Wesel. Ehrenamtliche treffen Senioren – koordiniert vom Sozialprojekt Beieinander. Cornelia Haß hat ein offenes Ohr für vielerlei Probleme.

  • Cornelia Haß ist Koordinatorin des Besuchsdienstes „Beieinander“, einem Sozialprojekt des Rotary-Clubs
  • Derzeit hat die Gruppe 22 aktive Ehrenamtler, es gibt 20 laufende Besuchsdienste
  • Es sind schon viele Freundschaften entstanden in den vergangenen fünf Jahren

Der Partner schon vor Jahren gestorben, die Kinder wohnen weit weg, zu den Nachbarn kaum Kontakt: Es gibt viele Menschen, die allein leben und in ihrem Alltag oft einsam sind. Dass diese Menschen über ihren Schatten springen und den Mut aufbringen, sich bei ihr zu melden, das wünscht sich Cornelia Haß.

Die 57-Jährige ist Koordinatorin des Besuchsdienstes „Beieinander“, einem Sozialprojekt des Rotary-Clubs Wesel-Dinslaken. In diesem Jahr feiert der ehrenamtliche Dienst sein fünfjähriges Bestehen.

Eine Idee keimt und entwickelt sich weiter

Die Idee zu dem Besuchsdienst hatten Dr. Alfred Kehl, ehemaliger Chefarzt des Evangelischen Krankenhauses, und der Dinslakener Pfarrer in Rente Karl-Heinz Tackenberg.

Im Gemeindebrief der Evangelischen Kirche an der Gnadenkirche entdeckten die beiden ein Portrait von Cornelia Haß. Die Weselerin war damals neu ins Presbyterium gekommen und stellte sich vor.

In diesem Portrait stand auch, dass Haß als ehrenamtliche Seniorenbegleiterin tätig war, kurz vorher hatte sie einen Lehrgang absolviert. Kurzerhand luden Kehl und Tackenberg die sympathische und offene Frau ein. „Und was soll ich sagen? Es passte sofort“, erinnert sie sich.

Im Februar 2012 war das. Und schon Anfang Mai stellte sich der Besuchsdienst Beieinander beim Fest zum 50-jährigen Bestehen des Evangelischen Krankenhauses der Öffentlichkeit vor.

Seither ist das Projekt seinen Wurzeln konsequent treu geblieben: Ehrenamtliche besuchen einsame Menschen, in der Regel einmal in der Woche für zwei Stunden verbringen Besucher und Besuchter Zeit miteinander.

„Es geht weder um Dienstleistungen noch um medizinische Pflegeleistungen“, macht Cornelia Haß deutlich. „Wir schenken gemeinsame Zeit.“

Dieses Geschenk anzunehmen, das sei für so manchen nicht so einfach, beobachtet die Koordinatorin immer wieder. „Oft melden sich Angehörige, die zu weit weg wohnen, beruflich stark eingespannt sind oder aus anderen Gründen nicht andauernd für ihre Eltern oder anderen Verwandten da sein können.“

Viele der Besuchten selbst, übrigens nicht ausschließlich Senioren, hätten aber zunächst Zweifel, einen Fremden ins Haus zu lassen.

Hemmungen überwinden, anderen gegenüber öffnen

Zumindest anfangs. „Wenn ich zum ersten Beratungsgespräch da war, mich und unser Projekt vorgestellt habe, dann sind doch die meisten offen“, freut sich Cornelia Haß.

Damit das Ganze funktioniert, achtet die Koordinatorin auf die Interessen beider Parteien und versucht, Menschen zusammenzubringen, die zusammenpassen. „Es sind schon viele Freundschaften entstanden in den vergangenen fünf Jahren.“

Natürlich gab es auch schmerzliche Abschiede, einige der besuchten Personen sind inzwischen gestorben. „Dann brauchen die Ehrenamtlichen oft erstmal eine Pause zum Durchatmen, bevor sie sich wieder auf jemand Neuen einlassen können“, beobachtet Cornelia Haß.

„Generell gibt es in unserem Besuchsdienst ein stetiges Auf und Ab“, so die 57-Jährige weiter.

„Mal habe ich zu viele Ehrenamtler für zu wenige Menschen, die sich besuchen lassen möchten. Mal ist es umgekehrt.“

Grundsätzlich sei ihr aber in den vergangenen fünf Jahren aufgefallen, dass viele Menschen mutiger geworden seien und offen zugeben, dass sie einsam sind.

„Dennoch sind die Schwellenängste noch immer hoch, es sollten noch mehr Menschen mutig werden. Denn sie müssen nicht allein bleiben.“ Derzeit hat das Projekt 22 aktive Ehrenamtler, es gibt 20 laufende Besuchsdienste.