Wesel. . Begrüßt, kritisiert oder belächelt: Wesel hat die Kaugummis aus der Fußgängerzone entfernen lassen. Was hat das gebracht?
- ASG-Mitarbeiter haben im Frühling in 300 Stunden rund 50 000 Kaugummis aus der Fußgängerzone entfernt
- Zusammen mit der begleitenden Plakataktion hat die Reinigungsaktion mehr als 7000 Euro gekostet
- Inzwischen verblassen die weißen Flecken, aber die Kaugummis werden wieder mehr
Inzwischen hat sich die Aufregung gelegt: Die hellen Flecken in der Fußgängerzone, die die dunklen Kaugummis ersetzt haben, verblassen allmählich. Vier Wochen lang haben im Frühling ASG-Mitarbeiter in 300 Stunden Handarbeit rund 50 000 Kaugummis von den Steinen der Fußgängerzonen entfernt, begleitet von einer Plakatkampagne. Und von der Forderung von Ludger Hovest (SPD), Kaugummikauen in der City zu verbieten. Gut 7000 Euro hat das zusammen an Material gekostet, zusätzliches Personal musste der ASG nicht einstellen. Was ist davon geblieben?
Verbot war rechtlich nicht möglich
„Ein Verbot ist derzeit nicht durchsetzbar“, sagt Hovest. „Ich setze auf die öffentliche Diskussion und das Nachdenken vernünftiger Leute.“ Man müsse weiter mit Jugendlichen über das Thema sprechen, außerdem die Erwachsenen ihre Vorbildfunktion wahrnehmen.
ASG-Chef Ulrich Streich kündigt an, dass nach den Ferien Hausaufgabenhefte mit Werbung zum Thema „Kaugummi kein Saugummi“ an die Schulen verteilt werden. War die Aktion ein Erfolg? „Die Kaugummis sind weg“, sagt Ulrich Streich, das werte er schon als Erfolg. „Aber es kommen wieder neue hinzu. Das wussten wir.“ Ob Kaugummi-Kauer über das Problem nachgedacht haben, weniger Menschen einfach ausspucken – das könne man erst in zwei bis drei Jahren sagen. „Die Erfahrung in anderen Städten ist ernüchternd“, sagt Streich, „viele sagen, dass die Wirkung ausgesprochen kurzfristig ist.“
Flecken verschwinden
Es war nicht ganz unkompliziert, die neue Weseler Fußgängerzone von Kaugummis zu befreien, denn die Steine vertragen keinen Hochdruck. „Wir haben den Druck der Geräte auf rund 70 bar gedrosselt, sie können mehr als 100“, erläutert Streich das Verfahren. Auch habe man nicht mit hoher Hitze gearbeitet. Die Steine werden mit einer Schutzschicht angeliefert, die sich bei natürlichem Gebrauch abnutzt. Aber eben auch durch aggressive Reinigungsaktionen.
Bleiben die hellen Flecken, die vielerorts kritisch kommentiert oder schlicht belächelt wurden. „Beim Kaufhof sind sie schon beinahe verschwunden, dort haben wir begonnen“, erläutert Streich. „Im Bereich Brückstraße und Leiensplatz dauert es etwa vier Wochen länger, dort waren wir später.“ Gleich die ganze Fläche zu reinigen, sei nicht bezahlbar: Dafür sind schwere Maschinen nötig und es würde ein hoher fünfstelliger Betrag fällig – Geld, das der Gebührenzahler aufbringen müsste. Ohnehin sei es nicht sinnvoll, die Steine wieder aufzuhellen: „Dann sieht man wieder jede Pommes und jedes Eis, das herunterfällt“, sagt Streich. Und: Die Schutzschicht der Steine wäre noch schneller als ohnehin verschwunden.