der Firma Holemans, die für Menting und Bresser das Antragsverfahren abwickelt. „Gänse gucken gerne über das Gras hinweg“, sagt sie zur Notwendigkeit einer späten Mahd.

Wird die Ersatzfläche von den Vögeln angenommen?

Bevor die Arbeiten beginnen können, müssen noch 1,8 Hektar Ausgleichsfläche für den Kiebitz nachgewiesen werden. Darauf werde man achten, so Ute Amberge von der Kreisverwaltung, die für dieses Projekt zuständig ist.

Ein Teil der Ausgleichsfläche, 10,5 Hektar, liegt im Bereich Mutter Busch – ob das zu weit entfernt für die Vögel des Visselschen Feldes Süd ist, sollen Beobachtungen, sogenannte Monitorings, klären. Die sind bereits seit zwei Jahren im Gange. 16 Hektar Feucht- und Grünland sollen in der Abgrabung selbst entstehen.

Sorge um den Grundwasserspiegel

Für die Feldlerche soll es dauerhaft rund 20 Quadratmeter große Lerchenfenster in den umliegenden Äckern geben, für alle Arten – auch für den Kiebitz – gilt: In der Brutzeit ruhen die Arbeiten an den Stellen, an denen sie siedeln. Weil zum Teil sehr schutzwürdige Böden in Anspruch genommen werden, müssen weiteren Bereiche, 13,7 Hektar, verbessert werden – aus der intensiven Bewirtschaftung genommen, entsiegelt oder auch Nadel- in heimischen Laubwald umgewandelt werden. All diese Maßnahmen und ihre Wirksamkeit sollen unter Beobachtung stehen. „Was ist, wenn das nicht funktioniert“, wollte Jürgen Trick (BUND) wissen. „Dann können wir nicht weiter abbauen“, so Böckels. Trick lehnte als einziger die Pläne samt Auflagen ab. Sein Grund: Das hydrogeologische Gutachten, das seinerzeit zur Genehmigung der ersten Teilfläche erstellt wurde, sei jetzt erneut begutachtet worden. „Es enthält erhebliche fachliche Mängel“, sagt Trick. Es handele sich um das gleiche Gutachten, das auch bei der Abgrabung Histenbruch zu Grunde gelegt wurde. Die Sorge des BUND unter anderem: Der Grundwasserstand bei Hochwasser sei falsch berechnet worden. „Steigt das Wasser im See höher an als vermutet, würde eine ganz andere Vegetation entstehen“, erläutert Trick auf Anfrage. Eine, die für die Vögel nicht hilfreich wäre. Und: „Bei hohem Wasserstand könnten Gelege bodenbrütender Vögel gefährdet sein.“ Ohne eine Bereinigung dieser Mängel werde der BUND dem Plan nicht zustimmen. „Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass es eine große Bereitschaft dafür gibt.“

7,3 Millionen Tonnen Sand und Kies sollen in einer Abgrabungsdauer von 38 Jahren in fünf Abschnitten dort gefördert werden.

Wann es los gehen kann, vermag derzeit niemand genau zu sagen. Die Erweiterung muss noch die Planfeststellung durchlaufen.